AMD und
Intel wetteifern seit Jahren auf technischem Gebiet. Jetzt haben Sie sich aber zudem in einen Preiskrieg eingelassen, der in diesen Tagen voll entflammt ist. Vielleicht werden die Rechner durchaus günstiger. Für Händler und Assemblierer jedoch, die noch auf Chip- und Computervorräten sitzen, ist das keine gute Nachricht.
Intel hatte in den vergangenen Monaten Rückschläge einstecken müssen und für das erste Quartal 2006 eine Umsatzwarnung herausgegeben. Die Nachfrage sei in vielen Segmenten weitaus schwächer ausgefallen als erwartet, teilte das Unternehmen mit.
Während Intel viel Geld in die Werbung und die Bekanntheit der Marke steckte, warb Konkurrent
AMD bei US-Händlern mit günstigen Preisen und einem grossen Angebot und hatte mit dieser Strategie Erfolg: Eine Untersuchung von IDC attestiert AMD derzeit ein Wachstum von annähernd zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut Mercury Research konnte AMD seinen Marktanteil erstmals auf über 20 Prozent steigern, während Intel auf 74 Prozent absackte.
Ein erstes Donnergrollen der gegenwärtigen Auseinandersetzungen war bereits vor einem Monat zu vernehmen:
Dell hatte Mitte Mai bekannt gegeben, dass im Herbst Mehrweg-Server auf der Basis von AMD-Opteron-Chips angeboten würden. Die Nibelungentreue des weltgrössten PC-Herstellers zu «Intel inside» war ins Wanken gekommen - ein Zeichen dafür, dass die Verluste an Marktanteilen in den Märkten, wo AMD in letzter Zeit zulegen konnte, gewichtiger geworden sind als die mit der Ein-Lieferanten-Strategie verbundenen Kostenvorteile.
Intel eröffnet den Preiskrieg
In der zweiten Juniwoche folgte der Blitzschlag: In Taiwan wurde bekannt, dass
Intel mit massiven Preissenkungen Marktanteile von
AMD zurückgewinnen will. Damit gibt das Unternehmen seine Strategie auf, den Konkurrenten ausschliesslich durch bessere Technik in den Schranken halten zu wollen. Intel senkt die Preise für Pentium-Chips um 60 Prozent, und auch die Dualcore-Prozessoren sollen um rund 15 Prozent billiger werden, sobald die neuen Core-2-Dual-Prozessoren auf den Markt kommen. Gegenüber dem Branchenmagazin EWeek bestätigte Unternehmenssprecher Chuck Mulloy, Intel beabsichtige, mit Hilfe günstigerer Preise die Lagerbestände an Pentium-Prozessoren zu räumen. Die Analysten der Citigroup hatten bereits früher prognostiziert, Chips würden dieses Jahr deutlich billiger werden.
Assemblierer zurückhaltend
Die von IT Reseller befragten Assemblierer zeigten sich bisher allerdings nicht sehr beeindruckt. Niemand wollte wegen der Preissenkungen mehr Chips als vorgesehen einkaufen. Max Ochsner, CEO von NS Solutions, etwa meinte, dass die Kunden nach wie vor nur verhalten investierten und sich CPU-Preissenkungen bei Servern sowieso nur minimal auswirkten. Stefan Keller, Geschäftsleiter von
Computer Broker, sagt, dass die Preisentwicklung zu unsicher sei, insbesondere im Hinblick auf die neuen Modelle. Die meisten Assemblierer machten klar, dass sie weitgehend Built-to-order produzieren und bei ihren Einkäufen auf die Kundenbestellungen abstellen. Ein Einkauf auf Reserve und grössere Lager seien für sie zu riskant.
AMD schlägt zurück
Dennoch liess die Antwort von
AMD, die sich gerne als günstige Alternative zum Chipgiganten
Intel sieht, nicht lange auf sich warten. Keine Woche nach dem Bekannt werden der Intel-Absichten wurden massive Preissenkungen für die Athlon-64-Prozessoren angekündigt und per sofort umgesetzt. Die Wertverluste werden, wie bekannt wurde, nur den offiziellen Distributoren gutgeschrieben. Die kleineren Händler scheinen leer auszugehen. Der Online-Dienst inside-it schrieb bereits von einem bevorstehenden AMD-Boykott durch den Schweizer Channel. Selbst wenn die Meldung etwas aufgebauscht erscheint, ist der Ärger der zitierten Händler verständlich. Sie werden unter dem Preiskampf in der Halbleiterindustrie am meisten zu leiden haben. Und dies in einem Jahr, wo wegen der Fussballweltmeisterschaft, wie insbesondere deutsche Markt-Umfragen belegen, zumindest Privatkunden lieber in einen HDTV-Fernseher investieren als in einen neuen PC.
In unserer Umfrage wurden zudem auch Klagen über die Betreuung durch AMD laut. So meint etwa Bernhard Schmutz, Geschäftsleiter von DM Electronics: «Während es bei Intel eine zuständige Person gibt und Informationen über Neuheiten bereits vor deren öffentlicher Bekanntmachung an uns gelangen, fehlt eine direkte Betreuung durch AMD. An Infos kommen wir nur über die öffentlichen Medien.» Andere stellen einigermassen resigniert fest, AMD sei in der Schweiz praktisch nicht präsent.
Neue Dynamik
AMD will AMD64-Plattform neuen Schub geben und kündigt drei sich ergänzende Programme an:
- «Torrenza» ist eine offene x86-Innovationsplattform, mit der Unternehmen applikationsspezifische
Co-Prozessoren entwickeln können, die in Multi-Sockel-Systemen zusammen mit AMD-Prozessoren arbeiten. OEMs sollen so ihre Server- und Client-Systeme gegenüber der Konkurrenz differenzieren.
- Mit «Trinity» stellt
AMD seinen OEM-Partnern Softwaretools für ein verbessertes Management von IT-Plattformen und höhere Sicherheit zur Verfügung. Einzelne Elemente von Trinity sind bereits in den Client-Plattformen mit AM2-Sockel verfügbar. Weitere Elemente sollen im Verlauf des Jahres angeboten werden.
- Das Projekt «Raiden» baut auf Trinity auf. Es dient der Entwicklung von Plattformen mit erhöhter Effizienz und soll den Fokus vom reinen Client-Computing auf die Bereitstellung von Client-Services verlagern. Raiden wird auch, wie AMD schreibt, neue Formfaktoren ermöglichen, hinter denen «Software alsService» steht. (fis)