Brisantes zeigt eine Untersuchung der Gartner Group: Zwar werden immer mehr Desktop-PCs mit dem Open-Source-Betriebssystem Linux ausgeliefert. Bei 80 Prozent dieser Systeme wurde in diesem Jahr jedoch nach wenigen Tagen das Betriebssystem auf Windows gewechselt. Schön für
Microsoft, könnte man meinen. Dem Softwarehersteller geht aber dabei viel Geld durch die Lappen, weil Windows-Raubkopien eingesetzt werden.
Im Vordergrund steht bei den Usern die Absicht, Lizenzkosten zu sparen. Diese machen bekanntlich rund 15 Prozent der Totalkosten eines PC-Systems aus. Dieses Verhältnis habe sich aufgrund des Preiszerfalls bei der Hardware seit 1996 mehr als verdoppelt, schreibt Gartner.
Die Praxis, Linux-PCs zu kaufen und umzurüsten, wird gemäss Gartner vor allem in Schwellenländern praktiziert. Das zeigt sich auch in Marktzahlen, die das Marktforschungsunternehmen erhoben hat.
Westeuropa im Mittelfeld
Im letzten Jahr beispielsweise sind in Lateinamerika und Osteuropa 11,2 Prozent der PCs mit Linux ausgeliefert worden – der höchste Anteil weltweit. In den USA und Kanada betrug die Quote hingegen lediglich 0,2%. In der Mitte liegt der westeuropäische Markt mit einem Anteil von 5,3 Prozent.
An diesen Verhältnissen soll sich über die nächsten vier Jahre nicht viel ändern. Für 2008 geht Gartner davon aus, dass in Osteuropa 13,9 Prozent und in Lateinamerika 13,7 Prozent der PCs mit Linux ausgeliefert werden. Westeuropa wird gemäss dieser Prognose nur leicht auf 5,9 Prozent zulegen. Die grösste Dynamik – wenn auch auf tiefem Niveau – findet in Nordamerika statt: In Kanada sollen im Jahr 2008 3,3 Prozent der Systeme mit Linux ausgeliefert werden, in den USA 2,5 Prozent. Der globale Anteil von Linux soll von 4,4 Prozent im letzten Jahr auf 7,5 Prozent im Jahr 2008 anwachsen.
Viel Hype
Aufgrund dieser Zahlen werde Linux auf dem Desktop auch in Zukunft eine Nischenlösung bleiben, bilanziert Gartner. Zudem habe
Microsoft diese mögliche Bedrohung erkannt und mit der günstigen Windows XP Starter Edition darauf reagiert. Dabei handelt es sich um eine kostengünstige Windows-Version für den OEM-Verkauf in den Schwellenmärkten. Kritiker monieren allerdings, dass selbst diese für den gebotenen Funktionsumfang zu teuer sei und deshalb gegenüber Raubkopien nichts ausrichten können.
Trotzdem komme das Open-Source-Betriebssystem vor allem in Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum zusehends zum Zug. Firmen, Regierungen und Behörden wenden sich aus strategischen Gründen von Windows ab und können nach drei Jahren mit einem positiven Kosteneffekt rechnen, räumen die Marktforscher ein. (map)
HP hält über 50 Prozent
Platzhirsch bei den Linux-Servern ist in der Schweiz gemäss Zahlen von IDC
Hewlett-Packard. Das Unternehmen verkündete letzte Woche stolz, der Marktanteil im zweiten Quartal dieses Jahres betrage 56 Prozent und der Umsatz 6,4 Millionen Dollar.