UDT: Die Lüthis springen ein

Der Konkurs der Union Trading AG und der Cluster Solutions SA hat auch die anderen Firmen der Gruppe ins Elend gerissen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/09

     

Die Berner UDT-Gruppe versucht sich unter neuer Leitung, mit frischem Geld und fokussiert auf Storage, Server und Service vom «Semi-Crash» der vergangenen Wochen aufzurappeln. An der kommenden Generalversammlung soll ein komplett neuer Verwaltungsrat bestellt werden.
Nominiert sind Martin und Hans-Jörg Lüthi sowie der Finanzchef Martin Tschumi. Der bisherige Verwaltungsrat, vor allem auch die «Väter» der UDT, Heinz Niederberger, Wenzel Divis und Beat Brechbühl, werden aus dem VR zurücktreten. Grossaktionär Niederberger wird ganz aus der Firma ausscheiden, so Martin Tschumi, während Wenzel Divis die Leitung der Service-Firma Request übernimmt.

Der Verkäufer kauft vom Käufer zurück

Martin Lüthi engagiert sich aber auch finanziell stark. Er erhöhte seinen Aktien-Anteil an der UDT Holding von 10 auf 24%. Wichtiger noch ist, dass die Lüthi-Brüder der UDT-Gruppe auch anderweitig mit einer Kapitalspritze helfen. Tschumi: «Die ganze Gruppe wird rekapitalisiert. Dies nicht mit einer Kapitalerhöhung, da dafür eine Generalversammlung notwendig wäre, sondern mit nachrangigen Darlehen.»
Das Engagement von Martin und Hans-Jörg Lüthi bei der UDT zeugt von Verantwortungsbewusstsein. Diese beiden hatten nämlich der UDT-Holding kurz vor ihrem Börsengang die Storage-Spezialisten Tristar (Systemintegration) und Datastore (Distribution) verkauft. Nun wird verhindert, dass die ehemals gesunden Speicherspezialisten mit in den Strudel des Untergangs der Berner UDT AG gerissen werden.

Der Kampf ums Vertrauen

Die Berner UDT-Gruppe galt einstmals als die Success-Story in der Schweizer IT-Industrie. Mit Hochverfügbarkeits- und Serverlösungen wurde 1999 und 2000 ein sehr hohes Wachstum erreicht. Ein Risikokapitalist stieg ein, und im Februar 01 folgte der Gang an die Berner Telefonbörse. Niederberger und Wenzel liessen sich offensichtlich vom E-Business-Fieber anstecken. UDT investierte sehr viel in ein Datencenter, um ASP-Dienste anzubieten, und in Hochleistungs-Computing. Zuviel, zu schnell, wie sich mit dem Konkurs der beiden UDT-Töchter herausstellte.
Die Konkurse schadeten auch den überlebenden Firmenteilen enorm, sagt Tschumi. Viele Lieferanten hätten die Kredite sofort gestrichen, und die Hersteller (Compaq) zogen es vor, Projekte direkt abzuwickeln. «Es gab gute Projekte, aber wir konnten sie nicht ausführen», so Tschumi. Nun soll das Engagement der Lüthis das verlorene Vertrauen von Kunden, Distis und Herstellern wieder aufbauen.
Übriggeblieben vom «Abenteuer Börse» sind damit noch drei Firmen mit zusammen etwa 60 Stellen: der Service-Provider Request, Tristar und Datastore. Etwa 30 Stellen sind bei der ehemaligen Union Data Trading in Bern und bei der Cluster Solutions SA verloren gegangen. (hc)


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