Kritik am Solothurner Linux-Ausstieg

Im Solothurner Parlament wurde diese Woche der Linux-Desktop-Ausstieg des Kantons diskutiert. Dabei wurden kritische Stimmen laut.
17. Dezember 2010

     

Das Parlament des Kantons Solothurn hat diese Woche den Ausstieg aus der Linux-Desktop-Strategie des Kantons diskutiert. Ausgelöst wurde die Diskussion durch die Interpellation "IT Strategiewechsel des Kantons" von René Steiner (EVP). Steiner äusserte dabei unter anderem den Verdacht, dass der Wechsel zu Windows nicht einer fundierten Wirtschaftlichkeitsrechnung entspringt, sondern eine emotional geprägte Frustreaktion sei. "Es scheint so, als ob Linux als Sündenbock für die Führungsschwäche im AIO (Amt für Informatik und Organisation, Anm. d.R.) hinhalten muss", vermutet Steiner.


Als Beispiel führte Steiner an, dass sich die Beschwerden der Benutzer vor allem auf die eingesetzte Maillösung Scalix bezogen hätten. Anstatt deswegen die Arbeit von 10 Jahren über Bord zu werfen und auf Windows zu migrieren, hätte man anstelle von Microsoft Outlook andere Open Source Mail- und Groupware Produkte einführen können, die das Problem ebenfalls gelöst hätten, so Steiners Vorschlag.
Zudem wies der EVP-Mann darauf hin, dass der Kanton Solothurn beim Bezug der Nachfolgeprodukte das Beschaffungsrecht beachten müsse, also eine hersteller- und produktneutrale Ausschreibung stattfinden soll. Andernfalls gehe der Kanton Solothurn das Risiko ein, dass wie bei der Bundesverwaltung eine Beschwerde eingereicht wird. Die Beschwerde beim Bund gegen eine freihändige Vergabe an Microsoft in der Höhe von 42 Millionen Franken befindet sich zur Zeit vor dem Bundesgericht.


Wie die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit in einer Mitteilung schreibt, habe das AIO kürzlich zugegeben, dass die durch die Open-Source-Strategie erzielten Einsparungen in der Höhe von zirka 10 Millionen Franken durch die kommende Windows-Migration grösstenteils aufgefressen werden. "Und dies obwohl Insider berichten, dass Microsoft ihre volle Unterstützung bei der Migration zugesagt hat", so die Mitteilung. (mw)


Weitere Artikel zum Thema

Linux und Open Source lassen Kanton Solothurn Millionen sparen

2. Dezember 2010 - Der Kanton Solothurn hat in den vergangenen Jahren durch den konsequenten Einsatz von Open Source und Linux angeblich rund 10 Millionen Franken sparen können. Auch für die kommenden Jahre rechnet man mit Einsparungen in Millionenhöhe.

Kanton Solothurn setzt neu auf Open-Source und Microsoft

7. Juli 2010 - Der Kanton Solothurn strebt auf Empfehlung einer externen Expertengruppe neu eine duale Strategie mit Open-Source- und Microsoft-Software an.

Kanton Solothurn braucht neuen IT-Chef

18. Juni 2010 - Kurt Bader tritt per Ende Juni als Leiter des Amtes für Informatik des Kantons Solothurn zurück. Als Grund werden unterschiedliche Auffassungen zur Umsetzung der IT-Strategie genannt.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER