Der Boom von Skype schlägt auf das Peripheriegeschäft durch. Die populäre Internet-Telefonie sorgt dafür, dass Geräte wie Headsets mit Mikrofon und Kopfhörer, Webcams, mit Telefoniefunktionen erweiterte Tastaturen, aber auch schlicht für Skype zertifizierte Telefone derzeit hoch im Kurs stehen.
Führt man sich die Entwicklung der Nutzerzahlen von Skype vor Augen, ergibt sich denn auch ein verlokkendes Potential. Im August 2003 mit einer Betaversion gestartet, verzeichnete Skype bereits im Oktober 100‘000 User. Innerhalb der ersten fünf Monate kletterte die Zahl auf 2,4 Millionen. Im August 2004, ein Jahr nach dem Start, meldete Skype bereits 9,5 Millionen Nutzer. In diesem Tempo ging es weiter, und im April dieses Jahres wurde die Marke von 100 Millionen registrierten Nutzern durchbrochen.
Die Software dehnte sich in der Peripherie des PC zuerst einmal in Richtung Pocket-PCs aus. Im April 2004 lancierte Skype eine Client-Software für die mobilen Geräte. Via Wifi-Verbindung konnte man schon damals mobil Internet-Telefonie erleben. Rund ein halbes Jahr später folgte der Schritt auf das Telefon.
Siemens brachte einen USB-Adapter auf den Markt, der die Anrufe an ein DECT-Funktelefon weiterleitet. Mittlerweile gibt es eine kaum mehr überschaubare Fülle an Produkten, die für den Einsatz mit Skype zertifiziert sind.
Gespaltene Herstellerzunft
Die Schar der Hersteller von Netzwerk-Komponenten ist ob dieser Entwicklung gespalten. «Wir unterstützen keine proprietären Verfahren», sagt etwa Marketing-Frau Gabriela Müller vom Zyxel-Importeur Studerus. Vom Hersteller, der vor allem mit KMU- und Soho-Produkten von sich reden macht, gibt es zwar sehr wohl Angebote für die Internet-Telefonie. Es handelt sich dabei aber ausschliesslich um SIP-kompatible Router mit Anschlüssen für analoge Telefone. Dasselbe Bild präsentiert sich bei den Herstellern
3Com und
AVM.
Neben dieser Haltung gibt es auch den Versuch von Herstellern, den Skype-Boom auszuschlachten. Eifrig sind hier
Linksys (die Soho- und Consumer-Tochter von Cisco),
Netgear und
US Robotics. Letzterer Hersteller hat Anfang Oktober das Funktelefon USR809630 auf den Markt gebracht. Die Basisstation wird mittels USB am PC und gleichzeitig an der herkömmlichen Festnetzleitung angeschlossen. So hat der User die Wahl zwischen Skype-Gesprächen und herkömmlichen Verbindungen. Eine Woche nach US Robotics folgte Linksys mit einem vergleichbaren Produkt. Ein bisschen früher als die beiden Konkurrenten kam Netgear auf den Markt. Der Hersteller stellte sein Skype-Funktelefon bereits Mitte September vor. Im Unterschied zu den beiden Konkurrenzprodukten lässt sich mit dem Netgear-Telefon aber ausschliesslich über Skype telefonieren. Insgesamt sind auf der Skype-Website rund 20 verschiedene Telefone verzeichnet. Darunter auch kuriose Varianten (siehe Bild).
Hinter Deutschland herhinken
Bei den Distributoren spürt man, dass das Thema von den Herstellern gepusht wird, wie Tanja Klinger, Produktmanagerin bei
Tech Data, im Gespräch mit IT Reseller ausführt. Die Nachfrage auf Händlerseite sei da, im Vergleich mit Deutschland hinke die Schweiz aber hinterher, so Klinger.
Mehr noch als den Verkauf von Telefonen scheint jedoch Skype das Geschäft mit Headsets zu beflügeln. «Ganz klar, der Skype-Boom ist speziell in der Warengruppe Headset zu spüren», meldet sich Urs Spahr, Vertriebsleiter der Media Markt Gruppe Schweiz zu Wort. Gemäss seinen Angaben hat die Nachfrage innerhalb der letzten zwölf Monate um 56 Prozent zugenommen. In anderen Produktkategorien schlage sich der Skype-Boom jedoch nicht nieder. Beim Headset-Kauf setzen die Kunden gemäss Spahr in erster Linie auf A-Brands wie etwa
Logitech.
Ins selbe Horn stösst Martin Walthert (Bild), Markom-Mann beim Zürcher IT-Händler Digitec: «Wir haben unsere Umsätze mit Headsets seit Juni 2005 ziemlich genau verdoppelt.» Für die Entwicklung macht Walthert neben einem stark gewachsenen Angebot auch Skype verantwortlich, die Nachfrage stimuliert zu haben. Ebenfalls wie bei Media Markt beschränkt sich bei Digitec der Skype-Boom auf diese Produktkategorie. «Die Kunden interessiert bei Headsets vorab ein tiefer Preis. Das spricht dafür, dass sie diese vorwiegend für die IP-Telefonie benutzen und nicht für Anwendungen wie Games, wo eine höhere Soundqualität von Bedeutung ist», analysiert Walthert. Trotzdem setzen auch bei Digitec die Kunden auf A-Brands: «Bei den Headsets verkaufen wir vor allem Sennheiser vor Logitech und
Creative, der Rest ist weit abgeschlagen und vernachlässigbar», so Walthert. Margenmässig ist dies aber für die Händler nicht unbedingt attraktiv. Im Gegenteil: Denn teilweise verdienen sie mehr mit No-Name-Produkten, die sie irgendwo günstig einkaufen können. (map)