FTS soll Mutter global machen

Fujitsu Technology Solutions soll mit einer starken Präsenz in Europa dem japanischen Mutterkonzern zu globaler Macht verhelfen. Aufholen will man vor allem im Servermarkt und den Marktanteil von 4 auf 10% steigern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/07

     

In einer globalen Pressekonferenz hat sich Fujitsu Siemens Computers am 30. März verabschiedet und ist unter dem neuen Namen Fujitsu Technology Solutions (FTS) am 1. April wieder auferstanden. Unter der Ägide des Mutterkonzerns Fujitsu will der abgesplittete Fujitsu-Teil des ehemaligen deutsch-japanischen Fujitsu-Siemens-Joint-Ventures, der jetzt ganz allein den Japanern gehört, in Infrastruktur, Lösungen und Services machen. Im Grunde nichts Neues. Trotzdem liess es sich Kai Flore, Präsident und CEO, nicht nehmen, die bereits bekannte Strategie «IT-Infrastruktur als Gesamtlösung» nochmals ausführlich vorzustellen.

Vier neue Bereiche

Das Unternehmen will nun also vom Produkt-Anbieter zum Infrastruktur-Anbieter mutieren. Das neue Portfolio wird in die vier Bereiche «Infrastructure Products and Services» (Storage, Server, Clients, Network), «Infrastructure Solutions», «Managed Infrastructure» (zusammen mit Fujitsu Services Betreuung von IT-Infrastrukturen in RZs und Büros) und «Infrastructure as as Service» eingeteilt.


FTS wird innerhalb des Gesamt-Konzerns für die IT-Infrastruktur zuständig sein und soll dabei für globale Reichweite sorgen, die Fujitsu allein bisher nicht hatte. Gleichzeitig soll sich FTS insbesondere in europäischen Gefilden als der einzige grosse europäische IT-Infrastruktur-Lieferant profilieren. Grundsätzlich werde man künftig überall als «one Fujitsu» auftreten, so Flore, was vor allem die Service-Sparte Fujitsu Services, mit der man zwar rechtlich getrennt sei, aber teilweise zusammenarbeite, erst verinnerlichen müsse.

Fokus Server und Storage

Besonderer Fokus bei der neuen Strategie soll dabei auf dem Server- und Storagemarkt liegen. Bei weltweit verkauften 7,74 Millionen Einheiten im Geschäftsjahr 2008 liegt Fujitsu derzeit mit 270'000 verkauften Servern und einem Marktanteil von 4 Prozent auf Rang vier hinter HP (35 Prozent), Dell (27 Prozent) und IBM (14 Prozent). Für 2010 hat FTS einen Marktanteil von 7 Prozent angepeilt, was einem Verkauf von rund 500'000 Stück entspräche. Bis 2012 will der Konzern weltweit einen Marktanteil von 10 Prozent für sich beanspruchen. Die Produktentwicklung im Unix- und Mainframe-Bereich bleibt zwar im japanischen Fukushima, FTS im deutschen Augsburg übernimmt innerhalb von Fujitsu aber weltweit die Verantwortung für Entwicklung und Produktion der IA (Intel Architecture)-Server.
Im Storage-Bereich sollen unter anderem die bestehenden Kooperationen mit Netapp und EMC ausgebaut werden. Das eigene Storage-Portfolio wird unter dem bis jetzt nur in Japan verwendeten Brand «Eternus» vertrieben.

Serviceumsätze für Partner

Auch den Partnern will sich FTS vermehrt zuwenden. Partnerschaften mit ISVs (Independend Software Vendors) wie SAP, Oracle oder Microsoft sollen gepusht werden. Auch der weltweite Channel soll grösser werden. «Wir wollen das existierende Partner-Netzwerk ausbauen», sagt Flore, «auch in Gebieten, die bereits seit einiger Zeit Interesse bezeugen, wo wir aber noch nicht so präsent sind, wie beispielsweise in Australien oder den USA.» Man wolle «partnerzentrisch» bleiben, so Flore. Bei der Neufokussierung auf Services könnte das Verhältnis zum Channel strapaziert werden. Um die Partner nicht zu vergraulen, soll es künftig Beteiligungen an Serviceumsätzen geben, wenn ein Partner beispielsweise einen Managed-Storage-Auftrag für FTS an Land zieht.

Client-Geschäft bleibt

Fujitsu Siemens Computers hat in den letzten 12 Monaten in verschiedenen Bereichen, besonders im Consumer-Segment, Marktanteile verloren, gibt Flore zu. «Wir waren in grossen Deals teilweise nicht präsent», so Flore. Er führt das unter anderem auf das veränderte Portfolio zurück. «In dem Portfolio, das wir künftig anbieten wollen, konnten wir aber bereits wachsen», relativiert der CEO.


FTS beschäftigt weltweit derzeit 167'000 Mitarbeitende in 70 Ländern, unterhält 80 Datacenter in 16 Ländern und Platform Solu­tion Centers in sieben Ländern. Der Mitarbeiterstamm soll künftig eher wachsen, besonders durch Softwarearchitekten. Die bereits angekündigten Entlassungen in Deutschland werden allerdings durchgeführt. Investiert werden soll vor allem in den R&D (Research & Developing)-Bereich in Europa. Gerüchte, denen zufolge der Konzern das Client-Geschäft abstossen wolle, dementierte Flore vorsichtig: «So weit ich es weiss, bestehen bei Fujitsu gegenwärtig keine Pläne, diesen Bereich abzustossen.» (Susann Klossek)


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