Manager von internationalen börsenkotierten Konzernen sind – sofern das Geschäft gut läuft – in einer undankbaren Situation. Sie dürfen gegenüber der Öffentlichkeit keine Zahlen bekanntgeben. Dennoch informierte die Geschäftsleitung von
HP Schweiz letzte Woche anlässlich der Bekanntgabe der Konzernzahlen zum Fiskaljahr 2005 (s. Kasten) die Presse über den Geschäftsverlauf und die Ziele
im kommenden Jahr. HP verkaufte im Geschäftsjahr 2005 in der Schweiz nach eigenen Angaben 395’000 Drucker, 280’000 PCs (inkl. Notebooks), 54’000 Kameras, 17’000 Scanner und 5’000 Projektoren.
Den Verlust des UBS-Megadeals über 30’000 PCs – HP bzw. Compaq war bisher Hoflieferant der Grossbank – kommentierte HP-Chef Urs Fischer überraschend offen: «Wir waren zu wenig preisaggressiv und hatten unsere Prozesse nicht optimal im Griff.» Andrej Golob, Chef der PC-Abteilung, meinte gar: «Wir haben uns zu sicher gefühlt und nicht alles unternommen, um den Deal zu gewinnen.» Als Resultat hat denn auch HP im dritten Quartal die PC-Marktführerschaft an
Dell abtreten müssen (IT Reseller berichtete). Golob hofft natürlich, übers Jahr gerechnet den ersten Rang halten zu können – und trotzdem: «Profitabilität ist uns wichtiger als Marktanteile.» Im PDA-Markt setzt Golob den Schwerpunkt auf Geräte mit hoher Wertschöpfung, also auf Wireless Handhelds (hier konnte HP im Q2 erstmals Blackberry übertrumpfen).
Interessant war, was Golob zum Thema Verkaufskanäle zu sagen hatte: Man hätte HP öfter vorgeworfen, beide Schienen – direkt und indirekt – zu fahren. Es habe sich aber gezeigt, dass genau das die richtige Strategie sei. Zurzeit verkaufe man 75 Prozent indirekt, bei Kunden mit über 1000 Mitarbeitern liege der direkte Anteil derzeit bei rund 60 Prozent. Aber: «Wir werden bis 2008 in diesem Kundensegment schätzungsweise 95 Prozent direkt verkaufen.»
Im Printerbereich lief es für HP erwartungsgemäss rund, in praktisch allen Segmenten konnte der Marktanteil gesteigert werden. Einzige Ausnahme: Bei den Monochrom-Multifunktionsdrucker verlor man Boden. Laut Arnold Marty, dem Chef der Gruppe Imaging und Printing, weil man mit dem Preis des Konkurrenten
Brother nicht mithalten konnte. (mh)
Reorganisation kostet (noch)
HP hat im vierten Quartal des Fiskaljahres 2005 den Umsatz um sieben Prozent auf 22,9 Mrd. Dollar steigern können. Die Massenentlassungen – es wurden sogar etwas mehr als die angekündigten 15'000 Stellen abgebaut – drückten allerdings auf den Gewinn: 416 Mio. Dollar blieben unter dem Strich in der Kasse, im Vergleichsquartal des Vorjahres waren es 1,1 Mrd. Dollar. Ohne Restrukturierungskosten und Abschreibungen hätte
HP einen operativen Gewinn von 1,5 Mrd. Dollar erwirtschaftet – 22 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Der PC-Bereich wuchs um
9 Prozent auf 7,1 Mrd. Dollar, Imaging und Printing um 4 Prozent auf 6,8 Mrd. Dollar.
Nach Regionen betrachtet wuchs der Umsatz am stärksten in Asien (plus 12 Prozent auf 3,8 Mrd. Dollar). In der EMEA-Region legte HP um
8 Prozent auf 9,1 Mrd. Dollar zu. Für das gesamte Fiskaljahr ergibt sich ein Umsatz von 86,7 Mrd. Dollar (plus 8,5 Prozent) und ein Gewinn von
2,4 Mrd. Dollar (Vorjahr 3,5 Mrd.).