Das Parlament des Kantons Solothurn hat diese Woche den Ausstieg aus der Linux-Desktop-Strategie des Kantons diskutiert. Ausgelöst wurde die Diskussion durch die Interpellation "IT Strategiewechsel des Kantons" von René Steiner (EVP). Steiner äusserte dabei unter anderem den Verdacht, dass der Wechsel zu Windows nicht einer fundierten Wirtschaftlichkeitsrechnung entspringt, sondern eine emotional geprägte Frustreaktion sei. "Es scheint so, als ob Linux als Sündenbock für die Führungsschwäche im AIO (Amt für Informatik und Organisation, Anm. d.R.) hinhalten muss", vermutet Steiner.
Als Beispiel führte Steiner an, dass sich die Beschwerden der Benutzer vor allem auf die eingesetzte Maillösung Scalix bezogen hätten. Anstatt deswegen die Arbeit von 10 Jahren über Bord zu werfen und auf Windows zu migrieren, hätte man anstelle von
Microsoft Outlook andere Open Source Mail- und Groupware Produkte einführen können, die das Problem ebenfalls gelöst hätten, so Steiners Vorschlag.
Zudem wies der EVP-Mann darauf hin, dass der Kanton Solothurn beim Bezug der Nachfolgeprodukte das Beschaffungsrecht beachten müsse, also eine hersteller- und produktneutrale Ausschreibung stattfinden soll. Andernfalls gehe der Kanton Solothurn das Risiko ein, dass wie bei der Bundesverwaltung eine Beschwerde eingereicht wird. Die Beschwerde beim Bund gegen eine freihändige Vergabe an
Microsoft in der Höhe von 42 Millionen Franken befindet sich zur Zeit vor dem Bundesgericht.
Wie die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit in einer Mitteilung schreibt, habe das AIO kürzlich zugegeben, dass die durch die Open-Source-Strategie erzielten Einsparungen in der Höhe von zirka 10 Millionen Franken durch die kommende Windows-Migration grösstenteils aufgefressen werden. "Und dies obwohl Insider berichten, dass Microsoft ihre volle Unterstützung bei der Migration zugesagt hat", so die Mitteilung.
(mw)