"Sowohl aus privater wie auch aus geschäftlicher Sicht ist das Nützlichste, was ich je gelernt habe, Veränderung hinzunehmen und lebenslang zu lernen", sagt Daniel Tschudi, Managing Director von
Ricoh Schweiz, und ergänzt: "Das ist absolut zentral für mich – privat, in der Familie, im Sport, mit unseren Kunden und im restlichen beruflichen Umfeld." Diese Selbstverständlichkeit für Veränderung kommt beim 53-jährigen Manager nicht von ungefähr. Vor mehr als 30 Jahren trat er als ausgelernter kaufmännischer Angestellter seine erste Stelle in der IT an. Eine spezielle Ära, in der viele Dinge in Bewegung waren, wie er sich erinnert: "Das war die Zeit, in der man die ersten Textverarbeitungssysteme eingeführt hat. Ich habe während der Lehre noch auf Kugelkopfmaschinen gearbeitet."
Schon in seinem dritten Lehrjahr hatte er die Verantwortung für die EDV-Systeme des Betriebs inne. "Die ganze Materie um IT und Computing – das sagte mir alles sehr zu. So wurde Technologie auch zu einem Hobby und ich wusste rasch, dass ich unbedingt in die IT will", so Tschudi zu seinen Anfängen in der Branche. Und so suchte er sich eine Stelle in der IT, die er bei keinem geringeren Arbeitgeber als Apple fand. "Es war eine Zeit, in der Lernen und Innovation sehr zentral waren. Die Leute waren wirklich euphorisch", erzählt Tschudi und schildert, welches Skillset für einen jungen Verkäufer gefordert war: "Man hat die Kunden in den Showrooms beraten und sowohl Hard- wie auch Software live demonstriert. Auch hat der Verkäufer damals das Gerät selbst vorkonfiguriert, ausgeliefert, installiert und die Schulungen durchgeführt."
Eine Zeit, in der Verkäufer auch Engineers sein mussten. Eine Zeit, in der auch die ersten Laserprinter auf den Markt kamen. "Die Dinger kosteten 35'000 Franken das Stück, druckten mit 150 dpi und schafften geschätzte acht Seiten pro Minute", erinnert sich der heutige Drucker-Profi schmunzelnd und ergänzt: "Eine sehr coole Zeit."
Veränderung heisst Fortschritt
Nach zehn Jahren wechselte Tschudi von Apple zu HP, wo er 17 Jahre lang unterschiedliche Management- und Sales-Positionen besetzte und verschiedene betriebswirtschaftliche Weiterbildungen absolvierte. Seit 2013 arbeitet er bei seinem heutigen Arbeitgeber
Ricoh Schweiz, mittlerweile rund drei Jahre als Managing Director der Schweizer Geschäftseinheit. Den Wechsel zu Ricoh begründet Tschudi – wie die vorangegangenen Job-Wechsel übrigens auch – mit seinem Willen, neue Perspektiven zu erhalten und etwas Neues zu lernen.
Einen Plan B zur IT-Karriere habe es eigentlich nie gegeben; wenn eine Alternative, dann hätte diese am ehesten in der Baubranche stattgefunden – als Polier etwa. Die Parallele zwischen seiner heutigen Situation im IT-Business und dem Polierjob liegt in einem Wort, das bei Tschudi sowohl Passion wie auch Talent zu sein scheint: Personalführung. Der Umgang mit Menschen im Geschäftsalltag – seien es Mitarbeiter oder Kunden – hat für ihn einen hohen Stellenwert.
Liebe für Interaktion
Im Gespräch betont Tschudi mehrfach die Relevanz seiner Mitarbeitenden, seiner Familie und den Menschen in seinem Umfeld. Er ist eine aufgeschlossene Natur, mag Gesellschaft und Diversität und pflegt seine Kontakte bewusst, sowohl privat als auch geschäftlich. Das zeichnet auch seinen Führungsstil aus.
Während seiner Karriere habe er gelernt, dass Hierarchien unwichtig sind, während Diversität für den Erfolg eines Teams von grösster Relevanz ist. Tschudi: "Am Anfang seiner Karriere stellt man immer die Menschen an, die sind wie man selbst. Ich glaube heute sehr stark daran, dass eine Organisation von den Unterschieden und Stärken der verschiedenen Menschen lebt. Auch ein hoher Frauenanteil und die Beschäftigung von Teilzeitkräften sind wichtig. Ob ich nun Managing Director bin oder nicht ist irrelevant – wir funktionieren nur als Team."
Bereicherung durch Diversität
Grösstmögliche Diversität und seine Leidenschaft für zwischenmenschliche Interaktionen pflegt er auch privat mit einem grossen Freundeskreis aus verschiedensten Lebensbereichen von Beruf bis Sport. Auch engagiert er sich gerne sozial, etwa über den Lions Club, den er vergangenes Jahr präsidierte, wie auch über soziale Engagements seines Arbeitgebers. "Uns geht es hier sehr gut und ich empfinde es als bereichernd, wenn man einige seiner Tage im Jahr anderen Menschen schenken kann, denen es nicht so gut geht", führt er aus.
Balance findet Tschudi im Sport, seiner lebenslangen Leidenschaft. "Für mich ist der Sport sicherlich mehr als ein einfacher Ausgleich", so Tschudi. Fast sein Leben lang fährt der gebürtige Glarner schon Ski und verbringt im Winter praktisch jedes Wochenende im Schnee. Zu seinem 50. Geburtstag hat er sich gar einen "Bubentraum" erfüllt und verbrachte eine Woche beim Heli-Skiing in Kanada. Wenn gerade kein Schnee verfügbar ist, fährt er Fahrrad oder spult zu Fuss Kilometer ab. "Ich bin viele Marathons gelaufen – das war bisher immer meine jährliche Mental-Challenge", erklärt er. Als der "flache Marathon" nicht mehr genug war, absolvierte er einen Bergmarathon, wo zu den 42 Kilometern noch 1700 Höhenmeter hinzukamen. "Das ist es, was ich meine, wenn ich sage, dass Sport mehr als ein Ausgleich ist", so Tschudi, "die regelmässigen Ausdauer-Einheiten sind der normale Ausgleich, ja. Aber es ist für mich auch eine mentale Herausforderung, ein Veränderungsprozess und es ist letztlich auch Lernen." Und so kommen im Sport immer wieder neue Challenges hinzu, denen er sich aussetzt. Etwa das Langlaufen (beide Stile) oder seit drei Jahren der Triathlon. Da er davor aber weder Langlaufen noch schnell schwimmen konnte, nahm er sich für beides einen Lehrer – ganz nach seinem Vorsatz des ewigen Lernens. "Es braucht ab und zu einen Lehrer, das verlangt Offenheit und Flexibilität. Auch das sind Parallelen zu unseren Jobs", erklärt er.
Daniel Tschudi
Daniel Tschudi, geboren 1966, aus dem Glarnerland, absolvierte eine kaufmännische Berufslehre und betriebswirtschaftliche Ausbildungen. Mitte der 80er-Jahre wagte er den Schritt in die Tech-Branche, 2013 wechselte er zu
Ricoh. Seit drei Jahren amtet er als Geschäftsleiter der Ricoh-Niederlassung in der Schweiz. Er lebt mit seiner Ehefrau und zwei Kindern im Alter von 15 und 18 Jahren im Kanton Aargau.
(win)