Wie jedes Jahr, präsentiert Robert Weiss in seinem Weissuch Zahlen zur Marktsituation in der Schweiz. Demnach zeigte das PC-Umfeld im letzten Jahr einen Umsatzzuwachs von zwei Prozent oder rund 100 Millionen Franken. Der Rückgang der letzten beiden Jahre scheint gestoppt, wie Weiss bei der Präsentation des «Weissbuches 2005» im World Trade Center in Zürich sagte.
Die Prognosen über den PC-Markt anlässlich der letztjährigen Weissbuch-Präsentation wurden bei den Stückzahlen wie auch bei den Umsätzen von der Realität deutlich übertroffen. Und dies, obwohl die Preise stärker gesunken sind, als erwartet. Der Gesamtmarkt wuchs laut Weissbuch um 2,5 Prozent auf 15,76 Milliarden Franken. 2004 wurden 1’307’000 Einheiten abgesetzt, was einem Stückzahlenwachstum von 17 Prozent entspricht. Prognostiziert hatte Weiss vor einem Jahr noch 12,8 Prozent.
Endlich konnten auch die Desktopsysteme wieder einmal zulegen und erreichten bei einem Wachstum von 13,2 Prozent 789’000 Einheiten. Noch stärker wuchs, wie erwartet, das mobile Segment: Bei einem Wachstum von 22,8 Prozent stiegen die Stückzahlen von 420’000 auf 518’000 Systeme. Der Anteil der mobilen Systeme am Gesamt-PC-Markt wuchs in den letzten fünf Jahren von 25 auf rund 40 Prozent. Weiss geht davon aus, dass in den nächsten drei Jahren der Absatz mobiler Systeme denjenigen der Desktops überholen wird.
Positive Veränderungen
im Desktopbereich
Das Bild der Schweizer PC-Branche hat sich gegenüber dem Vorjahr positiv verändert: Alle Segmente zusammen wiesen 2004 ein Wachstum aus.
Noch im letzten Jahr war das Wachstum des gesamten Desktopbereichs gleich null. Heute liegt es laut Weiss mit 13,2 Prozent deutlich über der seinerzeitigen Prognose von 7,6 Prozent. Mit 789’000 verkauften Geräten wurde der Vorjahreswert um 92’000 Einheiten übertroffen.
Erfolgreich waren die Desktops insbesondere im Business-Umfeld, wo es in den letzten beiden Jahren noch einen deutlichen Stückzahlenrückgang gab. Mit 19,5 Prozent liegt die Zunahme bei den Business-Desktopgeräten jetzt über dem Gesamtmarkt. Die Stückzahlen stiegen von 425’000 auf 508’000 Einheiten.
Im Home-Bereich allerdings konnten die Desktopgeräte weniger zulegen. Hier betrug der Zuwachs nur 3,3 Prozent oder 9000 Einheiten. Wie Weiss erklärt, hängt dies auch mit einer Korrektur in der Aufteilung zwischen Home- und Business-Markt zusammen, die er bei den Dell-Zahlen vorgenomen hat.
Mobile Geräte weiter im Aufwind
Stark steigern konnte sich der mobile Home-Hereich, der laut Weissbuch ein Wachstum von 30,7 Prozent oder 230’000 Geräten aufweist. Dieser Wert liegt deutlich höher als die vorhergesagten 13,6 Prozent. Der Verkauf von mobilen Business-Geräten dagegen zeigte einen gegenteiligen Trend: Die Prognosen lagen hier bei 27 Prozent, der tatsächliche Wert beträgt nun nur 18 Prozent oder 288’888 Einheiten. Beachtenswert: Im Vorjahr waren die Werte genau umgekehrt: Die mobilen Business-Systeme lagen bei +41 Prozent, die mobilen Home-Geräte bei +18,1 Prozent.
Ob ein mobiles Gerät dem Home- oder dem Business-Markt zugezählt wird, hängt, wie Weiss ausführt, bei einem Durchschnittspreisunterschied von gerade noch 275 Franken weniger von Preis und Ausstattung ab als vom Vertriebskanal. Da aber Hersteller wie
Acer, Gericom und
Medion sehr erfolgreich im Retailgeschäft operieren, ist nicht auszuschliessen, dass eine «Businessmaschine» über den Retailkanal verkauft und damit zu den Home-Geräten gezählt wird, während umgekehrt ein über den PC-Händler vertriebenes Gerät schliesslich nicht im Büro, sondern in der guten Stube landet.
Gesamthaft konnte der Mobile-Markt jedenfalls um die 22,8 Prozent zulegen und erreichte damit leicht höhere Werte als die entsprechende Prognose. Mit 518’000 abgesetzten Einheiten wurde erstmals die Halbmillionenmarke überschritten.
Dieser Erfolg der mobilen Geräte lässt sich nicht allein aus den gesunkenen Preisen erklären. Vorangetrieben wurde die Entwicklung auch durch den tiefen Stromverbauch der Intel-Centrino-Plattform und durch die erweiterten Einsatzmöglichkeiten im WLAN-Umfeld. Dazu kommt, wie Weiss erklärt, der Tend zum Desktop-Replacement und der spürbare Wunsch vieler Anwender nach mehr Einsatzmobilität.
Die Top 10
Ausser den Desktopmaschinen für den Home-Bereich konnten sämtliche PC-Segmente auch beim Umsatz zulegen. Im Gesamtgerätemarkt (Mobile und Desktop, ohne Peripherie und Software) resultiert daraus ein Umsatzwachstum von 6,3 Prozent und ein Gesamtumsatz von 2,142 Milliarden Franken. Marktleader im PC-Markt ist nach wie vor
HP. Die Stückzahlen erhöhten sich um 9,7 Prozent von 256’240 auf 281’039 Einheiten. Das liegt deutlich unter der Zuwachsrate des Gesamtmarktes von 17 Prozent. Der Marktanteil beträgt noch 21,5 Prozent.
Dell konnte sich mit einem Wachstum von 25,1 Prozent (223’979 Systeme) problemlos als die Nummer zwei etablieren. Die angestrebte Spitzenposition kommt zunehmend in Reichweite. Dank einem Wachstum von 27 Prozent verteidigt
Acer mit 137’759 Einheiten seinen dritten Platz problemlos.
Unbestritten ist auch die Position vier von
Fujitsu Siemens Computer (FSC), trotz einem geringen Wachstum von zwei Prozent (96’955 Einheiten) und 12,8 Prozent weniger Marktanteil.
Apple konnte den fünften Rang zurückerobern. Das Stückzahlenwachstum von 16,9 Prozent bedeutet einen Absatz von 82’780 Einheiten.
Für
IBM mit einem Wachstum von 6 Prozent (geschätzte 80’000 Einheiten) resultiert der sechste Platz. Auf Platz sieben ist
Maxdata. Der Assemblierer
Steg Computer festigte seine achte Position mit einem Wachstum von 25,8 Prozent, das er nicht zuletzt dem Einstieg in den Notebook-Markt verdankt.
Interdiscount mit nur noch geringen Stückzahlen in der Assemblierung und Jet Computer reichte es nicht mehr in die Top10. Sie wurden durch
Toshiba (Rang neun, Wachstum 21,9 Prozent) und
Sony (Rang zehn, Wachstum 20,6 Prozent) ersetzt.
Nicht mehr in den Top 10, aber knapp hinter Sony liegen dann
Medion mit hohen Zuwächsen sowohl im Desktop wie im Notebook-Bereich und Jet Computer mit Zuwachs bei den Desktops, aber Rückgängen bei den Notebooks. Wegen der sehr unterschiedlichen Wachstumswerte liegt das gemeinsame Stückzahlenwachstum der Top 10 nur bei 14,5 Prozent. Im WINTEL-Markt (ohne Apple) ergibt sich ein Wachstum von 14,1 Prozent.
Die Assemblierer
Manche Assemblierer sehen sich heute als Brand-Hersteller, da sie nicht nur uniformierte Barebones bestücken, sondern Eigenentwicklungen in ihre Produkte einbringen und auch Aftersales-Services anbieten. Im Weissbuch werden jedoch alle Hersteller, die mit ihren Produkten eine Wertschöpfung in der Schweiz erarbeiten und diese im heimischen Markt absetzen, generell als Assemblierer bezeichnet. Dieser Markt passte sich dem allgemeinen Trend an und verzeichnet ein Wachstum von 14,3 Prozent. Auffällig ist, dass deutlich mehr mobile Systeme in der Schweiz zusammengebaut wurden als im Vorjahr.
Die Assemblierer verkauften gemeinsam rund 248’000 Geräte gegenüber 217’000 im Vorjahr. Damit erreichen sie einen Anteil am Gesamtmarkt von 19 Prozent. Der Assemblierer-Umsatz inklusive Servern erhöhte sich dank diesen Steigerungen von 386 Millionen auf 415 Millionen Franken. Ins Gewicht fällt dabei vor allem auch das Umsatzwachstum bei den Notebooks um 37,1 Prozent auf 72 Millionen Franken.
Der Schweizer Assemblierer-Markt weist einige Besonderheiten auf: Die grossen Assemblierer mit Stückzahlen von über 10’000 bei den Desktopgeräten und über 5000 bei den mobilen Geräten wie
Steg, Jet Computer und
Brack wachsen zurzeit stark. Die kleineren Assemblierer mit Stückzahlen unter tausend haben dem gegenüber deutlich mehr Probleme, obwohl sich einige erfolgreich in interessanten Nischen einrichten konnten.
Server und Storage
Intel- und AMD-basierende Low-end-Server verzeichneten in der Schweiz einen Umsatz von 415 Mio. Franken, was einer geringen Einbusse von 1,8 Prozent entspricht. Mit 67’000 Servern, gegenüber 58’000 im Vorjahr, konnten insgesamt 15,5 Prozent mehr Einheiten abgesetzt werden. Gleichzeitig sank jedoch der Durchschnittspreis um 15,1 Prozent. Dies hängt laut Weiss vor allem mit einem Trend zu kleinen und kostengünstigen Servern zusammen, an dem vorwiegend auch die Assemblierer beteiligt waren. Sie produzierten 3300 Einheiten mehr als 2003. Da immer mehr Rack-basierende oder Blade-Server eingesetzt werden, findet zumindest teilweise eine Kompensation der rückläufigen Umsätze über Metallschränke, Stromversorgungen, Spannungsausfalleinheiten und anderen Add-Ons statt, von denen 1,5 Prozent mehr verkauft wurden als im Vorjahr. Das gesamte Server-Umfeld (Highend-, Midrange- und Lowend-Server sowie Server-Add-ons) erzielte einen Umsatz von 1,725 Milliarden Franken, was einem Anstieg von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Spitzenreiter nach Stückzahlen sind
HP mit 2686 Stück bei einem Zuwachs von 7,6 Prozent vor
IBM (9775, 37,7 Prozent Zuwachs) und
Dell (9450, 27,1 Prozent). Dahinter folgen
FSC (3483, 1,7 Prozent),
Acer (975, 1,4 Prozent),
Maxdata (721, 26,3 Prozent) und
Apple (580, 28,9 Prozent). Die Assemblierer erreichten gemeinsam 12’600 Stück, was einem Zuwachs von 35,5 Prozent entspricht. Auch das Storage-Umfeld hat im Gegensatz zum Vorjahr etwas gewonnen. Allerdings sind bei NAS (Network Attached Storage) und DAS (Direct Attached Storage) Umsatzeinbussen festzustellen. Mit sieben Prozent Rückgang war das DAS-Umfeld am stärksten betroffen. SAN (Storage Attaches Network) dagegen konnte 11,1 Prozent zulegen. Gesamthaft stieg der Umsatz um 3,2 Prozent auf 1’272 Milliarden Franken.
Integriert man diese Zahlen in den gesamten Umsatz mit Hardware, Software und Dienstleistungen, so ergibt sich in der Schweiz im letzen Jahr
ein Gesamtumsatz von 15,76 Milliarden Franken. Das sind 380 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.
Über sechs Millionen Geräte
Aus den Verkäufen der letzten Jahre errechnet Weiss unter Berücksichtigung der in den Vorjahren entsorgten Geräte, dass in der Schweiz Anfang 2005 erstmals über sechs Millionen PCs im Einsatz stehen, nämlich genau 6’105’000 Geräte.
An den Arbeitsplätzen gibt es rund 2’080’000 PCs. Damit haben 73 von hundert Erwerbstätigen am Arbeitsplatz einen Computer zur Verfügung. Mobile Systeme werden im Weissbuch nicht zu den Arbeitsplatzgeräten gerechnet. Hier gab es eine Steigerung um 23 Prozent auf 1’870’000 Einheiten. Das mobile Business-Segment erhöhte sich um 16,5 Prozent auf 1’270’00 Einheiten. Rechnet man diese zu den Arbeitsplatzgeräten, so kommen sogar auf jeden Erwerbstätigen 1,18 Systeme.
Die mit rund zehn Prozent viel geringere Entsorgungsrate bei mobilen Geräten als bei den Desktops mit 22 Prozent, zeigt, dass diese im Allgemeinen länger benutzt werden. (fis)
Preiszerfall und Umsatz
Die PC-Durchschnittspreise haben sich in den Business-Kategorien zwischen 13 und 17 Prozent nach unten entwickelt. Die Home-Kategorie weist gar Preisabschläge von bis zu 27 Prozent auf.
Die Preise im Business-Segment sanken 2004 um 12,7 Prozent. Der Durchschnittspreis beträgt somit noch 2190 Franken. Nur die Desktop-Maschinen legten hier wertmässig um rund 4,4 Prozent zu.
In allen PC-Segmenten, ausser bei den Desktop-Maschinen für den Home-Markt, wurde mehr Einheiten als im Vorjahr verkauft. Dank diesen hohen Stückzahlen liegen im Weissbuch 2005 die Umsätze sowohl für Desktop- wie für mobile Systeme über den Vorjahreswerten.