Oracle startet mit Suite Files

Oracle steigt ins Document Management ein und positioniert sein Produkt Collaboration Suite Files 10g gegenüber Microsoft Sharepoint.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/22

     

Noch vor ein paar Monaten hatte Oracle geplant, den Content Management-Spezialisten Documentum zu kaufen. Dem kam der Storage-Riese EMC zuvor. Jetzt schlägt Oracle in eigener Regie zu: Am letzten Mittwoch wurde auf der Openworld in San Francisco mit Collaboration Suite Files 10g eine eigene Content Management Technologie vorgestellt. Files 10g umfasst Tools und Services für die Dokumentenverwaltung, den Workflow, die Archivierung, die Versionskontrolle und die Überwachung des Lebenszyklus von Dokumenten.
Bisher seien Content Management Systeme (CMS) darauf ausgerichtet gewesen, Spezialisten für die Dokumentenverwaltung zu unterstützen, schreibt das Unternehmen. Files 10g dagegen sei für den ganz normalen Business-Anwender entwickelt worden.
Gegenüber IT Reseller erläutert René Probst (Bild), Technology Solutions Director bei Oracle in der Schweiz: «Firmen wie Microsoft haben sich vor allem auf das Frontend konzentriert und unterstützen im Backend eher Datenfragmentation als ein konsolidiertes Backend-System, das die Anwendung von Policies auf der Ebene von individuellen Dokumenten erlaubt. Unsere Kunden sagten uns zudem, dass die Einführung spezialisierter CMS für sie sehr aufwendig sei. Files 10g enthält daher nur die notwendigen Features und kann auch von einem durchschnittlichen Business-Anwender problemlos benutzt werden, ohne dass er seinen gewohnten Umgang mit Dokumenten ändern muss. Wir sprechen daher von Content Management for the rest of us.»

Gut skalierbar

Nicht weniger wichtig, so Probst, sei die Skalierbarkeit und unternehmensweite Ausbreitung der Lösung, damit alle Abteilungen kontrolliert und schnell auf alle Inhalte zugreifen können: «Über 70 Prozent aller Daten in einem Unternehmen fallen in Form von Mails, Textdokumenten oder Voice-Mails an. Meistens weiss dann keiner mehr, wo diese zu finden sind, und wer gerade daran arbeitet.»
Probst ist überzeugt, dass sich eine zentrale Datenbank, wie sie sich bei strukturierten Daten bewährt hat, auch für unstrukturierte Dokumente eignet: «Bei Oracle verwalten wir 22 Millionen Dokumente in einer einzigen Datenbank, auf die weltweit 42’000 User zugreifen – das ist für uns ein Beweis, dass das Konzept funktioniert.»

Konkurrenz für Sharepoint

Files 10g wird im ersten Halbjahr 2005 sowohl einzeln wie als Teil der Collaboration Suite 10g erhältlich sein. Als Newcomer im Document Management wird Oracle damit etablierten Anbietern wie Interwoven, Documentum oder Filenet gegenüber stehen. Probst relativiert jedoch: «Unser Zielpublikum dürfte eher im Bereich von Microsofts Sharepoint zu finden sein, und da bieten wir bezüglich Skalierbarkeit und Sicherheit einiges mehr. Ausserdem sehen wir Files 10g auch als Ergänzung zu bestehenden Dokumentenverwaltungen, als eine Art Hub, mit dem ein schneller, zentraler Suchlauf möglich wird.»
Manche Analysten zweifeln allerdings, ob die Kunden den Link zwischen dem Datenbank-Anbieter Oracle und Content Management ohne weiteres machen werden. Oracle bietet zudem zusammen mit dem Application Server und der Colllaboration Suite im Middleware-Sektor ein immer breiteres Angebot an Backend-Software. Die direkte Konfrontation mit IBM und Microsoft scheint deshalb unvermeidlich. Oracle könnte dabei, wie der Ovum-Analyst Alan Pelz-Shape gegenüber dem amerikanischen Online-Dienst Cnet meinte, an seine Grenzen stossen: «Obwohl bestimmt kein Kleinunternehmen, ist Oracle am Ende doch keine IBM und keine Microsoft. Ich denke, dass ein klarer Fokus von Vorteil wäre.» (fis)

Triboni verbindet Oracle bereits mit DMS

Schon seit einiger Zeit bietet die Zürcher Firma Triboni mit ISEC (Integrated Services ERP Connector) eine Lösung, um ein Document Management System (DMS) mit der E-Business Suite von Oracle zu verbinden. Dabei werden eingehende Dokumente gescannt und mit den Oracle Daten-Records verlinkt. Von der E-Business Suite 11i kann so im Workflow auf die Dokumente zugegriffen werden.
ISEC ist bei verschiedenen Kunden im Einsatz. Dazu gehört etwa Canon Europe, wo die Lösung ständig in weiteren Ländern implementiert wird. In absehbarer Zeit werden europaweit alle Rechnungen über dieses System laufen.

Von Oracle überrollt?


Fühlt sich die kleine Triboni jetzt von der grossen Oracle überrollt? Triboni Co-Gründer und -Geschäftsführer Marco Büchel verneint: «Das ist der Gang der Dinge, dass die Grossen alles früher oder später selber machen wollen. Wir sind nach wie vor Oracle-Partner und fühlen uns da nicht hintergangen.»
Für kleinere Unternehmen möge es vielleicht verlockend sein, alles aus einer Hand zu bekommen, meint Büchel. Aber es gebe genügend gewachsene Umgebungen, wo ISEC allein schon aus Gründen des Investitionsschutzes weiterhin gute Chancen habe: «Umfangreiche Dokumente wie Filme und grosse Volumina sind nach unserer Erfahrung sowieso in dedizierten Fileserver-Systemen besser aufgehoben und einfacher zu verwalten. Dazu kommt, dass Integrationslösungen zusätzliche Services anbieten, die es etwa ermöglichen, Daten aus der Datenbank und Dokumente aus dem DMS zu verbinden und gemeinsam zu rendern. Solche Services können auch in Kombination mit Files 10g aufgesetzt werden.»


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Zwerge traf Schneewittchen im Wald?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER