Am 1. Dezember, punkt 0.00 Uhr, fiel der Startschuss: Die erste Xbox 360 ging in der Schweiz über den Ladentisch. Zum Handkuss für die mediengerechte Inszenierung kam der Media Markt in Dietlikon.
Vier Stunden zuvor strahlte der Schweizer Ableger des Musikfernsehsenders MTV eine viertelstündige Spezialsendung aus. Im Zürcher Klub Kaufleuten wurde mit viel (Cervelat-) Prominenz der Verkaufsstart der neuen Spielkonsole gefeiert.
Figuren aus der Musikszene, dem Sport und der Unterhaltungsbranche gaben ihr Gesicht dafür her, um den Anlass zu einem Spektakel hochzustilisieren. DJ Dani König spielte gegen den Fussballer Daniel Gygax ein Autorennen. Die ebenfalls als DJ bekannte Tatana gab in einem Martial-Arts-Game dem Fussballer Ricardo Cabanas auf die Mütze. Snowboarder Gian Simmen spielte – wen wundert's – ein Snowboard-Game, und den Höhepunkt setzte der Auftritt der Crossover-Band Clawfinger.
Am selben Abend in Dietlikon sollen sich gemäss Angaben von
Microsoft rund 400 Xbox-Fans die Beine in den Bauch gestanden haben, während sie auf den mitternächtlichen Verkaufsstart der Spielkonsole warteten. Einer der Wartenden liess sich sogar das neue Xbox-Logo auf den Oberarm tätowieren, um zu einer Konsole zu kommen (eine bleibende Erinnerung). Microsoft scheute vor nichts zurück, um der Konsole zu einem gebührenden Einstand zu verhelfen.
Ebay-Auktionen boomen
Der Aufwand scheint sich zu lohnen, wobei
Microsoft gleichsam Opfer des eigenen Erfolgs geworden ist. Die Konsole ist in vielen Geschäften zeitweilig ausverkauft. Auch in den USA, wo der Verkaufsstart bereits Ende November erfolgte, bleibt die Versorgungslage angespannt. Kurz vor Redaktionsschluss konnte man beispielsweise auf
Amazon.com die Konsole lediglich auf seine Wunschliste setzen: «This item is currently not available», hiess es bei den Online-Angeboten.
Derweil grassierte der Handel auf
Ebay.com mit Preisen, die teilweise deutlich von den offiziellen Strassenpreisen abweichen. Ein Ebay-Angebot für eine Xbox 360 aus der Schweiz gab es kurz vor Redaktionsschluss ebenfalls. Die Auktion stand nach 16 Geboten zwar erst bei 301 Franken. Bei einer Restdauer von fünf Tagen liegt aber beim Preis noch einiges drin. Beim Angebot handelte es sich um eine sogenannte Core Edition, also die Konsole ohne Add-ons wie Festplatte oder die drahtlosen Controller.
Gerüchte und Verschwörungstheorien, dass die Verknappung System habe, machten schon im Vorfeld der Markteinführung die Runde. Microsoft bestritt vehement Vermutungen, man wolle mit Verknappung eine hohe Nachfrage suggerieren.
Leere Regale in der Schweiz
Für Europa stünden 300'000 bis 400'000 Konsolen bereit, hiess es vor dem Verkaufsstart. Nicht genug. Letzte Woche hat Microsoft sich nun erstmals zur Entwicklung des Geschäfts mit der neuen Konsole geäussert und bekräftigte die ursprünglichen Planziele. «Wir arbeiten rund um die Uhr daran, so viele Xbox 360 bereitzustellen, wie wir können, und den europäischen Einzelhandel in den Wochen vor Weihnachten weiter mit Ware zu versorgen. Wir stehen fest zu unserem Vorhaben, den Käufern alleine in den ersten 90 Tagen weltweit an die drei Millionen Videospielsysteme zur Verfügung zu stellen», liess sich der Xbox-Europa-Chef Chris Lewis zitieren.
Die Regale im besagten Media Markt in Dietlikon wurden ebenfalls leergefegt. «Wir haben fast unsere gesamten Vorräte über das Wochenende verkauft», sagte Geschäftsführer Gerhard Aerni. Wie sich die Lage entwickelt, bleibt abzuwarten. «Es wird vor Weihnachten noch mehrere Nachlieferungen geben», nimmt Christina Hanke, Schweizer PR-Managerin der Home & Entertainment Division von
Microsoft, Stellung. Genaue Stückzahlen nennt Microsoft indes nicht. Einzelne Retailer haben nun begonnen, Wartelisten zu führen, auf denen sich die Gamer eintragen können, um bei der nächsten Lieferung berücksichtigt zu werden. (map)