Der Unternehmer: Benjamin Regez, CEO, Isolutions
Quelle: zVg

Der Unternehmer: Benjamin Regez, CEO, Isolutions

Bereits als Kind hatte Benjamin Regez, CEO von Isolutions, den Wunsch, in der IT zu arbeiten. Während dieser sich erfüllt hat, braucht ein anderer Traum noch Geduld.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2021/07

     

Nach dem ersten Kontakt mit einem Computer in Kinderjahren war für Benjamin Regez, CEO von Isolutions, klar: Etwas anderes als IT kommt für ihn beruflich nicht in Frage. «Wir hatten schon früh einen Computer zuhause, weil mein Vater als Unternehmer diesen für sein Baugeschäft brauchte», erinnert sich der heute 42-Jährige. Die Faszination für dieses Gerät machte für Benjamin Regez zum einen das Unbekannte aus. «Zum anderen wollte ich wissen, was dieses grosse, schwere Teil alles kann – zuerst vor allem bezüglich Games.» Später sei dann die Begeisterung für die unlimitierten Möglichkeiten, was man mit einem Computer alles könne, hinzugekommen. Und so startete Benjamin Regez 1994 seine Informatiklehre bei Swisscom. «Nach zwei Pilotversuchen in den Jahren 1992 und 1993 wurde 1994 der erste eidgenössische Informatiklehrgang gestartet, an dem ich teilnehmen durfte.» Dabei sei viel Eigeninitiative gefragt gewesen, weil die Verantwortlichen nicht genau gewusst hätten, was sie mit diesen Lehrlingen machen sollten. «Wir mussten uns vieles selbst erarbeiten. Das liegt mir aber im Blut, denn mein Vater war auch sehr anpackend, hat die Arbeit gesehen und erledigt, was gemacht werden musste.» Weniger erfreulich war hingegen, dass die Ausbildung im ersten Halbjahr dieselbe war wie diejenige der Elektroniker. «Sprich ich habe gefeilt und Bohrer geschliffen, das fand ich furchtbar langweilig.» Anfang zweites Lehrjahr durfte Regez dann endlich an den Computer und hat mit der Software-Entwicklung angefangen.

Times Square als Ziel

Nach der Lehre hängte Benjamin Regez direkt ein Informatikstudium am Abend-Tech an und arbeitete parallel dazu bei Intec Software in Bern – «mein erster und einziger Job ausserhalb von ­Isolutions». Bei Isolutions handelt es sich um das im Dezember 1999 mit seinem Bruder Josua ­Regez und Pascal Grossniklaus, einem Freund aus Kindertagen, gegründete Unternehmen, das seither den beruflichen Alltag von Benjamin Regez bestimmt.


Gegründet in der Dotcom-Hypephase, in der ­jeder mit einer Idee schon fast Millionär war, und angetrieben von Mitstudenten, die ihre halbfertige Software für 5,5 Millionen Franken verkaufen konnten, waren die Erwartungen an Isolutions gross. Der erste Kunde war die Gemeinde Unterseen, für die man eine Webseite baute. «Die grosse Vision war aber, die Welt zu erobern, und der Traum war ein Logo am Times Square in New York.» Realisiert werden sollten Vision und Traum dank einer Ausschreibungsplattform, auf welcher man sagen konnte, was man braucht, und die Lieferanten dann ihre Angebote platzierten. «Als wir die Plattform fertig hatten, ist die Dotcom-Blase geplatzt und wir mussten unsere Idee begraben», erinnert sich Benjamin Regez. In den darauffolgenden Jahren hielten sich Regez und seine Mitgründer mit Entwicklungsmandaten und Freelance-Jobs über Wasser. «Es war ein hartes Learning, dass die Welt nicht auf uns gewartet hat. Wir haben in dieser schweren Zeit auch ans Aufgeben gedacht. Wir wollten uns aber ein Jahr Zeit geben, um wieder auf die Beine zu kommen.» Die Geduld hat sich schliesslich ausbezahlt, und der Durchbruch kam in Form von verschiedenen Mandaten und Kunden, die Regez vertrauten.
Wer nun aber glaubt, dass sich Benjamin Regez seither auf diesem Erfolg ausruht, der irrt. «Sobald wieder Geld geflossen ist, haben wir Ende 2003 ein nächstes Abenteuer gestartet.» Ein Social Network für Empfehlungen in den USA sollte dieses Mal den grossen, globalen Erfolg bringen, doch auch damit scheiterte Benjamin Regez. «Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Experiment in den USA war: Scheitern gehört zum Unternehmertum dazu. Man scheitert mehr als dass man gewinnt. Wichtig ist, was man daraus lernt.» Und so hörte Regez schliesslich auf den Rat eines seiner Berater, der meinte, sie sollten mit den Experimenten aufhören und damit anfangen, mit dem Projekt­geschäft normal Geld zu verdienen. «Und so haben wir 2008 begonnen, Isolutions, so wie es heute ist, aufzubauen. 2013 konnten wir schliesslich die Früchte ernten und das Wachstum hat eingesetzt.»


Das Logo am Times Square hat Benjamin Regez in all den Jahren aber nie losgelassen. «Ich träume noch immer davon. Hatte dieser Traum mit Anfang 20 aber noch viel damit zu tun, dass ich gesehen werden wollte, geht es mir jetzt, 21 Jahre ­später, mehr um Impact. Ich möchte einen Einfluss ­haben und Probleme im Geschäftsumfeld lösen.»

Qualitative Familienzeit

Danach gefragt, wer Benjamin Regez als privater Mensch sei, erklärt er: «Ich bin privat derselbe wie im Beruf und ich habe gelernt, dass der Workload nie abnimmt.» Daher sei es wichtig, sich abzugrenzen. Mit seiner Frau, drei Kindern im Alter von 6, 4 und 2 Jahren und dem vierten unterwegs, sei es das wichtigste, mit der Familie Zeit zu verbringen – «und damit meine ich qualitativ gute Zeit, in der ich nicht mit Gedanken etwas Anderem nachhänge.» Denn das Unternehmen müsse auch funktionieren, wenn er weg sei. Dass dies auch tatsächlich so ist, hat Benjamin Regez gelernt, als er zwischen Juni 2007 und Juni 2008 ein Jahr durch Südamerika gereist ist. «Das war prägend, sowohl privat als auch beruflich. Ich kam zurück in eine Firma, die gewachsen war und niemand hat auf mich gewartet. Da habe ich gemerkt, dass das Unternehmen auch ohne mich läuft und das ist gut so.» So gönnt er sich heute gerne auch drei, vier Wochen Ferien am Stück – «das hat den grössten Erholungseffekt für mich.» Zuletzt war die Familie Anfang 2020 vier Wochen in Florida. Denn Benjamin Regez ist leidenschaftlicher Kitesurfer. «Kitesurfen lehrt mich Geduld und macht mich demütig, etwa beim Versuch, ­einen neuen Trick zu lernen. Zudem fällt vieles direkt von mir ab, wenn ich ins Wasser gehe.»


Für den Ausgleich im Alltag sorgt beim Berner Oberländer im Winter das Skifahren. Zudem geht er joggen. «Ich habe einst ein Buch mit Übungen zur Work-Life-Balance durchgearbeitet, denn vorher war ich nicht ausbalanciert. Dabei ging es darum, was mir wichtig ist und was ich erreichen will. Ich bin eigentlich kein Morgenmensch, aber seither gehe ich am Morgen joggen. Seit ich das schaffe, weiss ich, dass alles andere auch möglich ist. Seit ich so in den Tag starte, fühle ich mich viel leistungsfähiger und voller Energie.»

Benjamin Regez

Benjamin Regez ist zusammen mit zwei Brüdern in Unterseen bei Interlaken aufgewachsen. Nach einer Lehre zum Informa­tiker besuchte er das Abend-Tech und ­studierte Informatik. Gleichzeitig arbeitete er bei Intec Software, bevor er 1999 zusammen mit einem seiner Brüder, Josua Regez, und seinem Kindheitsfreund Pascal Grossniklaus Isolutions gründete. Aktuell fungiert Benjamin Regez als CEO von Isolutions, dies wird sich aber 2022 aufgrund des rotierenden CEO-Prinzips beim ­Unternehmen wieder ändern. Benjamin ­Regez lebt mit seiner Familie in Thun. (abr)


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