Im Vergleich zum ersten Halbjahr machte sich der einbrechende PC-Markt bei vielen Herstellern im dritten Quartal 2012 direkt in den Geschäftszahlen bemerkbar. Deutlich positiver hingegen präsentierten sich die Resultate der im Software-Markt und Internet verankerten Firmen, die meist zufriedenstellend performten
Enttäuschende Ausblicke
Die Hardware-Hersteller bekamen fast durchs Band das schleppende PC-Geschäft zu spüren. Hinzu kamen fast ausnahmslos enttäuschende Ausblicke auf die weiteren Geschäftsgänge. Ausnahmen bildeten lediglich Cisco, Lenovo und Samsung, die allesamt Erfolgsmeldungen lieferten.
- Apple: Die Zahlen fürs dritte Quartal sorgten bei Apple für wenig Begeisterung. Zwar konnte der Umsatz gegenüber der Vorjahresperiode von 28,3 auf 36 Milliarden Dollar gesteigert werden, doch blieb der Gewinn hinter den Erwartungen zurück. Mit wenig Begeisterung aufgenommen wurden speziell die vergleichsweise tiefen iPad-Verkaufszahlen, dazu kam eine enttäuschende Gewinnprognose. Nachdem die Apple-Aktie im September ein Allzeithoch von über 700 Dollar erreicht hatte, sorgten die Zahlen dann für eine Talfahrt.
? Cisco: Über ein erfolgreiches Quartal konnte einmal mehr Cisco berichten. Der Umsatz kletterte um 6 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar und auch der Reingewinn konnte – nicht zuletzt dank Kostensenkungen – um 18 Prozent gesteigert werden. Mit den Zahlen übertraf Cisco die Analystenerwartungen. Da zudem auch der Ausblick positiv überraschte, konnten die Titel beachtlich zulegen. Laut CEO John Chambers zeichneten speziell die Verkäufe in den USA für das erfreuliche Resultat verantwortlich.
? Dell: Beim texanischen Hersteller Dell wurden die Quartalszahlen einmal mehr vom taumelnden PC-Markt in Mitleidenschaft gezogen. Der Gewinn halbierte sich beinahe und auch der Umsatz gab um 11 Prozent nach. Zulegen konnten die Texaner hingegen in der Server- und Netzwerk-Sparte wie auch im Geschäftsbereich Enterprise Solutions und Services. Die Dell-Aktie gab in der Folge weiter nach: Seit dem Peak Ende Februar verloren die Titel über die Hälfte ihres Werts.
- EMC: Speicherspezialist EMC konnte im Berichtsquartal zwar den Umsatz um 6 Prozent auf knapp 5,3 Milliarden Dollar anheben, doch war das Wachstum hauptsächlich dem Service-Geschäft zuzuschreiben, während sich die Produktverkäufe gegen-über Vorjahr flach entwickelten. Auch beim Ausblick aufs gesamte Geschäftsjahr wurde von Analystenseite mehr erwartet, obwohl EMC die bereits im Juli formulierten Gewinnziele bestätigte.
- Hewlett-Packard: Erfreuliche Geschäftszahlen haben bei HP mittlerweile Seltenheitswert: Musste der Konzern bereits vor drei Monaten über den grössten Quartalsverlust der Firmengeschichte informieren, kam es diesmal noch dicker. Unregelmässigkeiten bei der Übernahme des Suchmaschinenherstellers Autonomy führten zu einem Abschreiber über 8,8 Milliarden Dollar und unter dem Strich zu einem Quartalsverlust von 6,9 Milliarden Dollar. Doch die HP-Zahlen präsentierten sich auch ohne die Autonomy-Schlappe als wenig erfreulich: Zwar lag das Ergebnis ohne den Abschreiber über den Markterwartungen, doch gab der Umsatz im Vorjahresvergleich um 6,7 Prozent nach und auch die Prognose aufs laufende Quartal kam unter den Analystenerwartungen zu liegen. Die Quittung folgte dann aber umgehend: Die HP-Titel sanken auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren.
- IBM: Die Zahlen von Big Blue fielen einmal mehr uneinheitlich aus. Zwar traf man mit dem Quartalsgewinn die Prognosen des Marktes, doch lag der um 5 Prozent gesunkene Umsatz unter den Analystenschätzungen. Dabei entwickelte sich das Geschäft für IBM regional äusserst unterschiedlich. Während der Umsatz in Europa um 9 und in den USA um 4 Prozent fiel, konnte man auf dem chinesischen wie auch auf dem indischen Markt um 19 respektive 13 Prozent zulegen. Unter dem Strich wurden die Zahlen allerdings äusserst negativ beurteilt und die IBM-Titel tauchten um rund 10 Prozent .
- Intel: Auch bei Intel schlug die PC-Flaute aufs Ergebnis. Der Umsatz gab im Berichtsquartal um 5 Prozent auf knapp 13,5 Milliarden Dollar nach, während der Gewinn um 14 Prozent auf knapp 3 Milliarden Dollar einbrach. Zwar lag der Konzern mit den Zahlen im Rahmen der Prognosen oder übertraf diese sogar, doch hatte Intel bereits im September die Prognosen und damit auch die Markterwartungen nach unten korrigiert, weshalb Freudentänze ausblieben.
- Lenovo: Der Siegeszug des chinesischen Herstellers hielt auch im dritten Quartal ungebrochen an. Anders als die meisten Mitbewerber konnte Lenovo sowohl beim Umsatz als auch beim Profit zweistellig zulegen und erreichte Rekordwerte: Der Gewinn kletterte um 13 Prozent auf 162 Millionen Dollar, während der Umsatz um 11 Prozent auf knapp 8,7 Milliarden Dollar anzog, womit die Prognosen der Marktbeobachter deutlich übertroffen wurden.
- Nokia: Beim finnischen Handy-Riesen sorgten die Quartalszahlen einmal mehr für Ernüchterung. Im Vorjahresvergleich sank der Umsatz um 20 Prozent auf nunmehr gut 7,2 Milliarden Euro. Dazu resultierte unter dem Strich ein Verlust von 969 Millionen Euro. Allerdings hatten die Analysten im Schnitt mit noch weit schlechteren Resultaten gerechnet. Nichtsdestotrotz gaben die Nokia-Papiere in einer ersten Reaktion weiter nach.
- Samsung: Auch im dritten Quartal konnte Samsung mit einem Rekordergebnis aufwarten. Primär dank ausserordentlich guten Smartphone-Verkäufen konnten die Koreaner den Umsatz um 26 Prozent auf 46,6 Milliarden Dollar steigern und der Gewinn kletterte um über 90 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar. Fürs laufende vierte Quartal zeigte sich Samsungs Management zuversichtlich, ohne allerdings eine konkrete Prognose abzugeben.
Umsatzziele verfehlt
Bei den Software-Schwergewichten entsprachen insbesondere die Umsatzzahlen nicht den Schätzungen der Analysten. Positiv aufgenommen wurden hingegen die optimistischen Ausblicke aufs laufende Quartal von Oracle und SAP.
- Adobe: Wenig Anlass zur Freude bot Adobe: Zwar konnte der Gewinn gegenüber Vorjahr um 6,6 Prozent gesteigert werden und auch beim Profit konnte der Grafikspezialist zulegen, doch hatte sich der Markt mehr erhofft. Für Enttäuschung sorgte ausserdem auch die Prognose fürs laufende Quartal. Adobe führt in der Begründung den Wechsel der Klientel zum Cloud-basierten Abonnement-Angebot an, der schneller als geplant ablaufe und aufs Ergebnis drücken würde.
- Microsoft: Beim Software-Riesen Microsoft verhagelte der schleppende PC-Markt im dritten Quartal das Ergebnis. Die Umsätze der Windows-Division gaben zwischen Juli und September um 33 Prozent nach. Unter dem Strich verbuchte der Konzern ein Umsatzminus von 8 Prozent und auch der Gewinn fiel in der Folge um 22 Prozent auf 4,47 Milliarden Dollar. Mit dem Ergebnis unterbot man die infolge des anstehenden Windows-8-Marktstarts ohnehin schon tief angesetzten Schätzungen der Analysten.
- Oracle: Zwischen Juni und August gaben Oracles Umsätze um 2,3 Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Dollar nach, womit man den Markterwartungen nicht entsprechen konnte. Hingegen lag man beim Gewinn von rund 2 Milliarden Dollar im Rahmen der Schätzungen. Während sich im Berichtsquartal das Service-Geschäft erfreulich entwickelte, war es einmal mehr das Hardware-Business, das für sinkende Umsätze sorgte. Fürs laufende Quartal entsprachen Oracles Prognosen in etwa den Schätzungen der Analysten.
- SAP: Auf ein erfolgreiches Quartal kann der deutsche Software-Riese SAP zurückblicken. Die Umsätze stiegen gegenüber Vorjahr um 16 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro, wozu die Software-Erlöse rund 3,2 Milliarden Euro beitrugen und sich mit 19 Prozent Wachstum überdurchschnittlich gut entwickelten. Von Analystenseite wurde im Schnitt mit einem um 100 Millionen tieferen Umsatz gerechnet, was vom Markt entsprechend goutiert wurde. Positiv aufgenommen wurde zudem die nach oben korrigierte Prognose aufs laufende Quartal.
Gemischte Resultate
Die Quartalszahlen der Internet-Unternehmen präsentierten sich höchst uneinheitlich: Während Amazon Abschreibungsverluste in Kauf nehmen musste, zeigten sich bei Facebook erste Silberstreifen am Horizont.
- Amazon: Der weltweit grösste Online-Händler konnte in der Berichtsperiode den Umsatz um 27 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar hochfahren, doch sorgten Abschreibungen im Zusammenhang mit der Living-Social-Übernahme unter dem Strich für einen Verlust über 275 Millionen Dollar. Während die Umsatzzahlen sich mit den Marktprognosen deckten, hatten sich die Marktauguren beim Ergebnis mehr erhofft. Ähnlich der Ausblick aufs traditionell verkaufsträchtige Weihnachtsquartal: Das Amazon-Management ging in seiner Prognose von einer 23-prozentigen Umsatzsteigerung aus, doch lag man damit unter den Schätzungen des Marktes.
- Ebay: Für einmal sorgte das Online-Auktionshaus nicht nur für gute Laune: Zwar konnte der Gewinn im Berichtsquartal um 22 Prozent auf 597 Millionen Dollar gesteigert werden und auch der Umsatz zog mit einem Plus von 15 Prozent beachtlich an. Negativ ins Gewicht fiel allerdings die Prognose aufs vierte Quartal: Obwohl die Zahlen gegenüber früheren Schätzungen angehoben wurden, hatten die Analysten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn mit mehr gerechnet.
- Facebook: Mit der nunmehr zweiten Quartalszahlen-Präsentation sorgte das Social Network bei den Marktbeobachtern für eine gewisse Entspannung: So stieg der Umsatz um 32 Prozent auf 1,26 Milliarden Dollar und lag damit über den von Analystenseite prognostizierten 1,23 Milliarden. Dennoch resultierte unter dem Strich ein Minus von 59 Millionen Dollar, was negativen Steuereffekten zugeschrieben wurde. Von Anlegerseite zeigte man sich dennoch erfreut über die Resultate und die Titel reagierten positiv.
- Google: Die Quartalszahlen-Präsentation begann bei Google mit einem Patzer: Die Ergebnisse wurden noch während des regulären Handels vorgelegt. Da die Zahlen nicht sonderlich erfreulich waren, gaben die Titel in einer ersten Reaktion um bis zu 10 Prozent nach, bis der Handel dann zwischenzeitlich ausgesetzt wurde. Enttäuscht wurde insbesondere der Gewinneinbruch von rund 20 Prozent aufgenommen, wobei dies insbesondere den Entwicklungskosten für die Motorola-Smartphones zugeschrieben wurde. Kaum ins Gewicht fiel hingegen das Umsatzplus von 45 Prozent, womit erstmals die 14-Milliarden-Marke geknackt wurde.
(rd)