Big Players im Schweizer Web-Business Zwei verkauft, zwei an die Börse

Wie jedes Jahr präsentiert IT Reseller eine Übersicht der führenden Schweizer Webdienstleister. Während die meisten Unternehmen ihre Mitarbeiter- und Umsatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln konnten, führte die aggressive Expansion bei Day und Obtree zu Verlusten. Day und Crealogix gingen letztes Jahr an die Börse – Obtree kam zu spät und musste den IPO verschieben. Zwei der Top Ten, Aseantic und Digivision, wählten den sicheren Weg und stellten sich bei internationalen Netzwerken unter. Noch sind sechs der zehn in Schweizer Hand.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/01

     


4Media Group

Zusammenschluss des Internet-Dienstleisters ID Media mit dem Software-Entwickler 4Media. Kernkompetenzen sind Standard-Software für automatische Medienproduktionen sowie E-Commerce.
Geführt von international erfahrenen Unternehmern, mit dem Ziel, sich mit komplexen, erfolgreichen E-Business-Lösungen zum weltweiten Partner von Industrie-, Druck-, Handels- und Consulting-Unternehmen zu entwickeln. IPO geplant.
Eigene XML-Applikation «Integrate», mittels derer sich Produktedaten auf verschiedenen Medien (Postscript für den Druck, PDF, CD-ROM, HTML und für Marktplätze) publizieren und verwalten lassen.
Gründungsjahr: 1997
Filialen: Baar, San Diego, Bonn
Mitarbeiter: 84
Umsatz 2000: keine Angaben (ausser, dass jährliches Wachstum 150% sei).
Gewinn/Verlust 2000: keine Angaben
Hauptreferenzen: ABB, Bachem, Canon, Coop, Interio, Kontakt Systeme AG, Mobitare, Motorola, Schulthess, Waser Büro

Adcore Schweiz

Im Herbst 2000 wurde die frühere Aseantic Media AG für 28 Mio. Franken an die Schwedische Adcore, die in 11 Ländern Niederlassungen unterhält, verkauft.
Die Schweden verfügen über viel Know-how für Projekte der mobilen Kommunikation und E-Business.
Alleine die Strategie-Division von Adcore beschäftigt international 300 Leute. Adcore ist vor allem im Finanz- und Versicherungsbereich und in der Telekommunikationsbranche stark, während Aseantic sich im Konsum- und Luxusgütermarkt einen Namen gemacht hat.
Mit mehr als 65 gezeigten Internetprojekten gehört die ehemalige Aseantic nicht erst seit ihrem preisgekrönten Rado-Auftritt zu den Spezialisten für ästhetische und funktionelle Web-Auftritte.
Das Unternehmen konnte sich hervorragend positionieren und gilt bei Insidern als eine der innovativsten Internet-Firmen der Schweiz. Eigenes Redaktions-Tool «Online-Manager».
Gründungsjahr: 1995 (Hauptsitz Schweden gegründet 1995)
Standort: Biel, Niederlassungen in 11 europäischen Ländern und Japan
Mitarbeiter: 70
Umsatz 2000: rund 7 Mio. Franken (Schätzung IT Reseller)
Gewinn / Verlust 2000: erwirtschaftet Gewinn, Zahlen werden im Geschäftsbericht publiziert.
Hauptreferenzen: Adcore, Amstel Schweiz, beerculture.com, Coca-Cola Schweiz, Disetronic, Feintool, McDonald’s Schweiz, Messe Basel, Mikron, Mobiliar, Pierrot-Lusso, Plenaxx.com, Rado, SAP (Schweiz), SBB Cargo, The Swatch Group

Crealogix AG

Crealogix AG, ehemals 100%-Tochter der Delta Consulting Group, Bubikon, übernahm Anfang 1999 Geschäftsaktivitäten im Bereich Internet von der Muttergesellschaft. Die Namensgleichheit mit Delta St. Gallen hat ihren Ursprung in der ursprünglich geplanten Zusammenarbeit. Delta St. Gallen fusionierte mit MMD zur heutigen Namics. Die Bubikoner suchten sich einen neuen Namen, Crealogix.
Crealogix ist Lead-Agentur von Credit Suisse und war federführend bei der Entwicklung der Telebanking-Applikation Direct Net. Im Sommer 2000 wurde das Aktienkapital von 0,1 auf 4 Mio. Franken erhöht und seit 7. September ist die Firma am SWX New Market kotiert. Durch den Börsengang verschaffte sich Crealogix runde 200 Mio. Franken für die geplante Expansion nach Deutschland, Italien, Grossbritannien und Osteuropa. Seit dem IPO befindet sich der Kurs der Aktie allerdings im konstanten Abwärtstrend. Der Jahresgewinn lag per Ende Juni 2000 bei rund 4,5 Mio. Franken.
Gründungsjahr: 1996
Standorte: Bubikon, Basel, Zürich, Toronto, Frankfurt/Main
Mitarbeiter: 175
Umsatz 1999: CA. 24 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2000: Gewinnbringend, Zahlen werden Mitte Februar publiziert.
Hauptreferenzen: ABB, AWD, AIG, Ascom, Atraxis, Credit Suisse Group, Fundstreet, Hilti, Phonak, Bank Vontobel, Zürich Financial Services, Zürcher Kantonalbank

Day Interactive Switzerland

Ganz und gar unschweizerisch ging die Basler Agentur Day Interactive Switzerland AG (ehemals Bidule) ans Werk. Mit zwei neuen Investoren (Aventic AG, eine Private Equity-Tochter der UBS, und Swiss Re Partnership Holding AG) und mehr als 5 Millionen Venture Capital im Rücken peilte sie umsatzmässig mittelfristig weltweit die 100-Millionen-Marke und den Börsengang an. Unter dem Dach der Day Interactive Holding AG finden sich unterdessen fünf Ländergesellschaften (Schweiz, Deutschland, UK, USA und Singapore), sowie die Day Management AG.
Eigene Software «Communiqué 2», ein Application Server mit integriertem Web Content Management, zu dessen Vermarktung immer mehr Allianzen mit Consulting-Firmen und grossen Werbeberatern eingesetzt werden.
Seit April 2000 ist Day am SWX New Market kotiert. Der Kurs der Aktie fiel seither allerdings von fast 600 Franken auf etwa ein Fünftel. Day investiert im grossen Stil in die weltweite Expansion, v. a. in den USA. Allein im Jahr 2000 wurde die Belegschaft im Ausland von 20 auf 170 erhöht.
Day enttäuschte im 2000 mit geringem Umsatzwachstum. Nach eigenen Angaben wird man im 2000 einen Umsatz von 19,5 Mio. Franken oder höher verbuchen. Bereits in den ersten neun Monaten betrug der Verlust fast 22 Mio. Franken. Die Gewinnschwelle will Day im Jahr 2002 erreichen.
Gründungsjahr: 1993
Standorte: Basel und Zürich. Ableger in München, London, Leamington SPA, Los Angeles, Newport Beach, Chicago, New York und Singapore
Mitarbeiter: 60 (weltweit 230)
Umsatz 2000: +19,5 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2000: 21,8 Mio. Franken Verlust bis Q3/2000
Hauptreferenzen: UBS, Sony, Zurich Financial Services, Schweizer Rück (Swiss Re), General Motors Europe, Motorola, Novartis, EDA, VBS, Viag Interkom, Rentenanstalt, CERN, Lonza

Futurecom Interactive

Futurecom Interactive AG wurde als Joint-Venture der führenden Schweizer Werbeagentur Advico Young & Rubicam und Impiric Schweiz (vormals WCJ) gegründet. Heute konzipiert und realisiert Futurecom mit rund 100 Mitarbeitern integrierte Grossprojekte, Corporate Websites, dialogorientierte Auftritte, Viral Marketing Promotions sowie CRM-Lösungen für mehrheitlich nationale und internationale Grosskunden im B2B / B2C Sektor. Man zählt 60 Kunden, davon 30 aktive, für welche im Laufe der Jahre über 300 Projekte realisiert wurden. Futurecom gilt offiziell als «most awarded New Media Creative Company» der Schweiz, gemessen an den relevanten nationalen und internationalen Auszeichnungen. (Quelle: The International Digital Excellence Association IDEA und Adage)
Gründungsjahr: 1996
Standorte: Zürich, weltweites Netzwerk (Y&R, Impiric, WPP)
Mitarbeiter: 105
Umsatz 2000: CA. 11,5 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2000: Gewinnbringend, ohne Angaben
Hauptreferenzen: Axpo, Swissair, Swisscom, ZKB, IWC, Ford (Schweiz & Europe), Jaguar (Schweiz), Kuoni, Hakle, Europay, Finanz & Wirtschaft, ADC Schweiz, Advico Young & Rubicam, Partnerwinner, Zschokke

Kabel New Media Schweiz

Die 1989 gegründete Zürcher Digivision wurde im September 2000 durch die deutsche Kabel New Media, einem der drei grössten deutschen Webdienstleister, übernommen, nachdem im August die angekündigten Börsenpläne in den Wind geschlagen wurden. Die Digivision-Niederlassung in Mannheim wurde im Zuge der Übernahme aufgelöst.
Kabel versteht sich als Generalunternehmer für multimediale Kommunikationslösungen.
Gründungsjahr: 1989 (Gruppe 1993)
Standorte: Zürich, Lugano, Bern, Basel, Genf, Lugano, Mailand. Weitere Standorte in Aachen, Berlin, Bonn, Brighton, Friedrichshafen, Göteborg, Hamburg, Karlsruhe, Köln, London, Malmö, München, New York, Orange County/CA, Oslo, Stockholm, Washington DC, Wien
Mitarbeiter: 150 (weltweit 1200)
Umsatz 2000: 14 Mio. Franken (ganze Gruppe CA. 100 Mio. Euro)
Gewinn/Verlust 2000: keine Angaben
Hauptreferenzen: Aargauische Kantonalbank, Bank Austria, Bank Leu, Berner Tagblatt Mediengruppe, BMW Groupe, Calida, Coca-Cola, Dresdner Bank, Helaba Schweiz, Karstadt, McDonalds, Mini, Pro7 Media AG, Rothschild Bank, Sat.1, Siemens, SSR Travel, Valora, Visana

Pixelpark (Schweiz)

1998 übernahm die deutsche Pixelpark, welche dem Grossverleger Bertelsmann angehört, die Basler MMK. Es entstand die Pixelpark MMK. Diese übernahm 1999 den 1984 gegründeten Schweizer Multimediapionier Furrer & Partner. Es entstand die Pixelpark (Schweiz) AG.
Im Oktober 2000 wurde Furrer & Partner wieder in die neu gegründete Pixelpark-Tochter Twoway, die Online-Werbung und -Education und die Produkte von Furrer & Partner vermarktet, ausgegliedert.
Im Kampf um die weltweite Vorherrschaft im Internet-Buchhandel ist Bertelsmann unlängst in Konkurrenz zum Marktleader Amazon.com getreten. Bertelsmann lässt sich diese Offensive gegen eine Milliarde Franken kosten. Erklärtes Ziel von Pixelpark ist die europäische Marktführerschaft im Bereich der Multimedia-Dienstleister. Pixelpark ist zum grössten Internet- und Multimedia-Dienstleister der Schweiz avanciert und seit Oktober 99 börsenkotiert.
Gründungsjahr: 1994
(Hauptsitz Berlin gegründet 1991)
Standorte: Basel, Zürich und Biel (weitere Büros in Berlin, Hamburg,
New York, Paris, Wien, Köln, Stuttgart)
Mitarbeiter: 130 (weltweit 1000)
Umsatz 2000: rund 34 Mio. Franken
Gewinn/Verlust: 2000: Ebit 7 Mio. Franken Gewinn
Hauptreferenzen: Credit Suisse, Bank Sarasin, UBS, SBB, Micro Compact Car, Smart GmbH, Coop Bank, Winterthur, WIR, Swiss Online, Manor, Migros, Basler Versicherungsgesellschaft.

Namics

Aus der Fusion der St. Galler Delta Consulting Group AG und der Publigroupe-Tochter MMD Multimedia Development SA ging im März 2000 «Namics» hervor. Die Übernahme von Delta durch die Publigroupe war die logische Fortsetzung der Zusammenlegung der Online-Werbeaktivitäten von MMD mit Real Media Inc. im Februar 2000. Durch die Fuision der Publigroupe mit Real Media verblieb bei der Lausanner MMD noch der Bereich Webpublishing mit 42 Mitarbeitern.
Delta ihrerseits werkelte schon länger an Expansionsplänen, mit ihrem Versuch zur Internationalisierung — einer Niederlassung im unweit von
St. Gallen entfernten Konstanz — konnte sie aber nie recht überzeugen. Die Publigroupe übernahm 75 Prozent von Delta, der Rest verblieb beim Management.
Namics, in der Schweiz die Nummer 2 nach Pixelpark, will bis Ende 2002 zu den Top 10 in Deutschland gehören. Mit St. Gallen, Lausanne, Genf, Zug und Zürich hat Namics nun fünf Standorte in der Schweiz.
Gründungsjahr: 2000 (Delta und MMD beide 1995)
Standorte: St. Gallen, Lausanne, Genf, Zug, Zürich, Konstanz, Frankfurt, Mailand, Los Angeles, San Francisco
Mitarbeiter: 207
Umsatz 2000: 25 Mio. Franken
Gewinn / Verlust 2000: Die Projekte
in der Schweiz sind rentabel; jedoch
hohe Investitionskosten für Auslandexpansion.
Hauptreferenzen: Adecco, Compaq, Nestlé, Otto Fischer, Rad Air, Siemens, Sunrise, Swisscom Directories, WHO, Winterthur

Netarchitects Communications

Netarchitects wurde von der Altran-Gruppe übernommen, einer an der Pariser Börse kotierte und auf Unternehmensberatung und Engineering spezialisierte Gruppe. Eine wachsende erfolgreiche internationale Ausrichtung ist sichtbar.
Gründungsjahr: 1996
Filialen: Genf, Zürich, Neuchatel, Paris, Brüssel, Luxemburg,
Mitarbeiter: 90 (total 110)
Umsatz 2000: 10 Mio. Franken
Gewinn/Verlust 2000: keine Angaben
Hauptreferenzen: Swissair, Sabena, Sairgoup, BMW, Schindler, Baume-et-mercier, Credit Agricole Indosuez, Banque Rothschild, Nestlé, Phillip Morris, Tetrapak

Obtree Technologies

Die ehemalige Open Mind Systems AG entwickelte “Obtree C3”, ein Content-Management-System für grosse Websites und ist damit der grösste Schweizer Konkurrent von Day Interactive. Im Frühjahr 2000 erhielt Obtree Risikokapital von IQ Capital und übernahm im Sommer 2000 die 87 Mitarbeiter starke Berner Born Informatik, die in Obtree Consulting umgetauft wurde. Der für Ende 2000 geplante Börsengang am SWX New Market wurde aufgrund der schlechten Stimmung an den Börsen vorerst verschoben.
In einer zweiten Venture-Capital-Runde konnten Swiss Life Equity Partners und die Genfer Privatbank Pictet & Cie als Investoren gewonnen werden. Im Dezember 2000 wurde die in der Schweiz und in Deutschland ansässige HQ-Gruppe, die mit 45 Leuten web- und medienbasierte Lern- und Informationssysteme und webbasierte Lösungen für das Management von Personalprozessen und zur Aufbereitung von unternehmensspezifischen Inhalten anbietet, übernommen.
Die Fachzeitschrift InfoWeek.ch hat «Obtree C3» in der Kategorie «Schweizer Software» zum Produkt des Jahres 2000 gewählt.
Gründungsjahr:1996
Filialen: Basel, Bern. Weitere Filialen in Barcelona, Berlin, Bristol (UK) und Charlottenlund (DK)
Mitarbeiter: CA. 286 ohne HQ-Gruppe
Umsatz 2000: 23, 7 Mio. Franken (bis Ende drittes Quartal)
Gewinn/Verlust 2000: 9 Mio. Franken Verlust (bis Ende drittes Quartal 2000)
Hauptreferenzen: Huber + Suhner, Sunrise, UBS AG, Compaq, Winterthur Versicherungen, Roche, Straumann, Ciba Spezialitäten Chemie. (mh)


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