Voller Spannung wird an der Apple-Hausmesse jeweils die Keynote vom Ober-Macianer Steve Jobs erwartet, denn mit Neuigkeiten wird grosszügig umgegangen. Auch dieses Jahr schaffte er es, die versammelte Apple-Gemeinde zu verblüffen: Mit der vorgezogenen Ankündigung der neuen Apple-Systeme, basierend auf den Prozessoren von
Intel.
Erwartet wurden diese neuen Rechner ursprünglich erst auf Mitte Jahr. Die gute Nachricht des früheren Erscheinungstermins führte zu einem Höhenflug der Apple-Aktie — das Papier durchbrach erstmals die 80-Dollar-Grenze. Jobs versprach die Migration aller Apple-Geräte auf die leistungsfähigeren Intel-Chips bis Ende dieses Jahres
PowerBooks heissen MacBook Pro
Der erste Mac-Intel-Desktop ist ein iMac mit 20-Zoll-Bildschirm, welcher zwei- bis dreimal leistungsfähiger ist als sein G5-Vorgänger. Das erste Notebook-Modell mit «Intel inside» ist ein Modell mit 15-Zoll-Display, das die alten G4-Leistungswerte um einen Faktor 4,5 bis 5,2 übertrifft. Der Hauptgrund für diese Leistungssprünge sind die neuesten Intel-Dual-Core-Prozessoren, die mit einem ultramodernen 60-Nanometer-Fertigungsprozess hergestellt werden. Die neuen portablen Apple-Rechner heissen MacBook Pro.
Intel-CEO Otteline überreichte während der Keynote Steve Jobs eine dieser neuen 300-Millimeter-Siliziumscheiben höchst persönlich. Im Fall des Notebooks steht vor allem die extreme Verbesserung der Leistung per Watt im Vordergrund, denn diese konnte von 0,27 bei einem G4-Prozessor auf 1,05 beim Intel-Prozessor gesteigert werden. Dies bedeutet eine viel geringere Wärmeabgabe und eine entsprechend höhere Batterielebensdauer, beides entscheidende Werte bei einem mobilen Gerät.
Verblüffend war, dass ausgerechnet diese beiden Modelle als erste mit einem Intel-Prozessor ausgeliefert werden, denn die G-Modelle wurden erst vor kurzem vorgestellt. Dies dürfte einige Käufer schwer frustrieren, die erst vor kurzem ein solches Gerät erstanden haben, insbesondere da der Preis auf dem gleichen Niveau belassen wurde und die neusten Modelle nur schwer von ihren Vorgängern
visuell zu unterscheiden sind
OS für Intel- und G-Chips
Interessant ist vor allem die Software rund um die neuen Intel-Macs. Die neue Mac-OS-Version 10.4.4 kann sowohl auf den G- als auch auf den Intel-Chips betrieben werden. Auch die neue Version von iLife 06, ergänzt um das Paket iWeb, sowie iWork 06 laufen auf den neuen Modellen.
Aber was ist mit all den anderen Software-Lieferanten? Gibt es eine ähnlich unangenehme Situation für den Benutzer wie beim Wechsel vom OS 9 auf OS X? Mit der Zusatzsoftware Rosetta von
Apple soll es möglich sein, dass die meisten Power-PC-Anwendungen transparent auf den neuen Mac-Intel-Modellen laufen werden. Die Praxis wird zeigen, ob man etwas aus der OS-9/X-Umstellungsmisere gelernt hat.
Microsoft wird auf jeden Fall im März sein neues, stark erweitertes Office ankündigen, welches die neuen Prozessoren voll unterstützt, und andere Hersteller wie Quark und
Adobe werden schnell folgen.
Hinter vorgehaltener Hand wurde über eine Möglichkeit gemunkelt, dass auf den neuen Macs zwei Partitionen eingerichtet werden können — eine für das Mac OS und eine für Windows. Zudem kann das neue Mac OS 10.4.4 auf einem normalen Intel-PC installiert werden. Bei der Entwicklerversion wurde dies zumindest innerhalb weniger Wochen — nicht unbedingt im Sinne von Apple — möglich gemacht.
Verblüffende iPod-Zahlen
Bevor Jobs die Katze in Form der neuen Intel-Macs zum Schluss seiner Keynote aus dem Sack liess, verblüffte er die Apple-Schar mit den neusten iPod-Zahlen. Obwohl an der CES in Las Vegas, die vor der Mac World stattfand, wohl über eintausend neue MP3-Player-Modelle gezeigt wurden, gehört der Markt mit einem Anteil von über 60 Prozent eindeutig dem iPod. Allein im letzten Quartal des vergangenen Jahres wurden 14 Millionen iPods verkauft oder über 100 pro Minute. Dazu kommen 850 Millionen Songs, die letztes Jahr von den Apple-Servern heruntergeladen und auch bezahlt wurden. Der Anteil von
Apple im Download-Business (iTunes) liegt bei 83 Prozent trotz grosser Kampfansage von
Microsoft und Co.
Das Zubehörgeschäft für den iPod läuft ebenfalls rund und lässt Dritthersteller vom iPod-Wunder profitieren. Auch die Autoindustrie setzt zusehends auf das Zugpferd iPod. An der Mac World konnte Apple eine neue Partnerschaft mit dem Autohersteller Crysler bekanntgeben. Damit bieten nun mittlerweile 16 Hersteller den Einbau des Players an. Eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht