Anfang November wurde bekannt, dass das Schweizer Telekomunternehmen
Translumina Networks Konkurs anmelden musste. Andreas Danuser, Verwaltungsratspräsident der Mygate Holding, zu der die Translumina Networks AG gehört, bestätigt gegenüber Swiss IT Reseller entsprechende Medienberichte: «Am 20. August 2010 wurde das Konkursverfahren für die Translumina Networks AG eröffnet. Leider war der Konkurs trotz aller Rettungsmassnahmen für uns nicht abzuwenden und ist definitiv.»
Was ist passiert? Translumina Networks hat sich 2007 auf den Bau, den Betrieb sowie die Finanzierung von Glasfasernetzen ausserhalb der städtischen Gebiete konzentriert. «Vor drei Jahren waren wir überzeugt, hier einen äusserst attraktiven Markt entdeckt zu haben, für den sich die grossen Konkurrenten kaum interessierten», erklärt Danuser. Inzwischen wisse man es besser: Viele lokale Energiewerke, Gemeinden sowie Swisscom seien unterdessen auch in den Bau und teilweise mit Partnern in den Betrieb von solchen Netzen eingestiegen.
«In der ganzen Schweiz haben Gemeinden eingesehen, wie wichtig die Glasfasernetze für ihren Standort sind und investieren in solche Netze. Eigentlich eine gute Sache – ausser für Translumina Networks», so Danuser. Strikt privatwirtschaftlich orientierte Firmen haben laut ihm in diesem veränderten Markt gegen öffentliche Investoren keine Chance mehr. Hingegen biete sich nun die Chance, schweizweit als Service Provider auf den Open-Access-Netzen erfolgreich zu sein.
Keine klare Strategie?
Recherchen von Swiss IT Reseller haben ergeben, dass bei Translumina scheinbar von Anfang an keine klare Strategie vorhanden war und man sich zu wenig überlegt hat, welche Investitionen man tätigt. Als Beispiel werden die Akquisitionen und Beteiligungen von beziehungsweise an 360 Mobile, Livecargo oder TPN genannt. Mit der Sache vertraute Quellen sprechen zudem von einem grobfahrlässigen Umgang mit den finanziellen Mitteln, der dazu geführt habe, dass man kontinuierlich nach Neuen habe Ausschau halten müssen. Zum Beispiel habe sich das Unternehmen zu Spitzenzeiten, als man 70 Mitarbeiter beschäftigte, eine professionelle Küche inklusive Top-Koch geleistet.
Am Schluss fehlten
Translumina Networks laut diversen Medienberichten 3,5 bis 4 Millionen Franken, um den Konkurs abzuwenden. «Dieser Betrag ist eindeutig viel zu hoch, denn viele Gläubiger hatten sich bereit erklärt, auf einen wesentlichen Teil ihrer Forderungen zu verzichten», erklärt Danuser. Einen genaueren Betrag nennt er nicht.
Massiver Stellenabbau
Dass es bei
Translumina Networks schon länger nicht mehr nach Wunsch lief, zeigt die Tatsache, dass man bis August 2010 den Personalbestand von ehemals 70 Mitarbeitenden bereits massiv reduziert hat, um Kosten einzusparen. Vom Translumina-Konkurs betroffen waren schliesslich noch 20 Mitarbeitende. Immerhin: Ein Teil der ehemaligen Translumina-Mitarbeiter wurde in anderen Unternehmen der Mygate Holding weiterbeschäftigt.
Unter den Mitarbeitern von Translumina Networks herrschte, wie Swiss IT Reseller erfahren hat, trotz der prekären wirtschaftlichen Situation stets ein gutes Klima. Scheinbar lag auf ihren Schultern jedoch ein grosser Druck, was vereinzelt auch zu Burnouts geführt haben soll.
Nun soll’s Mygate richten
Mit dem Untergang von Translumina Networks hat sich der Fokus der Mygate Holding nun eindeutig auf das Service-Provider-Geschäft in den Netzen der Energieversorger in der Schweiz und in Deutschland verlagert. Gut für Peter Helfenstein, CEO des Service Providers Mygate und Ex-Verantwortlicher für die Schweizer Vertriebsstruktur von
Translumina Networks, dessen Hauptinvestor die Mygate Holding ist.
Mygate hat laut Helfenstein heute rund 1500 Kunden, zwei Drittel davon sind im engeren Sinn Triple-Play-Kunden. Das Geschäft wachse rasch, seit der Ausbau der Glasfasernetze in Städten wie St. Gallen, Bern oder Genf mit Volldampf vorangehe. Wöchentlich kommen laut Helfenstein zirka 30 Neukunden dazu, Tendenz steigend. «Wir beabsichtigen im nächsten Jahr in der Schweiz die ersten 10'000 Haushaltungen anzuschliessen», erklärt Helfenstein. Mygate soll neben Swisscom und Cablecom zu einem bedeutenden nationalen Anbieter von Triple-Play-Multimedia-Services in Glasfasernetzen werden.
Wird Mygate seine ehrgeizigen Ziele erreichen? Insider sind pessimistisch. Solange bei Mygate die gleichen Herren mitwirken wie bei
Translumina Networks, werde sich nichts ändern.
Gerüchte über Verkauf
Was ist an den Gerüchten dran, die die «Handelszeitung» unlängst aufgewirbelt hat und wonach Mygate vielleicht schon bald den Besitzer wechselt? CEO Helfenstein schliesst einen Verkauf nicht komplett aus: «Wir haben mit Mygate zwar andere Ambitionen, wie jedes Startup mit privaten und institutionellen Investoren sind wir aber jederzeit offen, allfällige und für unsere Aktionäre attraktive Exitszenarien wohlwollend zu prüfen.» Im Moment stünden solche Szenarien allerdings nicht im Vordergrund und die guten Kontakte zu CATV, das als möglicher Übernahmekandidat ins Gespräch gebracht wurde, seien vor allem partnerschaftlicher Natur.
Wie Recherchen von Swiss IT Reseller ergeben haben, dürfte es für Mygate derzeit auch nicht so einfach sein, einen neuen Besitzer zu finden, schreibt das Unternehmen doch monatlich Verluste. Mygate bestätigt das. Das Ziel sei aber, ab der zweiten Hälfte 2011 kostendeckend zu arbeiten.
(mv)