Skeptische Softwarehersteller

Die Bemühungen von Microsoft, Office als Frontend für Business-Software zu positionieren, stossen bei den Schweizer ISVs auf Skepsis.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/14

     

Über die letzten Monate wurde deutlich, wie Microsoft die Zukunft der Business-Software sieht: Wenn die Firmen schon nicht auf die hauseigenen Produkte Dynamics AX (ehemals Axapta) und Dynamics NAV (ehemals Navision) bei der Business-Software setzen, so sollen sie doch wenigstens Office als Frontend nutzen.
Was bereits mit SAP und der Softwarebrücke Duet getan wurde, soll auf Dritthersteller ausgedehnt werden. Mit LOBi (Line of Business Interoperability) soll ein Pfad geboten werden, um ihre Anwendungen in Office zu integrieren. Bis die Pläne Realität werden, dauert es aber noch: Greifbar wird das Vorhaben mit der nächsten Version von Office, die nächstes Jahr ansteht. LOBi soll als Preview gegen Ende Jahr und als Finalversion im nächsten Jahr verfügbar werden. Bleibt also noch Zeit für die Softwarefirmen, sich mit den Ambitionen von Microsoft zu befassen.

So wenig wie möglich

Hierzulande werden die Pläne mit Skepsis aufgenommen. Abacus-Mitgründer Claudio Hintermann beispielsweise findet zwar solche Integrationen grundsätzlich interessant, weist aber auf die zunehmende Abhängigkeit hin, die dadurch entsteht: «Man wird in den Releasezyklus von Microsoft hineinkatapultiert.»
Und wenn etwas nicht funktioniere, heisse es beim Kunden schnell einmal, Abacus laufe nicht. Sharepoint bezeichnet Hintermann aber als inter­essantes Produkt: «Wir werden Schnittstellen dafür anbieten.» Hinter LOBi setzt er hingegen ein Fragezeichen: «Will man wirklich Office für alle Applikationen als Frontend benutzen? Ist es nicht das Zeitalter der Ultra-Thin-Clients Ajax, Canoo und anderer Technologien? Ist nicht das Web das Frontend der Zukunft?»
Mit seiner Skepsis ist Hintermann nicht allein. Die Zusammenarbeit sei zweischneidig, da Microsoft gleichzeitig Technologielieferant und Konkurrent sei, sagt Edwin Bütikofer, der bei Sage Sesam für die Entwicklung der gesamten Produktpalette verantwortlich ist. Die Integration in Sharepoint ist bei Sage Sesam noch kein Thema, die Office-Integration hingegen schon ganz nach dem Motto: So wenig wie möglich, soviel wie nötig. (map)


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