Das laufende Jahr hielt für Schweizer Value Added Reseller (VAR) einige Herausforderungen bereit. Themen wie das Cloud Computing und der anhaltende Preiszerfall sorgten in den vergangenen Monaten bei vielen Chefs für Sorgenfalten. Allerdings blieben diese Falten in der Regel nicht lange, wie eine Umfrage von «Swiss IT Reseller» bei verschiedenen VAR in der Schweiz zeigt. Für das Geschäftsjahr 2014, so herausfordernd es auch gewesen sein mag, ziehen nämlich fast alle ein positives Fazit.
Die positive Bilanz für das vergangene Jahr wiederspiegelt sich auch in den Umsätzen der VAR. Bis auf Alpiq Intec, wo nur konsolidierte Zahlen veröffentlicht werden, und GIA Informatik, wo der Umsatz vermutlich auf Vorjahresniveau zu liegen kommen wird, weisen alle anderen Unternehmen einen höheren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr aus.
Grössere Umsätze dank Cloud Computing
Die Brainware Group hat laut CEO Rey Schallberger dieses Jahr durch eine verstärkte Tätigkeit im Ausland und mit internationalen Partnerschaften mehr Umsatz erreicht. Zudem hat man sich vor allem den Themen Integration der Produkte und Cloud-Fähigkeit gewidmet. Bei Infoniqa SQL ist das Umsatzplus auf die Akquisition von Glasshouse Technologies Ende 2013 zurückzuführen, doch auch der angestammte Teil von Infoniqa soll deutlich gewachsen sein, wie CEO Roger Hegglin erklärt.
Bison IT Services stellt derweil fest, dass das Interesse nach Cloud-Services markant gewachsen ist, was gemäss CEO Oliver Schalch in diesem Bereich zu einem starken Zuwachs geführt hat. Das Thema Cloud Computing ist in seinen Augen mittlerweile bei den Schweizer Unternehmen angekommen. Bei Alpiq Intec spielte die Cloud 2014 ebenfalls eine zentrale Rolle. «Unser Hauptziel war, unsere bestehenden Cloud-Lösungen neu zu positionieren und für den Markt zu optimieren», erklärt Stefan Monbaron, Bereichsleiter IT & Telcom. Dies habe man erreicht und bei den Kunden damit grossen Anklang gefunden.
Alfio Lazzari, Geschäftsführer von Lake Solutions, gibt derweil zu Protokoll, dass 2014 auch für sein Unternehmen ein sehr gutes Jahr war, sowohl im Produktehandel wie auch im Dienstleistungs- beziehungsweise Cloud-Bereich. Gar mit einem Wachstum von 25 Prozent im Servicegeschäft rechnet man derweil bei UMB, und auch bei Econis sorgt die Cloud für ein erfreuliches Geschäftsjahr. Die Investitionen in eine eigene Plattform für Private Cloud Services, die im Jahr 2013 getätigt wurden, haben sich laut Geschäftsführer Hans Blindenbacher ausbezahlt.
Auch bei Mironet liegt der Umsatz in diesem Jahr höher als 2013. Trotzdem spricht CEO und Gründer Michael Robertson von einem eher bescheidenen Jahr. «Besonders deutlich spürbar war die Tatsache, dass der Weg von konkreten Anfragen seitens potentieller Kundschaft bis zu einer tatsächlichen Beauftragung länger und harziger wird.»
Investitionen in Mitarbeiter
Natürlich haben sich die verschiedenen VAR neben den betriebswirtschaftlichen für 2014 auch noch einige weitere Ziele gesetzt, die im besten Fall zu einem guten Geschäftsergebnis beigetragen haben. Die Cloud, in deren Ausbau vielerorts investiert wurde, wurde bereits angesprochen. Daneben standen auch die Mitarbeiter und deren Weiterbildung im Zentrum. So wurde bei Econis zum Beispiel die Technologiekompetenz weiter gestärkt, und Bison IT Services hat bei den wichtigsten Partnern die höchstmöglichen Zertifizierungsstufen angestrebt und auch erreicht. GIA Informatik zeigt sich derweil stolz auf eine seit Jahren tiefe Fluktuation, die man auch 2014 bestätigen konnte. Und die wenigen Vakanzen konnte man laut CEO Peter Merz sehr rasch wieder besetzen. UMB freut sich seinerseits über eine Auszeichnung des Great-Place-to-Work-Institut.
Bei Mironet hat man 2014 verstärkt auf die Optimierung von internen Prozessen und den Ausbau des Service-Katalogs gesetzt, um laut CEO Michael Robertson die Kundenzufriedenheit zu steigern und wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Währenddessen hat Brainware unter anderem in den weiteren Ausbau seiner internationalen Niederlassungen investiert, und bei Infoniqa hat man sich, wie bereits erwähnt, vor allem mit der Integration von Glasshouse befasst.
Abspaltungen, Neuausrichtungen und Zukäufe
Soweit zu den Umsätzen und Zielen des vergangenen beziehungsweise laufenden Jahres. Was steht bei den VAR in der Schweiz 2015 an? Bechtle hat Ende September – obwohl 2014 vermutlich erneut ein Rekordjahr sein wird – eine Wachstumsinitiative gestartet. Der Umsetzungsprozess soll im kommenden Jahr stattfinden. Bei UMB steht 2015 eine grosse Integration an, wurde doch im Oktober kommuniziert, dass man per 1. Februar gemeinsame Sache mit Osys macht.
Econis hat sich die Weiterverfolgung seiner Service-Strategie vorgenommen. Und auch Bison IT Services will die Transition in Richtung Cloud weitergehen, ohne dabei aber das bestehende Geschäft zu vernachlässigen. Ähnlich sieht man das bei Lake Solutions, wo man weitere, eigene Produkte in Form von Dienstleistungen beziehungsweise aus der Cloud entwickeln und verkaufen will. Für Alpiq Intec bleibt die Rekrutierung von qualifiziertem Personal für das wachsende Geschäft die grösste Herausforderung.
Derweil sieht Roger Hegglin von Infoniqa SQL bei grösseren Kunden vermehrt den Drang zu grösseren, allumfassenden Anbietern oder gar Hersteller-Direktgeschäften. Zudem stellt er auf Seiten der IT-Hersteller wie auch nachziehend bei den VAR ein reges Treiben von Aufteilung, Abspaltung, Neuausrichtung und Zukäufen fest. Dabei sei es wichtig und unerlässlich, agil zu sein und auf Veränderungen schnell zu reagieren. Auch bei Lake Solutions sieht man Veränderungen in der Herstellerlandschaft, zum Beispiel bei HP, IBM und Symantec, als besondere Herausforderung für 2015.
Umsatzwachstum trotz Margendruck
Ein Dauerbrenner ist der anhaltende Preiszerfall. Hans Blindenbacher von Econis stellt sich darum die Frage, wie die Hersteller 2015 mit der Herausforderung der immer tieferen Wertschöpfung aus dem Produkteverkauf sowie der daraus folgenden Veränderung der Partnerlandschaft reagieren werden. Auch Peter Merz von GIA Informatik denkt, dass sich der Preiskampf weiter akzentuieren wird: «Zum einen stellen wir fest, dass mehr und mehr deutsche Beratungshäuser den Schweizer Markt bearbeiten, zum anderen wird das Cloud-Business mit Angeboten aus globalen Datacentern für Druck auf die Preise sorgen.»
Auch bei Alpiq Intec geht man davon aus, dass der Preiszerfall der Hardware anhalten wird, «aber die Konsolidierung am Markt und bei den Technologiepartnern wird auch Chancen für neue Lösungen und Märkte ergeben», meint der Bereichsleiter IT & Telcom Stefan Monbaron.
Was die Umsätze für das kommende Jahr betrifft, zeigen sich die VAR derweil sehr optimistisch. Durchs Band wird von den befragten Unternehmen ein Wachstum oder zumindest ein gleichbleibender Umsatz budgetiert, wobei die Spanne von einem moderaten beziehungsweise leichten bis zu einem sprunghaften Anstieg reicht.
(mv)