Also ABC: Ausbau des Lagers, Umbau der Organisation

Klassenprimus Also ABC ist schon seit längerem kein einfacher «Distributor» mehr. Dies zeigt ein Augenschein im brandneuen Lager in Emmen und ein Blick auf die neue Organisationsstruktur der Schindler-Tochter. Die klasssische Distribution ist nur noch ein Teilbereich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/21

     

Bereits zum dritten Mal ist das Lager oder neudeutsch «Logistikcenter» der Also ABC in Emmen ausgebaut worden. Die Nutzfläche stieg bei jedem Ausbauschritt exponentiell. 1993 bezog man eine Fläche von 4’780 Quadratmeter, in der zweiten Etappe kamen 8’335 m2 dazu und die Nutzfläche wurde nun auf über 25’000 m2 erhöht.
Dazu kommt die laufend verbesserte Ausnützung der Lagerfläche mit modernen Konzepten wie «chaotische» Lagerung und dem massiven Einsatz von Informationstechnologie. So steht im neuen Gebäude nicht nur wesentlich mehr Fläche zur Verfügung, sondern es soll auch eine um 30% höhere Produktivität erzielt werden.
Die Schindler-Tochter liess sich den letzten Ausbauschritt immerhin 20 Mio. Franken kosten, verkaufte aber umgehend das Gebäude und mietete es zurück.
Ebenfalls massiv aufgestockt wird der Personalbestand. Dieses Jahr sollen in Emmen 70 neue Stellen besetzt werden und nächstes Jahr sollen weitere 50 bis 70 Personen dazu kommen, so Also ABC-Chef Marc Schnyder.

Vom Disti zum Outsourcing-Dienstleister

Alle grossen Distributoren singen das gleiche Lied: Man will kein platter Disti, sprich Grosshändler mehr sein, sondern verkauft Dienstleistungen. Zentral dabei ist das Outsourcing der gesamten Logistik an einen «Logistik-Dienstleister», sei es nun ein ehemaliger Distributor oder ein Spediteur. So balgt sich in diesen Tagen Also ABC mit Setz Gütertransport um einen Grossauftrag für die Swisscom, wie Brancheninsider zu erzählen wissen. Auch für den Tech Data-Europachef, Graeme Watt, sind die «Lastwägeler» zur ernsthaften Konkurrenz geworden, wie er in einem Exklusiv-Interview mit IT Reseller im Oktober erklärte.
Für Also ABC drückt sich dieser Trend in der steigenden Anzahl von Direktlieferungen («Drop Shipment») an den Endkunden aus. Für über 100 Wiederverkäufer werden heute in Emmen die Lieferscheine ausgedruckt und die Ware direkt zum Kunden gebracht. Der Umsatzanteil beträgt heute, Tendenz steigend, bereits 20%, erzählt Schnyder.
Ein Teil der Kunden, die die bestellte Ware nicht mehr physisch berühren, sind «E-Tailer», Firmen Also, deren «Laden» sich im Web befindet. Im Januar wurde der Auftrag für den Compaq-Webshop gewonnen, seitdem sind ähnliche, kleinere Outsourcing-Deals gewonnen worden. Weitere grössere Projekte sind am Laufen, sagt Schnyder, will aber nicht verraten, um wen es sich handelt. Sollten diese grossen Outsourcing-Projekte gewonnen werden, so steht das Also-Gebäude in Emmen übrigens bereits vor der nächsten Ausbau-Etappe.

Neue Strukturen für neues Business

War Also ABC bis vor kurzem als klassischer Disti entlang den «Linien», den Herstellern organisiert, so richtet sich die Firmenstruktur heute nach der Art der Dienstleistung. Die Emmener teilen sich in vier Abteilungen: «Distribution», «Consumer», «Logistic-Services» und «Technology»:
Distribution umfasst das klassische Grosshandelsgeschäft mit HP, IBM, Compaq, Sony, Fujitsu Siemens etc.
Consumer: In dieser Abteilung wird das Geschäft mit Retailern wie Mediamarkt, Interdiscount und Fnac (!) organisiert. Dazu zählt auch das Handy-Geschäft, wo Also ABC für die Retailer Pakete zusammenstellt. Im Consumerbereich, wo Also ABC in der Schweiz dominiert, wird eine ganze Reihe von Dienstleistungen verkauft, wie z.B. kundenspezifische Preisauszeichnungen.
Technology: Im Bereich Technologie fasst Schnyder die Hightech-Distribution für Sun, Cisco und Netzwerke zusammen. Die Abteilung, die Presales-Dienstleistungen erbringt und Maschinen vorkonfiguriert, beschäftigt etwa 30 Personen, darunter auch Ingenieure.
Logistic-Services: Heute «betreibt» diese Abteilung gegen 15 Webshops in der Schweiz, darunter diejenigen von Compaq und Waser (wasereasy). Also liefert die bestellten Waren den Endkunden, den Shops aber auch die Daten. Ein weiteres Beispiel der Dienstleistungen ist die kundenspezifische Preisauszeichnung für Migros. Die Preise werden von der Migros elektronisch übermittelt, Also druckt dann die entsprechenden Preisetiketten aus. (hc)

Weiterhin paneuropäische Expansionspläne


Angesichts der grossen Investitionen der Also ABC in Emmen und in Deutschland, sowie der Verluste der Schwesterfirma Also Comsyt, könnte man annehmen, Also habe die paneuropäischen Expansionspläne aufs Eis gelegt. Holding-Leiter Thomas Weissmann verneint: «Die Ausbaupläne sind immer noch aktuell, aber wir lassen uns nicht drängen. Wir prüfen alle Gelegenheiten sehr sorgfältig. Mir persönlich ist es egal, ob bis zur Expansion in weitere Märkte ein, zwei, drei oder vier Jahre vergehen. Wichtig ist die richtige Expansion, nicht die schnelle.» Wie es Weissmann doch schon immer sagte...


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