Uwe Salzmann - Der Kunst-Freak

Trotz seines Ziels niemals Karriere zu machen, ist Uwe Salzmann heute Managing Director Central Europe bei Centric. Seine Liebe zur Kunst müsse deshalb etwas hinten anstehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2010/06

     

Uwe Salzmann bezeichnet sich selbst als bunten Hund, und tatsächlich ist sein Leben alles andere als gradlinig und langweilig verlaufen. Bereits als Schuljunge wusste er, dass er keine Karriere anstreben wollte. Das süsse Leben und vor allen Dingen die Kunst interessieren ihn viel mehr. Mit 52 Jahren ist Salzmann nun Managing Director Central Europe beim IT-Beratungsunternehmen Centric – dass er Also trotzdem Karriere gemacht hat, hat er hauptsächlich seiner Neugier zuzuschreiben.
Schon als 12-Jähriger hat sich Salzmann intensiv mit Kunst auseinander gesetzt und sich dem Malen und Bildhauen gewidmet. «Die Kunst war damals mein Me­tier und ich dachte, dafür muss ich nicht studieren», erklärt Salzmann. Auch Musik und Sport waren für den in der Schweiz aufgewachsenen und damals noch deutschen Staatsbürger sehr wichtig: «Ich habe mit Kollegen Musik gemacht, Schlagzeug gespielt und vor allem sehr viel Tennis gespielt.» Es überrascht daher kaum, dass das Ziel von Salzmann die Kunstschule war. Schliesslich setzten sich aber die Eltern durch, die von ihm verlangten, «etwas Anständiges» zu lernen und nicht auf die brotlose Kunst zu setzen. Also begann Salzmann bei Sulzer eine Lehre als Maschinenzeichner und konnte dank seiner Wissbegierde und seinem Engagement gleichzeitig auch eine Lehre als Kälteanlagezeichner absolvieren.

Lieber Schweizer Militärdienst

Nach dem Lehrabschluss hätte der junge Mann nach Deutschland in den Militärdienst einrücken sollen. Wegen seiner in der Schweiz verbrachten Kindheit fühlte er sich aber hier heimisch und beschloss, sich einbürgern zu lassen. Folglich musste er seinen Militärdienst hierzulande leisten. «Als ich dann in der Unteroffiziersschule mit studierten Kollegen sprach, merkte ich, dass es noch viel Spannendes gibt, und ich entschied mich, am Abendtech Elektrotechnik zu studieren. Parallel dazu habe ich nach wie vor Musik gemacht und meinen künstlerischen Fähigkeiten gefrönt», beschreibt Salzmann diese Zeit. Auch die Geburt seiner Tochter brachte den heute 52-Jährigen nicht aus seinem Konzept. Als er dann aber im Alter von 26 Jahren seinen ersten Führungsjob übernahm und versuchte, alles unter einen Hut zu bringen, hatte er das Gefühl, viel zu wenig Zeit für seine Tochter zu haben. Deshalb habe er eine kurze Auszeit genommen und «Hausmann gespielt». «Meine Frau ging während dieser Zeit arbeiten, und ich habe den Haushalt geschmissen. Ich habe das wirklich genossen, und ich hatte genügend Zeit für meine Familie und meine Kunst.» Er habe immer gehört, Hausfrau zu sein, sei ein Stress, er habe das aber nicht so empfunden. «Gut, ich muss sagen, für zwanzig Jahre würde ich das auch nicht machen wollen», gibt er dann doch zu.

Studium der Psychologie

Nach fünf Monaten war der Rollentausch vorbei, und Salzmann stieg wieder bei seinem früheren Arbeitgeber ein. «Dann wurde die Karriere etwas heftiger, und schon bald wurde ich zum ersten Mal zum CEO ernannt.» Er habe dann im weiteren Verlauf verschiedene Unternehmen komplett reorganisiert oder neue Geschäftsfelder aufgebaut. «Ich erkannte schnell, dass der Mensch dabei eine zentrale Rolle spielt.» Um diese besser verstehen und auch etwas in den Mensch hineinschauen zu können, trieb seine Neugier Salzmann zum Studium der Psycho­logie. Gleichzeitig entdeckte er ein neues Hobby und begann an alten, englischen Motorrädern herumzuschrauben. Nach drei Semestern brach er aber sein Studium wieder ab. «Mir fehlte das Fassbare, ich wollte nicht alles und jeden mit dem Verhaltensdreieck erklären können. Das Leben spielt, und da muss man auch mal konkret werden.» Bis heute bilde er sich aber auf diesem Gebiet in Eigenregie weiter und könne so die für ihn interessanten Aspekte rauspicken.

Als Sales Trainee zur IT

Zur IT gefunden hat Salzmann schliesslich durch einen Bekannten, der jemand suchte, der «in der Wirtschaft gewesen ist, auf C-Level war und wusste, was die Bedürfnisse da draussen sind». Salzmann war anfangs wenig begeistert, aber schliesslich konnte ihn der Bekannte um den Finger wickeln. «Es war zwar noch ein weiter Weg zum Ziel, aber das Pioniertum hat mich schon immer gereizt.» Und so begann Salzmann bei Digital (heute HP) als Sales Trainee und arbeitete sich dann über den Bereichsmanager zum Country Manager hoch. «Und wie das in der IT so ist, entweder man liebt es oder man hasst es. Wenn man mal richtig drin ist, kommt man fast nicht mehr raus.» Salzmann interessiert das riesige Sammelsurium an Möglichkeiten, das einem von der Technologie geboten wird. Dass man mit diesem Werkzeugkasten der IT eine riesige Freiheit habe und ganz neue Wege gehen könne, sei das Spannende. Und ebensolche versucht Salzmann auch mit Centric zu begehen.
Überhaupt ist Freiheit sehr wichtig für Salzmann. Dementsprechend nimmt er denn auch die Zukunft so wie sie kommt. Mehr Zeit für Kunst und Musik soll ein Eckpfeiler sein, ebenso mehr Zeit für seine Kinder. Aber solche Phasen werde es auch wieder geben, das Leben verlaufe immer in Wellenbewegungen, ist Salzmann überzeugt. «Darum masse ich mir gar nicht an, zu sagen, wie die Zukunft wird. Das Einzige, was ich sagen kann, ist: Ich will mich weiterentwickeln und mehr lernen. Was das mit sich bringt, wird sich zeigen.»

Uwe Salzmann

Uwe Salzmann ist als Sohn eines Ostpreussen und einer Bayerin in der Schweiz aufgewachsen. Im Herzen Schweizer, hat er sich mit knapp 20 einbürgern lassen und wurde «der einzige Ausländer in meiner Familie». Nach Abschluss seiner Doppellehre als Maschinen- und Kälteanlagezeichner und dem Schweizer Militär reize ihn ein Studium, er schrieb sich am Abendtech im Fach Elektrotechnik ein. In Folge arbeitete er in verschiedenen Unternehmen, re­organisierte sie, baute neue Geschäftsfelder auf oder amtete als CEO.
Um seine Tochter aufwachsen zu sehen, legte Salzmann eine fünfmonatige Vaterschaftspause ein und führte den Haushalt. «Kochen war schon immer mein Hobby. Es ist bis heute eine Leidenschaft von mir.» Mittlerweile ist er Managing Director Central Eu­rope beim IT-Beratungsunternehmen Centric. Wie lange er noch im Berufsleben bleibt, darauf will er sich nicht festlegen. «Solange eine spannende Aufgabe da ist und ich das mit meiner Familie und meinen Freizeitaktivitäten kombinieren kann, kann ich mir auch vorstellen, bis 70 oder 80
zu arbeiten.»


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