Ertragsprognosen werden vorsichtiger

Im zweiten Quartal entsprachen die Geschäftszahlen öfters nicht den Markterwartungen. Doch auch die Ertragsprognosen der IT-Hersteller wurden vermehrt nach unten revidiert.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2012/09

     

In der jüngsten Quartalszahlensaison sorgten drei Ereignisse für Aufsehen: die Riesen-Abschreiber bei HP und Microsoft sowie die ersten Quartalszahlen von Facebook. Zudem fiel auf, dass die IT-Schwergewichte sich beim Ausblick auf die kommenden Ergebnisse immer vorsichtiger zeigten.

PC-Markt belastet Ergebnisse

Bei vielen Hardware-Herstellern litten die Ergebnisse unter dem kränkelnden PC-Markt. Die Situation schlug insbesondere bei Dell und HP aufs Ergebnis.

- Apple: Dass Apple die Markterwartungen enttäuscht, kommt äusserst selten vor, doch für die Q2-Zahlen legten die Analysten die Latte wohl doch zu hoch: Obwohl das Unternehmen Gewinn wie auch Umsatz zwischen April und Juni um 23 beziehungsweise 20 Prozent gegenüber Vorjahr steigern konnte, entsprach dies nicht den Prognosen. Zudem fiel auch der Ausblick verhalten aus.


- Cisco: Auf ein erfolgreiches Quartal konnte der weltgrösste Netzwerkausrüster zurückblicken: Gegenüber dem Vorjahresquartal konnte der Nettogewinn um 56 Prozent gesteigert werden, womit die Markterwartungen problemlos erfüllt werden konnten, was primär sinkenden Umstrukturierungskosten zuzuschreiben war. Die positiven Nachrichten sorgten zusammen mit der angekündigten Dividendenerhöhung dafür, dass die Cisco-Aktien zulegen konnten.

- Dell: Beim Direktanbieter Dell waren es vor allem die Schwächen im Consumer-PC-Markt, die zum enttäuschenden Quartalsergebnis führten. Gewinn wie auch Umsatz gaben gegenüber dem Vorjahresquartal um 18 beziehungsweise 8 Prozent nach. Doch damit nicht genug: Auch die Prognose fürs laufende Quartal musste nach unten revidiert werden.

- EMC: Durchzogene Quartalszahlen wurden von EMC gemeldet. Zwar konnte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahresquartal einen Gewinnsprung von knapp 19 Prozent erzielen, doch wurden vom Markt höhere Zahlen erwartet. Hingegen entsprach der um knapp 10 Prozent gesteigerte Umsatz den Schätzungen der Marktbeobachter. Obwohl auch der Ausblick nicht sonderlich zu überzeugen vermochte, setzte sich der positive Trend der EMC-Papiere fort.
- Hewlett-Packard: Über den grössten Quartalsverlust der Firmengeschichte musste HP informieren. Infolge von Abschreibungen und Restrukturierungskosten fuhr der weltweit grösste PC-Hersteller im Berichtsquartal einen Verlust von 8,9 Milliarden Dollar ein. Auch der Umsatz sank zwischen Mai und Juli gegenüber Vorjahr um 5 Prozent auf 29,7 Milliarden Dollar; allein die Verkäufe der PC-Sparte gaben um 10 Prozent nach. Dazu musste dann auch noch die Gewinnprognose reduziert werden.

- IBM: Einmal mehr fielen bei IBM die Quartalszahlen uneinheitlich aus: So ging einerseits der Umsatz um 3 Prozent zurück und blieb mit 25,8 Milliarden Dollar hinter den Erwartungen, andererseits gelang es aber, den Profit um fast 6 Prozent anzuheben, womit die Schätzungen der Marktbeobachter übertroffen wurden. Als Grund für die rückläufigen Umsatzzahlen wurden das schleppende Hardware-Geschäft sowie ungünstige Wechselkurse angegeben.


- Intel: Laut CEO Paul Otellini profitierte Intel im abgelaufenen Quartal vom gut laufenden Server-Geschäft wie auch von neuen Produkten für Ultrabooks und Smartphones. Der Prozessorgigant entsprach in der Folge sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn den Marktprognosen, allerdings trübte der Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf das Bild. Otellini rechnet angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage fürs dritte Quartal mit einem verlangsamten Wachstum, weshalb die Umsatzprognose nach unten revidiert wurde.

- Lenovo: Über ein gewaltiges Umsatzplus von 35 Prozent konnte die Nummer 2 im weltweiten PC-Markt informieren. Im zweiten Quartal wurden 8 Milliarden Dollar umgesetzt und auch der Gewinn stieg um 30 Prozent auf 141 Millionen Dollar. Während die globalen PC-Umsätze im Q2 um zwei Prozent nachgaben, kletterte der Lenovo-Anteil auf 14,7 Prozent.

- Nokia: Nachdem bereits Nokias Q1-Zahlen tief rot ausgefallen waren, rutschte der finnische Handy-Riese im zweiten Quartal noch tiefer in die Verlustzone. Zwar wurde erklärt, der 1,4 Milliarden-Euro-Verlust sei zu grossen Teilen Restrukturierungkosten, Steuereffekten und Abschreibungen auf Lagerbestände zuzuschreiben, doch liess sich das Ergebnis damit kaum schön reden.


- Samsung: Nachdem bereits fürs Q1 ein Rekordergebnis gemeldet wurde, doppelten die Südkoreaner nach: Zwischen April und Juni konnte der Gewinn um 79 und der Umsatz um 21 Prozent gesteigert werden. Ausschlaggebend fürs Top-Ergebnis waren die Smartphone-Verkäufe: Quellen zufolge verkaufte Samsung im Berichtsquartal allein weltweit über 52 Millionen Geräte.

Erfolge im Software-Geschäft

Bei den grossen Software-Herstellern erwies sich das Q2 als erfolgreich. Einzig beim Ausblick zeigten sich verschiedentlich Schatten am Horizont.

- Adobe: Grafikspezialist Adobe konnte auf ein erfolgreiches zweites Geschäftsquartal zurückblicken. Die Verkäufe der Creative Suite 6 liefen gut, ebenso wie jene der Digital Marketing Suite. Entsprechend lagen sowohl Umsatz als auch Gewinn über den Schätzungen der Analysten. Negativ aufgenommen wurde hingegen die nach unten revidierte Ertragsprognose.


- Microsoft: Für Aufsehen sorgten die Zahlen des Redmonder Software-Riesen. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte musste Microsoft einen Quartalsverlust bekanntgeben. Der Fehlbetrag von knapp einer halben Milliarde Dollar war allerdings nicht sinkenden Verkäufen, sondern einem Riesen-Abschreiber in Höhe von 6,2 Milliarden für den vor fünf Jahren übernommenen Online-Werbedienst Aquantive zuzuschreiben. Optimistisch fiel hingegen der Ausblick auf die künftigen Geschäftsgänge aus.

- Oracle: Während Oracle im Software-Service- und -Lizenz-Geschäft Erfolge feierte, mussten im Hardware-Business erneut Einbrüche in Kauf genommen werden. Unter dem Strich entsprachen die Oracle-Zahlen allerdings den Schätzungen der Marktbeobachter. Einzig bei der doch eher konservativ ausgefallenen Gewinnprognose aufs laufende Quartal hatten die Analysten mehr erwartet. Dass die Titel in der Folge anzogen, lag allerdings primär an der Ankündigung eines Aktien-Rückkaufprogramms in Höhe von 10 Milliarden Dollar.

- SAP: Das deutsche Software-Haus präsentierte Ende Juli das beste Ergebnis, das je in einem zweiten Quartal erzielt wurde. Wie bei Oracle waren es auch bei SAP die Einnahmen aus Software-Lizenzen und den entsprechenden Wartungsverträgen, die gegen-über Vorjahr um 21 Prozent anstiegen und primär für das Ergebnis verantwortlich waren.

Gemischte Ergebnisse

Während Ebay wie gewohnt die Erwartungen erfüllte, tendierte Amazons Gewinn infolge Investitionen gegen Null. Für die grösste Enttäuschung sorgte aber Facebook.

- Amazon: Der Quartalsgewinn des weltgrössten Online-Händlers fiel erwartungsgemäss auf ein tiefes Niveau. Der Profit sank im Vorjahresvergleich um 96 Prozent auf 7 Millionen Dollar, dies bei einem Umsatzzuwachs um 29 Prozent auf über 12,8 Milliarden Dollar. Für das Ergebnis waren primär Investitionen in die Entwicklung von E-Book-Readern und Online-Services verantwortlich. Fürs kommende Quartal prognostizierte Amazon einen Verlust zwischen 50 und 350 Millionen Dollar.


- Ebay: Mit Top-Zahlen sorgte einmal mehr Ebay für Stimmung. Der Gewinn stieg gegen­über Vorjahr auf 692 Millionen Dollar und konnte damit mehr als verdoppelt werden, während der Umsatz um 23 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar stieg. Ebay entsprach damit den Schätzungen, einzig beim Ausblick traf man die Analysten-Prognosen nur knapp.

- Facebook: Mit Spannung erwartet wurden die Zahlen des Social-Network-Riesen, dessen Aktien seit dem IPO von 38 Dollar unter die 27-Dollar-Marke rutschten. Obwohl die Umsätze wie auch der Verlust in Höhe von 157 Millionen Dollar in etwa erwartet wurden, bewegte sich die Facebook-Aktie in der Folge nur noch talwärts und fiel zeitweise sogar unter die 20-Dollar-Marke. Als Grund wurde mitunter auch die ausbleibende Prognose zur künftigen Geschäftsentwicklung genannt.

- Google: Der Suchmaschinengigant konnte im Berichtsquartal über ein Umsatzplus von 35 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar informieren. Obwohl die Google-Zahlen nicht in jeder Hinsicht den Erwartungen entsprachen, zogen die Titel in der Folge an. (rd)


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