Morgens den Horizont erweitern

Die Orbit «Zoom Days» warten nicht nur mit einem spannenden und breiten Konferenzprogramm auf, sondern auch mit hochkarätigen, internationalen Keynote-Sprechern. Sie beleuchten die IT-Branche aus diversen Winkeln.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/09

     

Die Orbit wird auch in diesem Jahr von einer Konferenz begleitet, deren Programm den Lesern von IT Reseller bereits in der letzten Ausgabe kurz vorgestellt wurde. Es lohnt sich allerdings auch die Keynotes, die jeweils am Morgen das jeweilige Thema der «Zoom Days» eröffnen, näher vorzustellen. Die Organisatoren konnten dazu hochkarätige und teilweise auch kontroverse Referenten aus dem In- und Ausland verpflichten.

Die Krise als Chance

Zum Auftakt der «Zoom Days» wird am ersten Tag, dem 12. Mai, das Thema «Business Software» behandelt. Den genauen Zusammenhang des Themas mit der Keynote, die genau genommen als Podiumsdiskussion daherkommt, lässt sich aber erst auf den zweiten Blick erkennen. Als Podiumsteilnehmer wurden Martin Lees, Generalsekretär des «Club of Rome», Boris Zürcher, Chefökonom von Avenir Suisse, Eric Scheidegger, stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (Secco) und Christoph Rennhard, CEO von Fischer Precise Management, geladen. Moderiert wird die Diskussion vom DRS-Wirtschaftsredaktor Beat Soltermann. Dabei ist ein kontroverses Gespräch vorprogrammiert, 1972 veröffentlichte der Think-Tank «Club of Rome» eine Studie mit dem Titel «Die Grenzen des Wachstums». Mitarbeiter des Jay W. Forrester Instituts für Systemdynamik führten damals eine Analyse und Computersimulationen zu diversen Szenarien durch, wobei die fünf Trends Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum beispielsweise in Bezug zu unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz gesetzt wurden. Fazit: Das Ende des möglichen Wachstums ist absehbar (in Bezug auf die damals geltenden Parameter in rund hundert Jahren nach Veröffentlichung der Studie). Auch wenn es um den «Club of Rome» in letzter Zeit, mal abgesehen von der Suche nach einem neuen Domizil, ruhig geworden ist, zeigt diese Studie die Notwendigkeit des nachhaltigen Umgangs mit begrenzten Ressourcen auf und damit den effizienten Einsatz entsprechender Business-Software.
Martin Lees mahnt dabei, aufgrund der kurzfristig eingetretenen und auch vorübergehenden Finanzkrise nicht die tatsächlichen Probleme der Welt aus dem Auge zu verlieren. «Wir werden nicht mehr dahin zurückkehren, wo wir einmal waren», so Lees. Die Krise müsse als Chance für den Aufbau einer besseren Welt gesehen werden. Alleine die erwartete globale Wasserverknappung werde grosse soziale Brandherde liefern, die der Wirtschaftsentwicklung sowie der politischen Stabilität schaden.


Dem widerspricht beispielsweise Boris Zürcher. Er sieht die Schweiz umwelttechnisch bereits auf hohem Niveau und ist überzeugt, dass sich das Umweltproblem ganz einfach mit dem Verursacherprinzip beheben lässt, indem die Kosten für Umweltschäden eins zu eins auf den Verursacher geschoben werden. Das Problem der Krise sei dagegen akut und werde den Reichtum der Schweiz nachhaltig reduzieren.

Internetkriminalität

Am zweiten Konferenztag dreht sich alles um einen Dauerbrenner in der IT-Branche: Die Sicherheit. Als Referenten konnten die Organisatoren dabei den Melani-Chef (Melde- und Analysestelle Informationssicherung) Marc Henauer gewinnen. Er wird über die aktuelle Bedrohungslage in der Schweiz berichten und die sich täglich verändernden Herausforderungen der rasant wachsenden Internetkriminalität beschreiben. Dabei beschreibt er künftige Bedrohungssituationen für Firmen und Privathaushalte, wie ihnen wirkungsvoll begegnet werden kann und was der Gesetzgeber gegen die wachsende Bedrohung unternehmen kann. Henauer war zuvor als Analytiker für Wirtschafts- und Internetkriminalität tätig und studierte an der Universität St. Gallen, der Universität Zürich und der Georgetown University in Washington DC.

Online Geld verdienen

Am dritten Tag dreht sich alles um das Internet und seine Möglichkeiten, Geld zu verdienen. E-Commerce hat sich in den vergangenen Jahren von einer vornehmlichen Marketingspielerei zu einem rasant wachsenden Absatzkanal gewandelt. Zunächst wurden vor allem Flug- und Konzerttickets, Ferienreisen, Elektronikartikel und Bücher über das Internet verkauft. Mittlerweile ist beispielsweise der Online-Lebensmittelhändler Leshop zur grössten Migros-Filiale herangewachsen.


Die Keynote dieses Tages wird von zwei absoluten Internet-Profis gehalten: Zum einen von Hansjörg Allstädt, Leiter E-Business-Solution bei Neckermann.de, zum anderen von Kai Gutzeit, Head of Google Enterprise im deutschsprachigen Raum. Laut Allstädt liegt der Erfolg von E-Commerce in einer gesunden Portion Technologiefeindlichkeit. «Wir brauchen den Mut hin zu pragmatischen Lösungen», betont er, «sonst rinnt einem das Geld schneller durch die Hände als man hinschauen kann.» Einen Innovationswettlauf mit der Konkurrenz bezeichnet er als «auf lange Sicht tödlich». Kai Gutzeit seinerseits stellt das noch nicht umfassend bekannte Enterprise-Portfolio von Google vor und wie sein Unternehmen Firmen zu besserer interner und externer Zusammenarbeit verhelfen kann.

Alles grün oder was?

Am letzten Konferenztag steht ein sehr doppelbödiges Schlagwort im Mittelpunkt: «Green IT.» Gleich die Keynote wird die Spreu vom Weizen trennen und zeigen, ob es den Anbietern und Anwendern in Sachen «Green IT» wirklich um den Umweltschutz geht, oder ob man doch besser von «Cost IT» reden würde. Den Auftakt bestreiten nämlich zwei wirklich grüne: Dennis Pamlin, Global Policy Officer der Umweltschutzorganisation WWF sowie Christian Zeyer, stellvertretender Leiter Klimapolitik bei WWF Schweiz. Während Zeyer die Einleitung mit einem generellen Blick auf den Klimawandel, seine Folgen und mögliche Lösungen bestreitet, wird Pamlin konkret auf die Möglichkeit der IT hinweisen, nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu werden. Weitere Informationen finden sich auf www.orbit.ch. (Markus Gross)


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