Mobility muss noch laufen lernen

So sehr Mobilität für Unternehmensanwendungen eine Erweiterung bedeuten mag, technisch ist sie wahrlich noch eine grosse Herausforderung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/11

     

Die mobilen Anwendungen sind also noch wacklig auf den Beinen – dabei bringen sie doch reichlich Segen: sie beschleunigen den Informationsfluss, schalten Fehlerquellen fast gänzlich aus und gestalten den Arbeitseinsatz insgesamt einfach rationeller. Poten­tielle Nutzer können Mitarbeiter ebenso wie Kunden und Geschäftspartner sein; die bevorzugten Einsatzgebiete sind Kunden- und Aussendienst. Richtig umgesetzt, bieten mobile Lösungen einen erheblichen Business-Nutzen – bei falscher Umsetzung hingegen werden massenweise Potentiale verschenkt. Wenn Vertriebsmitarbeiter oder Service-Techniker ihre Routenplanung zeitnah abrufen und umdisponieren können, optimieren sich nicht nur Wege, auch die Kosten werden spürbar reduziert. Und wenn Aufträge direkt vor Ort erfasst und Termine und Ersatzteillieferungen quasi aus dem Stand heraus abgestimmt werden können, arbeiten die Mitarbeiter insgesamt wesentlich effektiver. Häufig amortisieren sich Projekte allein durch den positiven Cashflow, der eintritt, wenn Leistungen früher in Rechnung gestellt werden können.

Der Prozess ist entscheidend

Ein Beispiel hierfür ist die Koller AG aus Thalwil in der Schweiz; dort werden die Aussendienstmitarbeiter über die M-Business-Plattform der Godesys SO: Business Software gesteuert. Das unglaubliche Ergebnis: die Debitorenlaufzeit für Service-Rechnungen konnte durch Nutzung der mobilen Prozesse um charmante vier Wochen verringert werden. Dabei ist Koller mitnichten ein «Einzelschicksal», denn die Praxis zeigt, dass Godesys-Kunden mit ihrer Mobility-Anwendung im Schnitt bereits nach 8 Monaten ihren Return of Investment erzielen. Pragmatisch gelebte Prozesse zeigen wie: Der Dispatcher weist den Servicetechnikern die eingehenden Wartungseinsätze, Störmeldungen oder Installationsaufträge unmittelbar zu. Das Godesys ERP-System SO: Business Software bereitet die Daten für das jeweilige Endgerät auf und schickt den Auftrag auf das Smartphone des Technikers. Die Aussendienstler können vor Ort beim Kunden auf alle relevanten Daten wie beispielsweise Lager- oder Bestellbestände zugreifen, und die Rückmeldung über Neubestellungen oder Retouren erfolgt noch am Einsatzort und wird an die Zentrale zur Faktura übermittelt. Der Datenabgleich mit dem zentralen System geschieht dabei mittels SMS, dem einzigen weltweit einheitlichen Standard in Mobilfunknetzen. Merke: bei mobilen Anwendungen geht es keinesfalls darum, Unmengen an Daten hin- und herschieben zu können. Es geht darum, dass die einmal aufgesetzten Unternehmensprozesse auch mobil funktionieren.
Die meisten ERP-Systeme mögen zwar betriebswirtschaftlich ausgereift sein, haben aber in der technischen Umsetzung mobiler Prozesse erhebliche Lücken. Meist gestatten die Lösungen nur Terminalzugriffe im Online-Modus. Wenn es aber darum geht, echte mobile – also auch offline verfügbare – Prozesse auf dem dazu passenden Endgerät verfügbar zu machen, werden Anwender bei den Anbietern nur selten fündig. Dabei müssen schon allein aufgrund der Oberflächen Informationen beispielsweise für Handhelds anders verfügbar gemacht werden als für herkömmliche PC-Anwendungen.

Differenzierte Bestandsaufnahme

Die Vielfalt der möglichen Endgeräte und der hohe Innovationsgrad sind genau die Herausforderungen, denen wir uns bei Godesys von Anfang an gestellt haben, denn eine gute M-Business-Plattform muss ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit fast täglich neu beweisen – sie muss die Informationen, die auf verschiedenen Endgeräten verfügbar gemacht werden, nach festen Regeln umsetzen. Wenn das nicht funktioniert, kann eine gesamte mobile Anwendung ad absurdum geführt werden. Auf den kleinen Displays von PDAs oder Smartphones müssen Informationen anders dargestellt werden als in der üblichen Büroumgebung: grafische Elemente können nicht einfach übernommen werden, Texte müssen möglichst einfach lesbar sein. Ist für das Lesen von Informationen seitliches Scrollen notwendig, leidet die Benutzerergonomie spürbar.

Strategie oder taktische Lösungen?

Einen planbaren Horizont, der über die nächsten zwei, drei Jahre hin-ausgeht, kann in diesem Markt wohl kein Hersteller ehrlich aufzeigen. Es ist wie in allen Bereichen der IT: Nur wenn der konkrete Nutzen eine Amortisation erwarten lässt, lohnen sich Investitionen. Gleichwohl sind mobile Anwendungen in vielen Fällen der Schlüssel zu mehr Prozesseffizienz und Qualität, und damit stellt sich der Nutzen meist deutlich positiver dar, als es die Anwenderunternehmen heute erwarten; Die Koller AG ist ein eindrucksvolles Beispiel. Mobile Prozesse werden eben schneller wettbewerbsrelevant, als sich das manch einer heute vorstellen kann. (Godelef Kühl)

Der Autor:

Godelef Kühl (Bild), Jahrgang 1967, ist Gründer des ERP-Herstellers Godesys. Als Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär zeichnet er für die Geschäfte verantwortlich. Godesys ist mit einem Stammsitz in Mainz und einer Schweizer Niederlassung in Aarau auf dem Markt vertreten.


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