1:0 für die Internet Expo

Frühlingserwachen in der Internet-Branche: In einer Blitzumfrage betrieb IT Reseller iEX-Nachlese. Alle befragten Aussteller singen einstimmig das Hohelied auf die Messe.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/03

     

Die Internet-Expo 2004 hat ihre Tore geschlossen. Trotz weniger Ausstellern und 1800 weniger Besucher als im letzten Jahr (20’800) war die Messe offenkundig ein grosser Erfolg. Ein neuer Optimismus und Tatendrang konnten selbst dem grössten Messe-Miesepeter nicht entgangen sein. Der lang erwartete Aufschwung wurde in den Zürcher Messehallen an der iEX heuer definitiv eingeläutet.

Talsohle endgültig durchschritten

«Man merkt eine gewisse Aufbruchstimmung. Ich würde sagen, wir sind verhalten optimistisch», sagt Roland Leuenberger von Sun. Und Andreas Knöpfli, Chef Sun Schweiz, doppelt nach: «Ab Mittwochnachmittag ist es tipptopp für uns gelaufen.»
Rafael Azzati, Marketing und PR beim Webportal Search.ch, ist nahezu euphorisch. «Das war unsere beste iEX ever. Vor allem kamen Leute an den Stand, die sagten ‹wir wollen kaufen›, das gab es so noch nie.» Für Uplink Geschäftsführer Patrick Roth hätte «die Messe noch einen Tag länger gehen können, der Ansturm wäre nicht abgerissen.»
Auch Thomas W. Luchetta, CEO vom Lotus-Spezialisten Intraware ist gut gelaunt: «Der Markt geht von der Bremse, steht aber noch nicht auf dem Gaspedal. Die Besucher waren wesentlich ‹projektgeladener› als in der Vergangenheit.»
Werner Zecchino, CEO des IT-Dienstleisters Emineo meint: «Die Talsohle scheint definitiv durchschritten zu sein und das Interesse der Besucher ist wieder qualifiziert. Wir betrachten die Teilnahme an der iEX als vollen Erfolg.» Für Tom Hager, CEO des Security-Spezialisten Infotrust, wurden die Erwartungen an die Messe sogar übertroffen.
Andreas Göldi, CEO vom Webdienstleister Namics, sagte gegenüber IT Reseller: «Wegen der Neukunden würden wir nicht mehr kommen. Wir sind vor allem wegen der Kontaktpflege zu bestehenden Kunden hier. Auch die Konferenz kann sich, im Unterschied zur Orbit, die keine anständige Konferenz zustande bringt, sehen lassen.»
Auch Software-Anbieter konnten ihrem Messeauftritt etwas Positives abgewinnen. So äusserte sich Joseph Voser, Geschäftsleiter von Spektra Netcom wie folgt: «Als Anbieter von betriebswirtschaftlicher Software sind wir mit den Kontakten zufrieden. Sie entsprachen unseren Erwartungen. Sie sind nicht so ergiebig wie die Kontakte an der Orbit. Allerdings sehe ich den Versuch als gelungen an.»
Reto Baumgartner, Geschäftsführer von Mysign ist ebenfalls zuversichtlich. «Für uns war die iEX 04 ein Erfolg. Wir haben eine deutlich erhöhte Nachfrage gespürt. Die Stimmung war sehr optimistisch und die Investitionslust scheint wieder stark zu steigen.»

Aus zwei mach eins?

Für Martin Lüthi, Pressesprecher von Swisscom Directories, liefert die Messe neue Argumente für eine nicht abbrechende Grundsatzdebatte: «Wir sind sehr kritisch, ob es aus heutiger Sicht noch zwei IT-Messen in der kleinen Schweiz und gemessen am übersättigten IT-Markt verträgt. Es sollte nun endlich konkrete Annäherungsversuche mit der Messe Basel betreffend Orbit geben.
Es kann nicht sein, dass jede Messeorganisation überzeugt ist, sie habe das richtige Konzept und demzufolge überleben werde. Schliesslich werden beide Messen extremen Schaden nehmen und Aussteller und Besucher abschrecken. Letztlich stehen die Messen nicht nur in Konkurrenz zueinander, sondern noch mit ganz anderen Trends, nicht zuletzt mit dem Internet selbst (Beispiel E-Business).
Da wird sie das eigene Ausstellungsthema überrollen.» In eine ähnliche Richtung geht der Kommentar von Daniel Hinz, Chef-Pressesprecher von T-Systems Schweiz. «Die Zeiten sind vorbei, in denen in der Schweiz zwei Messen ein volles Programm anbieten können. Wir erwarten eine Konzentration auf eine einzige IT-Messe. Dann sähe die Sache für alle Parteien wieder viel besser aus.»

Internet wieder im Geschäft

Auch die speziell für Distributoren, Startup-Firmen und Security-Anbieter eingerichteten Parks wurden im Grossen und Ganzen positiv bewertet. «Für uns, die ausschliesslich an Händler adressieren, war es mit den vielen Endusern eher ruhig. Der Disti-Park ist aber eine super Sache, sonst wären wir nicht gekommen», sagt Stephan Iseli vom Komponenten- und Peripheriedisti Ecomedia.
Zum eStarter-Park meint Piero Stinelli, Geschäftsführer von Vadiannet: «Wir waren positiv überrascht. Unsere Teilnahme am eStarter-Park war ein voller Erfolg. Diverse innovative junge Firmen auf sehr engem Raum haben dafür gesorgt, dass es zu vielen Synergien und interessanten Businesskontakten und Abschlüssen gekommen ist.
Die Gesamtstimmung war umtriebig.» Für Küng & Bütler Solutions meldet sich der Geschäftsführer Rouven Küng zu Wort: «Als Startup gab uns der eStarter-Park eine optimale Plattform, um vom wieder steigenden Interesse an Online-Dienstleistungen zu profitieren. Der wiederaufflammende Optimismus war beim Gang durch die Hallen deutlich zu spüren. Das Internet ist wieder im Geschäft.»
Auch aus der Securityzone waren positive Stimmen zu vernehmen. Rafael Cruz von Consul&ad fasst zusammen: «Bis auf wenige Ausnahmen waren die Teilnehmer auf dem Gemeinschaftsstand mit dem ‹Output› der iEX und des begleitenden Kongresses sehr zufrieden. Die Ausrichtung auf B2B – weniger Enduser durch das Fernbleiben der grossen ISPs – hat sich bezahlt gemacht und war gegenüber dem Vorjahr auffällig spürbar.»

Orbit, nein danke

Einig waren sich alle von IT Reseller befragten Aussteller, was ihre Präsenz an der kommenden Orbit betrifft. «Ich habe mit vielen Ausstellern geredet und es ist erstaunlich, wie viele bereits am Donnerstag ein klares Nein zur Orbit äusserten», verriet uns Gabriela Müller, Marketing und Kommunikation Studerus Telecom.
«Die Agglomeration Zürich ist als Wirtschaftsstandort weiterhin 1A in der Schweiz, was sich auch auf die iEX-Besucher auswirkt», lobt Christoph Hagman von Shakehands Software.
Auch Sun-Chef Andreas Knöpfli meldet sich noch einmal zu Wort: «An die Orbit? Nein, gehen wir nicht, Sie etwa?» (Lacht und tritt ab.)
«Die iEX hat sich zu einer Internet-Fachmesse für Geschäftskunden entwickelt. Damit wird haargenau unser Publikum getroffen. An der Orbit planen wir nicht teilzunehmen», so der Chef von Infinigate Matthias Brunner. «Der Besuch an der iEX hat sich für uns als Jungunternehmer gelohnt. Die Organisation rund um die iEX war hervorragend.
Ein Stand an der Orbit ist bei uns nicht geplant», vermeldet Andreas Wisler von Go Out Production. «Wir nehmen in diesem Jahr an zwei Messen teil und haben uns für Zürich und die Westschweiz entschieden. Die Orbit hat sich für uns erledigt», erklärt auch Johannes Mastromarino, Product Manager Simpex Electronic.
Auch Canon wird der Orbit fernbleiben. Dazu das Statement von Christian Mossner, National Marketing Manager Canon Business Solutions: «Die Internet Expo 04 war für uns äusserst erfolgreich. Wir werden auch nächstes Jahr an der iEX festhalten und unseren Auftritt noch weiter ausbauen. An der Orbit wird Canon nicht teilnehmen.»
Ebenfalls Romano Chies, Sales Manager beim IT-Dienstleister GFT spricht sich klar gegen eine Orbit-Teilnahme aus: «An der Orbit werden wir u.a. aufgrund der Neuorientierung der Messe in Richtung KMU nicht teilnehmen, unsere Kunden sind eher im Government, Finance, Logistik und Pharmabereich angesiedelt».
Deutlich der Kommentar von Matthias Asendorf, Sales und Marketing Crealogix: «Die Kooperation mit der Messeleitung ist ganz anders als die mit den Orbit- Verantwortlichen. Die Orbit ist schon seit drei Jahren kein Thema mehr für uns. Sie ist hin- und hergeschwankt, immer nur mit dem Ziel, soviel Besucher wie möglich zu kriegen. Die iEX hat immer ihre Linie durchgezogen.»
Zu guter Letzt soll stellvertretend noch ein Besucher zu Wort kommen: «Das Personal der Aussteller ist qualifizierter geworden. Wenn man an dieser iEX eine Frage stellte, bekam man sogar eine Antwort.» (sk)


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