Wie weiter mit Winware?

20. Juni 2007

     

Fleissige Leser unserer Online-News wissen, dass IT Reseller letzte Woche aufgedeckt hatte, dass der Winware-Hersteller Selectline ab dem 1. Juli das Produkt in der Schweiz selbst und nicht mehr über Sage vertreibt. Aus diesem Grund hat Selectline bereits eine Schweizer Niederlassung gegründet, deren Leitung ausgerechnet der frühere Winware-und heutige Skip5-Chef Bernd Pfaff übernehmen wird. Nach dem Bekanntwerden hatte Sage in einem Schreiben seine Händler informiert, dass man von unveränderten Vertragsverhältnissen ausgehe und das Produkt weiter vertreiben werde.

Ebenso fleissige Leser der IT-Reseller-Printversion wissen indes bereits: Selectline Schweiz wird an derselben Adresse wie Skip5 in St. Gallen beheimatet sein und beschäftigt bereits seit vorgestern neben Pfaff als Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrats vier Mitarbeitende. Ausser zwei Support- und einem Back-Office-Mitarbeitenden gehört zu dem Team ein Key Account Manager, der den Händlerkanal betreuen wird.


"Wir werden Selectline konsequent nur über Händler und nicht direkt verkaufen", sagt Pfaff, der damit rechnet, den Mitarbeiterbestand bis Ende Jahr um rund 10 Leute zu erweitern. Pfaff will ein dreistufiges Partnermodell einführen, das sich an Umsatz, Anzahl Neukunden und Referenzkunden orientiert. Ein "Kompetenzpartner", die höchste Partnerstufe, muss mindestens zwei Mitarbeiter für das Produkt ausbilden.

"Wir suchen aktiv Händler", sagt Pfaff und meint, "die Produkte würden sich ideal ergänzen, da Skip5 nur per ASP und Selectline nur in der CD-Box vertrieben werde. Pfaff will sich vorerst vor allem um den Aufbau von Selectline Schweiz kümmern, während Skip5-Mann ­Roman Sutter den ASP-Hersteller mit seinen sechs Mitarbeitenden betreuen wird. "Es haben sich bereits viele Händler gemeldet", sagt Pfaff, und Sutter meint: "Es besteht durch die neue Situation auch eine gewisse Unsicherheit, die es nun aufzuklären gilt."

Tatsächlich: Unsicherheiten gibt es. Denn einerseits behauptet Sage, das Produkt weiter zu vertreiben, andererseits will Selectline selbst bereits mit dem Aufbau des Vertriebs begonnen haben. Was also? Rainer Kuhn, Geschäftsführer von Selectline Deutschland, sagt auf Anfrage von IT Reseller: "Der Vertrag mit Sage Schweiz wurde von unserer Seite gekündigt, da wir den Vertrieb in der Schweiz wieder selbst in die Hand nehmen möchten."

Das sieht Mark Ziegler, Marketing- und Verkaufsleiter bei Sage, ganz anders: "Der Vertrag wurde bis 2009 abgeschlossen. Selectline versucht nun, eine juristische Unklarheit auszunützen." Dies widerspreche aber dem Grundsatz von Treu und Glauben, sagt Ziegler und verweist darauf, dass Sage am 26. und 27. Juni eine Informationsveranstaltung in Egerkingen anberaumt hat, um die Händler über das konkrete weitere Vorgehen zu informieren.

Es steht also Aussage gegen Aussage, und um die Vertriebsfrage werden sich zweifellos die Anwälte der beiden Unternehmen und gegebenenfalls ein Richter kümmern müssen. Dass die Frage bis zu der nächste Woche anberaumten Informationstagung geklärt sein wird, darf allerdings bezweifelt werden. (mh)

Was halten Sie von dem Hin und Her der beiden Streithähne? Sagen Sie uns Ihre Meinung. Benutzen Sie die Kommentarbox weiter unten.


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