IT Reseller: Herr Wüthrich, Swisscom hat soeben das Internetportal Teamnet lanciert, das Kalender-, Diskussions- und Projekt-Management als Anwendung vermietet. Lässt sich damit Geld verdienen?Roger Wüthrich: Sie sprechen die Anwendung Teamspace an, eine sogenannt kollaborative Arbeits-Umgebung. Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was Teamnet einst werden sollte. Wir wollen die führende Saas-Plattform in der Schweiz werden und planen einen weiteren Ausbau. Die seit einem Jahr laufende Testphase stimmt uns zuversichtlich. Ob damit jedoch Geld zu verdienen ist, wird die Zukunft zeigen. Daher erfolgt der Ausbau mit Mass.
Das heisst, Sie haben viele zahlende Benutzer?Wir hatten 1000 Benutzer während der kostenlosen Testphase, die noch immer läuft. Seit Mitte April kann man bezahlbare Abonnemente abschliessen. Bis jetzt haben wir acht zahlende Kunden, die restlichen laufen immer noch kostenlos. Wir rechnen aber noch mit deutlichem Zuwachs. Saas ist für einfache Skalierbarkeit gebaut. Wir sind mit dem Start zufrieden, brauchen aber natürlich noch mehr Kunden, damit der Service rentiert.
Wie sind denn die Nutzer strukturiert?...
Wie sind denn die Nutzer strukturiert? Wer bezahlt dafür?Das sind meistens KMU oder aber organisationsübergreifende Teams, die noch keine entsprechenden Arbeitswerkzeuge haben. Es bietet sich von der Flexibilität her einfach, so etwas zu mieten.
Ein Abo ersetzt zum Teil Software, an der bisher andere Hersteller und deren Vertriebskanäle verdient haben. Ist Kaufsoftware von gestern, müssen die Reseller andere Geschäftsmodelle suchen?Es ist ein Trend in diese Richtung zu erkennen, ja. Das wirtschaftliche Umfeld ist zwar gerade etwas instabil, aber ich denke, dass das den Trend hin zu Mietsoftware sogar weiter verstärkt.
Mit dem Einsatz von Saas verliert man als Organisation aber auch die Kontrolle über seine Daten. Nicht ganz unproblematisch.Klar, da gibt es Widerstände und es gibt bestimmt auch Daten, die nicht für Saas in Frage kommen. Die Nutzer verstossen ja aber gerade gegen die IT-Richtlinien ihrer Organisation, weil ihre bestehenden Softwarelösungen nicht alle Bedürfnisse abdecken.
Eine Horrorvorstellung...
Eine Horrorvorstellung für jeden CIO.Man kann das so sehen. Andererseits muss man sich als CIO dann auch fragen, was man dagegen unternehmen kann und ob überhaupt alles wirklich so schlimm ist. Die Schweiz, und damit auch
Swisscom, hat strenge Datenschutzbestimmungen. Es gibt italienische Kunden, die ihre Daten in unserem Tessiner Rechenzentrum speichern, weil sie uns mehr vertrauen als den italienischen Unternehmen. Wir sind auch nicht
Google, wo die Daten in den USA gespeichert werden und man jegliche Kontrolle verliert.
Für Google Apps, das im grossen und ganzen ähnliche Funktionalitäten bietet wie Swisscom, besteht seit kurzem ein Resellerprogramm. Gibt es das für Teamnet auch?Nein, und das ist auch nicht geplant. Wir sind ja schon der Reseller der angebotenen Produkte. Und wir haben genügend direkten Kundenkontakt, sodass wir für Saas keine zusätzlichen Vertriebskanäle benötigen. (Interview Claudio De Boni)