Software als Dienstleistung zu beziehen hat viele Vorteile gegenüber dem klassischen Lizenz-Kauf. Der Kunde muss sich nicht um den Betrieb der Anwendung kümmern, die Anwendung kann ortsunabhängig genutzt werden und die Kosten fallen nur nach Gebrauch an.
Geringe Nachfrage
Obwohl das Konzept Software-as-a-Service (SaaS) schon einige Zeit auf dem Markt ist, sehen Software-Hersteller keine grosse Nachfrage. «Bisher spürt Sage im Segment der kleinen Unternehmen nur eine sehr geringe Nachfrage respektive Akzeptanz für SaaS-Lösungen», erklärt Marc Ziegler, Managing Director Small Business bei
Sage. «Beispielsweise das Mietangebot für Software, welches Sage hat, wird bisher nur sehr wenig genutzt. Für unsere Kunden steht der Nutzen im Vordergrund und nicht die Form der Softwarebereitstellung.» Auch Christian Wiese, Produkt Manager bei Bison, hat ähnliche Beobachtungen gemacht: «Unsere Kunden sind primär an handfesten betriebswirtschaftlichen Vorteilen interessiert. Vor diesem Hintergrund ist es derzeit für unsere Kunden eher unbedeutend, ob eine Lösung konventionell oder über SaaS bereitgestellt wird. Deshalb ist seitens unserer Kunden noch keine grosse Nachfrage nach SaaS-Lösungen zu verzeichnen.» Urs Amrein, Marketing Manager bei Opacc, sieht die Situation ähnlich: «Wir bieten keine SaaS-Programme an aus dem Grund, da sich bei komplexen ERP-Anwendungen für den Kunden wie auch für uns keine Vorteile ergeben, weder wirtschaftlich noch applikatorisch.»
Sage plant denn auch keinen generellen Umstieg auf ein SaaS-Modell, die SaaS-Angebote werden punktuell angeboten. Auch bei Opacc beschränkt man sich auf Teil-Angebote von SaaS. «Die Opacc One ERP-Software als Ganzes sehen wir langfristig nicht als SaaS-Lösung. In sich geschlossene, losgelöste und vielfach multiplizierbare Anwendungen werden wir in der nächsten Generation anbieten. Als erste SaaS-Anwendung wird dies Enterprise CRM sein, das alleine oder gekoppelt mit unserem ERP-System lauffähig sein wird.» Und Bison will sich «flexibel nach den Bedürfnissen unserer Kunden richten», so Wiese.
3D so weit das Auge reicht
Von den grauen Zahlen zu den spannenden Produkten: Das zentrale Thema der CE Expo 2010 war ganz klar 3D. Während man an der letztjährigen Messe erst vereinzelt 3D-fähige TVs fand, ja sogar fast suchen musste, trumpften die bekannten Hersteller heuer alle mit ihren 3D-TVs auf, wobei jeder seine eigene Brille und Technik hat.
Neue TVs müssen aber, wie die CE Expo zeigte, nicht nur die dritte Dimension beherrschen, sondern auch extrem flach sein. Die Anschlüsse werden dabei in die Standfüsse versteckt.
Noch dünner und schärfer als die aktuellen LED-LCD-Fernseher war LGs 15 Zoll grosser OLED-TV EL9500, der für 1999 Franken bereits im Handel erhältlich ist.
Ein weiteres Expo-Highlight war ganz bestimmt der neue Camcorder HDC-SDT 750 von Panasonic. Das Spezielle an ihm: Er zeichnet Videos in 3D auf. Vor Ort konnte man sich selber filmen und gleichzeitig in 3D betrachten.
Keine finanziellen Veränderungen
Eine Veränderung der Finanzströme wurde in den befragen Unternehmen noch nicht registriert. «Bisher stellen wir aufgrund der noch geringen Nachfrage keine Veränderungen fest», erklärt Wiese. Amrein sieht mittelfristig noch keine Veränderungen zu den heutigen Einnahmen, da der Anteil an SaaS-Anwendungen zum Kerngeschäft noch marginal sei. Auch Ziegler glaubt nicht an eine wesentliche Veränderung: «Meiner Ansicht nach würden sich die Finanzströme nicht wesentlich verändern, da eine Business Software keine Applikation ist, die man mal einige Tage einsetzte und dann nicht mehr. Eine Business Software wäre auch im SaaS-Umfeld eine Software, die langfristig eingesetzt wird, da die Mitarbeiter darauf ausgebildet sein müssen, kundenindividuelle Einstellungen gemacht werden müssen und die Daten nicht einfach in andere Produkte zu migrieren sind. Meiner Ansicht nach wird eine Business-Software auch im SaaS-Umfeld in ihrer Konstellation, Ausprägung und Grösse recht konstant bleiben.»
Auch wenn die Hersteller also aktuell noch keine grösseren Veränderungen ausmachen können, werden die Reseller den Einfluss von SaaS früher oder später zu spüren bekommen. Ein Nachteil von Software-as-a-Service liegt darin, dass die Verkaufskosten, die vor einem erfolgreichen Geschäftsabschluss entstehen, vom Reseller vorfinanziert werden müssen. Dies aus dem Grund, dass der Kunde die Lizenzgebühr nicht wie gewohnt am Anfang, sondern nach und nach bezahlt. Die Lizenzumsätze werden also auf einen längeren Zeitraum verteilt. Das SaaS-Modell bringt für die Anbieterseite aber auch einen grossen Vorteil mit sich: Da sich mit Software-as-a-Service auch kleinere Unternehmen Business-Software leisten können, gibt es mehr potentielle Kunden und der Markt wird sich vergrössern.
Nicht alles neu beim Reseller
Trotz dieser Änderungen wird das klassische Business-Modell des Resellers nicht komplett auf den Kopf gestellt. Der Wiederverkäufer kann immer noch diverse Dienste zusätzlich anbieten. Dazu gehören beispielsweise ein Support-Service-Angebot, das Anpassen von Anwendungen und die Anwenderschulung. Ausserdem wird auch ein kundenseitiger Bedarf nach der Zusammenführung von lokal installierter Software mit Web-basierten Diensten entstehen, den der Reseller abdecken kann. Auch verschiedene Zusatzservices wie eigene Applikationen, Service Level Agreements (SLAs) oder beispielsweise eine Hotline kann der Reseller nach wie vor anbieten. Um aber für die zunehmende Nachfrage nach Software-as-a-Service fit zu sein, sollten die Reseller ein paar Anpassungen vornehmen. Die Studie «Preparing for the On-Demand Game in the Enterprise Software Industry» der Unternehmensberater Bain & Company identifiziert vier Kernpunkte. Demnach muss der Reseller Fähigkeiten aufbauen, um integriertes Software- und Infrastruktur-Management betreiben zu können. Während ein Wachstum anzustreben ist, um die Bereitstellungskosten für SaaS zu minimieren, ist darauf zu achten, das bestehende Geschäft mit dem Lizenzenverkauf nicht zu kannibalisieren. Ausserdem sollte der Reseller die Fähigkeit entwickeln, das SaaS-Ökosystem aktiv zu modellieren und zu orchestrieren. Schliesslich sollte der Reseller auch seine Fähigkeiten verbessern, SaaS-Systeme mit bestehenden IT-Systemen integrieren zu können.
Reseller nach wie vor gebraucht
Befürchtungen, die Reseller könnten mit der fortschreitenden Verbreitung von Software-as-a-Service überflüssig werden, sind jedoch nicht begründet. Hersteller setzen aus verschiedenen Gründen auf Reseller. Dies beinhaltet zum Beispiel die Erfahrung des Resellers bei der Implementierung von Anwendungen und das Know-how von lokalen und vertikalen Märkten und auch die Möglichkeit, dass ein Hersteller dank Resellern einen breiteren Kundenstamm ansprechen kann. Es wäre deshalb von einem Hersteller eine sehr kurzfristige Denkweise, den Reseller zu umgehen, um damit mehr Umsatz zu generieren.
(tsi)