Unter den Top-5-IT-Unternehmen spielt sich ein halsbrecherischer Wettbewerb ab, um neue Kunden zu gewinnen. Die grössten indischen IT-Dienstleister haben seit Ende Mai ihre Stundensätze für laufende und neue Grossprojekte bis 35 Prozent gegenüber Jahresbeginn gesenkt. Die Hauptkunden von Outsourcing-Anbietern wie Wipro und Tech Mahindra sind so hart von der Rezession getroffen, dass sie sparen müssen. Dies berichtet die Zeitung «India Times» unter Berufung auf Offshore-Berater und Firmenchefs.
Abrechnungspreise fallen beispiellos
«Der letzte Monat ergab selbst für bestehende Kunden einen beispielslosen Schnitt bei den Abrechnungspreisen», meinte Avinash Vashisth, Vorsitzender und CEO der Offshore-Beratungsfirma Tholons, gegenüber «India Times». «Wir sahen Preissenkungen bis auf 16 Dollar pro Stunde bei den meisten Projekten. Der Auftragseingang ist immer noch tief», sagte Siddhartha Pai, Partner und Managing Director der indischen Niederlassung der weltweiten Outsourcingsberatungsfirma TPI. Er erwarte, dass dieses Niveau bis in die ersten Monate des nächsten Jahres bleibe. Marktforscher von Gartner erwarten eine Erholung nicht vor dem ersten oder zweiten Quartal 2010.
Tiefere Rabatte in allen Bereichen
Die Rabatte sind tiefer als die Anfang Jahr geforderten 20 Prozent von BT an
Infosys und Tech Mahindra. Selbst anspruchsvolle SAP-Projekte sind heute 25 Prozent billiger. Die grossen IT-Firmen offerieren solche Tiefpreise als Einstiegsrabatte für neue Kunden oder bestehende Auftraggeber für die nächsten ein bis zwei Jahre, wie ein Infosys-Führungsmitglied der indischen Zeitung verriet. Vashisth vergleicht, dass eine Putzfrau in den Büros von Tholons Osteuropa zwischen 16 und 20 Dollar verdiene.
Mehr Firmen verhandeln neu
Der Preisschnitt kam in Raten. Im November verlangten die Kunden Pauschaltarife, im ersten Quartal dieses Jahres wollten sie Rabatte von 20 Prozent, und jetzt bitten sie um 30 bis 35 Prozent Preisnachlass - nicht nur bei neuen, sondern auch bei existierenden Verträgen.
Marktanalysten von Merrill Lynch sagten im Dezember voraus, dass viele Firmen ihre Verträge frisch aushandeln werden. (Marco Rohner)