Laut Robert Wigger, dem Verantwortlichen für Enterprise Server, Storage und Networking bei
Hewlett-Packard Schweiz, wird sich der hiesige Markt fürs «Mission Critical Computing» bis Ende 2011 grundlegend verändert haben. Bei einem Marktvolumen von jetzt rund 60 Millionen Franken will Wigger den derzeitigen HP-Anteil von 13 Prozent auf 30 Prozent mehr als verdoppeln. Dabei handelt es sich um einen reinen Verdrängungskampf, wie der HP-Mann ankündigte. Der konzentriere sich auf die Angebote von Sun Microsystem, die auf SPARC-Prozessoren basieren, und auf IBM-Produkte mit Power-Prozessoren. Auf
IBM entfällt derzeit etwas weniger als die Hälfte des Marktvolumens und auf Sun knapp 20 Prozent. Nach der Übernahme durch
Oracle scheint man bei HP zu glauben, Sun werde entgegen der Aussagen von Oracle mit eigener Hardware aus dem Markt verschwinden. Ob Wigger seine Ziele in der kurzen Frist erreicht, darf also bezweifelt werden. Kommt hinzu, dass HP selbst bei den Marktanteilen für Rechner mit RISC-, CISC- und EPIC-CPUs seit Anfang 2008 kontinuierlich Marktanteile verlor.
Der Trumpf: Konvergenz aus einer Hand
Die Hoffnungen von HP gründen sich auf den an der Hausmesse Tech(at)Work vorgestellten Geräten für ihre neuartige «konvergente Infrastruktur». An der Frankfurter Show wurde das am Beispiel eines im 19-Zoll-Rack verpackten Highend-Systems regelrecht zelebriert. Stück um Stück wurden einzelne Komponenten und Blades wie die BL860c i2, BL870c i2 und BL890c i2 inklusive einem neuen Integrity-Superdome-2-Hochleistungsrechner vorgeführt. Sie laufen auf dem hauseigenen Unix-Betriebssystem HP-UX 11i v3. Bestückt sind sie mit den jüngsten Itanium-9300-Prozessoren von
Intel, die über vier Rechnerherzen verfügen. Das Herzstück ist mit «Blade Scale» eine erneuerte Architektur, womit Server, Speicher und Netzwerkkomponenten nahtlos zu einer «Converged Infrastructure» vereint sind.
Da neben den Unix-Servern auch Blades mit CPUs auf x86-Architektur mit Windows und Linux in dem Rack Platz finden, soll laut HP die Basis für das Rechenzentrum von morgen gelegt sein. Zum einen werkeln überall die gleichen Komponenten, und anderseits werden alle Server über eine gemeinsame Management-Oberfläche verwaltet.
HP, so die Botschaft, sei der einzige Hersteller mit einer einheitlichen Blade-Infrastruktur, die vom x86-System bis zum Superdome 2 und den Integrity-Nonstop-Systemen für geschäftskritische Prozesse reicht, gleichzeitig die Netzwerke umfasst und über eine Konsole gesteuert wird.
Parallel und schnell
Anwender, die als Basis ihrer Applikationen unterschiedliche Betriebssysteme nutzen, können also beruhigt sein, gleichzeitig laufen auf den jetzt vorgestellten Integrity-Servern OpenVMS, HP-UX und Windows-Betriebssysteme parallel auf der vereinheitlichten Plattform. Die neuen Integrity Blades verbessern zudem gemäss
HP massiv die Leistungsfähigkeit und reduzieren dabei die Kosten für den Gesamtbetrieb. So sei das BL890c i2 als erstes Bladesystem der Branche in der Lage, auf acht CPU-Sockel zu skalieren. Hierfür ist eine Blade-Link-Technologie im Einsatz, über die sich mehrere Blades zu zwei, vier oder acht
Socket-Systemen verbinden lassen. Damit lasse sich bei der Halbierung des Platzbedarfs eine bis zu neunmal höhere Leistung erzielen. Und weil in der gleichen Infrastruktur die Kombination beliebiger Blades möglich ist, verbessere sich auch die Flexibilität der Systeme. Allein mit dem neuen Integrity Superdome 2 soll sich die Verfügbarkeit der Infrastruktur im Vergleich zum Vorgänger um satte 450 Prozent verbessert haben.
Fazit
Mit so vielen Novitäten scheint zumindest der Anspruch von
Hewlett-Packard intakt, in der Schweiz den Markt für geschäftskritisches Computing aufzumischen. Ob das genügt, die von Wigger anvisierten Ziele zu erreichen, darf aber wohl bezweifelt werden.