Erster Praxistest für Mendocino

Der Zürcher SAP-Spezialist Resource Informatik AG hat Mendocino in einem Pilotprojekt implementiert. Für die Umsetzung werden Spezialisten gebraucht, die sich in der Microsoft- und SAP-Welt gleichermassen zu Hause fühlen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/06

     

Mendocino soll die Kluft zwischen Unternehmensprozessen und Desktop schliessen, indem Microsoft-­Office-Anwendungen und SAP über eine Service-orientierte Architektur verbunden werden. Anwender sollen in Outlook mit der rechten Maustaste auf Daten aus SAP-Anwendungen zugreifen können, während anderseits etwa Outlook-Termine für die Zeit­erfassung in der ERP-Anwendung verwendet werden.
Seit Mendocino auf der Hausmesse von SAP, der Saphire, angekündigt wurde, halten sich begeisterte und skeptische Kommentare in etwa die Waage. Jetzt hat die Zürcher Resource Informatik AG Mendocino in einer Pilotinstalla­tion erprobt. Das auf SAP spezialisierte Systemhaus beschäftigt 70 Mitarbeiter und gehörte zu den wenigen SAP-Partnern, die im Rahmen der Vorauslieferung die erste Version von Mendocino zu Testzwecken bekamen.
Für das interne Pilotprojekt verwendete Resource eine separate, voll lauffähige SAP-Umgebung mit ERP 2004 und eine Exchange-Server-Umgebung. Mendocino wurde auf einem separaten Server aufgesetzt. Wie weit dies später direkt auf dem Netweaver-Server möglich sein wird, ist heute noch offen.
In der Folge hat Resource Informatik in enger Zusammenarbeit mit SAP die jeweils neuesten Teile von Mendocino aufgespielt. «Wir sind die ersten und bisher auch die einzigen in der Schweiz, die eine Mendocino-Instal­lation betreiben», sagt Resource CEO Bruno Schmid (Bild) nicht ohne Stolz. «Bei unserem Projekt agierten wir sowohl als Kunde, der die Installation für die eigene Arbeit nutzt, wie auch in der Rolle des Beraters und SAP-Partners. Auf diese Weise konnten wir viel Feedback an die Entwicklungsabteilung von SAP zurückgeben und haben hoffentlich zur künftigen Konfiguration von Mendocino einiges beigetragen.»

Zwischen den Kulturen

Als grösste Herausforderung bei Mendocino-Projekten ortet Schmid die Tatsache, dass die Microsoft-Spezialisten in Microsoft-Kategorien denken, während sich SAP-Leute vorwiegend an SAP mit den dazugehörigen Spezialitäten orientieren. Für Mendocino aber, so Schmid, werden Berater benötigt, die sich in Technologie und Kultur beider Welten auskennen. «An unsere Mitarbeiter stellt das grosse Anforderungen. Wir haben die teilweise Verschmelzung der beiden Welten bereits früher mit eigenen Technologien realisiert. Mendocino bedeutet demgegenüber jedoch eine deutliche Vereinfachung.»
Mendocino setzt für viele Tasks Web-Services ein. Zu diesen Aufgaben gehört beispielsweise die Authentifizierung eines Anwenders, der aus Outlook auf SAP-Daten zugreift. Sinnvollerweise verlangt dies ein gemeinsames Single-Sign-on, mit dem beide Zugriffe freigeschaltet werden. In der nächsten Version von Mendocino, die auf Juni erwartet wird, sollen solche Services dann bereits vorkonfiguriert mitgeliefert werden.
Interessanterweise ergab sich, wie Schmid sagt, sowohl für Exchange-Server wie in der SAP-Umgebung weniger Aufwand als erwartet. «Dass sie ihre bestehenden Installationen praktisch unverändert weiter nutzen können, hat unsere Kunden bei einer kürzlichen Demonstration hier bei uns sehr beruhigt», stellt er befriedigt fest.

User-Interface für SAP

Normalerweise greifen nur wenige Mitarbeiter in den Unternehmen auf die vergleichsweise komplexe Benutzeroberfläche von SAP zu. Hingegen beherrschen sie Microsoft Office meist sehr gut und neigen daher dazu, auch unternehmensweite Daten in Excel-Sheets oder in Outlook abzulegen. Ihnen bietet Mendocino über Outlook ein bekanntes User-Interface für den Kontakt mit der ERP-Applikation. Schmid sieht hier ein grosses Potential: «Der Finanzchef eines grossen Konzerns zeigte sich bei der Demo nicht weniger interessiert als die Vertreter von KMU. Offensichtlich entspricht dies einem weitverbreiteten Bedürfnis.»
Die Pilot-Installation nutzt die mit Mendocino angebotene Zeiterfassung. Ausserdem wurden Finanz-, Budget- und Projekt-Reports entwickelt, die in Outlook auf einen bestimmten Zeitpunkt angefordert und automatisch in Office-Anwendungen formatiert werden können. Schmid: «Für mich persönlich ist es vor allem wichtig, die Zahlen zu bekommen, ohne in die SAP-Applikation gehen zu müssen. Unterwegs habe ich sie offline zur Verfügung. Abends im Hotel kann ich mich ins Firmennetz einwählen und sie per Knopfdruck direkt in Excel auf den neuesten Stand bringen.»

Mendocino-Appliance

Zurzeit läuft das Pilotprojekt bei Resource Informatik auf drei Notebooks. Sobald SAP seinerseits Mendocino freigibt, werden alle Mitarbeiter damit arbeiten. Wie Schmid sagt: «Jeder unserer Berater ist so von Anfang an ein Mendocino-Nutzer und weiss, wovon er spricht.»
Doch damit nicht genug. Resource hat die Zusammenarbeit mit HP gesucht, um eine Mendocino-Appliance zu realisieren. Anfang Juni will das Unternehmen seinen Kunden ein Mendocino-Paket auf der Basis der SAP Business Suite mit Leistungen wie Terminmanagement und Reports und einer leistungsfähigen Hardwareplattform anbieten. Das soll ihnen den Einstieg erleichtern. (fis)

Mendocino

Im Frühjahr letzten Jahres kündigten Microsoft und SAP unter dem Namen «Mendocino» ein gemeinsames Projekt an. Das Ziel: Die beiden Software-Welten über ein Metadaten-Repository miteinander zu verbinden. Damit wollten die beiden Unternehmen nicht zuletzt der aufkeimenden Macht von Oracle nach der Übernahme von Peoplesoft ­etwas entgegensetzen. (map)


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