Notruf aus der IT-Abteilung

Die Potentiale der IT werden von Schweizer Unternehmen noch längst nicht ausgeschöpft. IT wird in der Unternehmensstrategie vernachlässigt. Erst 37% sehen ohne IT kein Überleben, trotzdem geht ohne IT nichts mehr.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/07

     

«Wir suchen aktiv nach neuen Lösungen, um Kosten zu sparen und Geschäftsprozesse zu optimieren», sagte Christoph Graessner von Schindler Elevator an der Podiumsdiskussion zu einer Studie von IDC und der Fachzeitschrift «Computerworld». Seine Meinung teilen auch die meisten der 520 befragten IT-Unternehmensvertreter. Unternehmen unter 5000 Mitarbeitenden sind besonders innovationsfreudig, doch für Graessner hat sich die IT-Branche den Weg in vielen Unternehmen selbst verbaut, weil zu viele unausgereifte Produkte auf den Markt gekommen sind. «Viele Firmen testen zuerst neue Lösungen, bevor sie aufrüs­ten, und können sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen», entgegnete Robert Wigger, Business Unit Manager von HPs Storage-Bereich. «Die Zeit zum Ausprobieren ist vorbei, heute sind Lösungen gefragt, die von Anfang an funktionieren. Müssten wir zuerst beim Kunden testen, könnten wir schon lange zumachen», so Graessner, der bei Schindler die Entwicklung von Liftsteuerungen verantwortet.

Studie von 520 Unternehmen

Für die Schweizer IT-Studie befragten die Marktforscher IT-Entscheider aus 520 Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden. Die Hälfte der befragten Unternehmen zählt weltweit 50 bis 500 Mitarbeitende, 10% bis 1000 Mitarbeitende und je 20% bis 5000 und über 5000 Mitarbeitende. Die Branchenverteilung umfasst 27% aus der Fertigungsindustrie, 12% Dienstleister und 11% öffentliche Hand sowie Finanzen, Gesundheitswesen, Handel und weitere. Die Ansprechpartner waren unter anderem IT-Leiter zu 37%, 29% IT-Mitarbeiter in leitender Funktion und 10% CIO.


Als grundlegende Herausforderun­gen der Unternehmen einigten sich die meisten auf die Steigerung der Kundenzufriedenheit, gefolgt vom Fachkräftemangel und dem Erreichen der Wachstums- und Gewinnziele. Dahinter folgten die konjunkturelle Entwicklung, der steigende Wettbewerbsdruck und das Erschliessen neuer Geschäftsfelder. Erst danach kamen steigende Personalkosten, steigende Rohstoff- und Energiekosten, zunehmende Regulierung und die Schwäche des US-Dollars.

Wenig Bedeutung der IT

Die Relevanz der IT in der strategischen Unternehmensplanung wird von 54% der Unternehmen vernachlässigt, kommt die Studie zum Schluss. 36% antworteten, dass die IT nur in Einzelfällen explizit in die strategische Unternehmensplanung eingebunden werde, und gar 18% messen der IT nur eine untergeordnete Rolle zu. Im Gegensatz dazu sehen 60% die IT als Wettbewerbsvorteil. Hier zeigt sich, dass ein Teil der Schweizer Unternehmen wettbewerbsfähiger aufgestellt sein könnte, wenn die Geschäftsleitung aufgeschlossener gegenüber IT wäre. Immerhin liegt der steigende Wettbewerbsdruck auf Platz 5 der Unternehmens-Herausforderungen, noch vor steigenden Rohstoff- und Energiekosten und steigenden Personalkos­ten, gleichbedeutend mit dem Erschliessen neuer Geschäftsfelder.

Server, Vista und Linux im Trend

Die Unternehmensentscheider wollen im Bereich Hardware die Server konsolidieren, die IT standardisieren und Datenvolumen anpassen. Erst danach wollen sie Storage-Hardware ausbauen und die Kosten senken. Bei Software wollen sie mehr branchenspezifische Applikationen (besonders Versicherungen und öffentliche Verwaltung) und Standard-Softwarelösungen, gefolgt von der Migration auf ein neu­es Betriebssystem und kollaborativen Softwaretools. «Windows Vista und Server 2008 sowie Linux werden vermehrt eingesetzt», sagte Joachim Benner von IDC. Soa will jeder Fünfte und Saas nur jeder Zehnte. Bei Services Brauchen die Unternehmen insbesondere externe Beratung für interne Projekte. Sie wollen den Service-Level erhöhen, das Personal weiterbilden und die IT an Geschäftsprozessen ausrichten. Outsourcing steht dagegen tief in der Gunst der IT-Entscheider. «Das entscheidet die Finanzabteilung», erklärte Wafa Moussavi-Amin von IDC.

Software ist zu teuer

Die Zufriedenheit ist in Sachen Hardware grösser als bei Software und Services. Hier sind die Unternehmen vor allem unzufrieden mit den Preisen. Bei der Hardware werden die Preise und die Qualität gelobt. Am zufriedensten bei der Software sind die Umfrageteilnehmer mit der Nutzerfreundlichkeit und dem Branchenwissen. Lob bekommen die Dienstleister für die Service-Qualität und die Einhaltung von Service Level Agreements. (Marco Rohner)


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