T-Systems Überflieger-Pläne

T-Systems visiert bis 2010 einen Auslandsumsatz von 30 Prozent an und will sich vom Hardware-Betreiber zum Business-Prozess-Outsourcer mausern, sich vermehrt um den Healthcare-Bereich kümmern und durch Zukäufe wachsen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/02

     

Am 30. und 31. Januar fand in Berlin das 16. Internationale Pressekolloquium der Deutschen Telekom statt. Rund 250 Journalisten aus aller Welt fanden den Weg in die beeindrukkende Hauptstadtrepräsentanz des Telekommunikationskonzerns.
T-Systems-CEO Lothar Pauly wiederholte bei dieser Gelegenheit die Absicht des international tätigen ICT-Lösungsanbieters, den Umsatzanteil der Auslandgesellschaften von heute 15 auf 30 Prozent im Jahr 2010 erhöhen zu wollen. Die Zielsetzung ist ambitioniert, denn sowohl die Ausgangslage wie auch das Ziel gleichen denen im Jahr zuvor. «Die Zahlen für das Gesamtjahr 2006 kommen am ersten März», vertröstet Pauly die Medienleute. Allerdings würden die Zahlen aus dem dritten Quartal deutlich zeigen, dass T-Systems auf dem richtigen Weg sei: Ausserhalb Deutschlands konnte ein Umsatzplus von rund 26 Prozent verzeichnet werden.

Wachstum durch Zukäufe

«Organisch», gibt er auf Anfrage zu, «ist ein Wachstum dieser Grössenordnung nicht zu erreichen.» Der Zuwachs ist in erster Linie auf die erfolgreiche Integration der akquirierten Volkswagentochter Gedas zurückzuführen. Ohne den Kauf der IT-Abteilung des Automobilkonzerns hätte das Wachstum ausserhalb des T-Systems-Heimatlandes gerade mal sechs Prozent betragen. Die Eingliederung der 5000 Gedas-Mitarbeitenden sei reibungslos vonstatten gegangen und katapultierte die Automotive-Sparte von T-Systems international auf den dritten Platz. Dieses Wachstum soll weiter vorangetrieben werden. Dabei stehen insbesondere die Märkte Lateinamerikas und Asiens ganz oben auf Paulys Liste.

Fokus aufs Bankengeschäft

Da die Schweiz nicht eben für ihre Automobilindustrie bekannt ist, stürzt sich T-Systems Schweiz auf die Finanzbranche. Insbesondere der Eintritt in den Bankenmarkt bezeichnet der Chief Commercial Officer von T-Systems Schweiz, Roland Bieri, als gelungen. So konnten im vergangenen Jahr beispielsweise Aufträge von der Migrosbank, der St. Galler Kantonalbank und der Bank Linth an Land gezogen werden.
Gregor Stücheli, CEO von T-Systems Schweiz, verweist dabei insbesondere auf die zusammen mit der Bank Vontobel erarbeitete Lösung Vonsys (Vontobel Solutions for Your Sourcing). Das Ziel der beiden Partner liegt ­darin, gemeinsam Transaktions-Services für Banken aus der Schweiz und Liechtenstein anzubieten, und umfasst die Ausführung und Abwicklung von Wertschriftengeschäften.

Bis zu fünf Neukunden pro Jahr

Bei der Lancierung des Produktes lassen die beiden Partner Vorsicht walten. «Wir haben die Lösung bereits diversen Banken vorgestellt», so Bieri. Man rechne damit, dass 2007 maximal ein bis zwei neue Verträge unterzeichnet würden. Im laufenden Jahr will T-Systems zuerst die Migration des ersten Kunden, den Raiffeisenbanken, sauber abschliessen. Ab dem kommenden Jahr sollen dann drei bis fünf Neukunden pro Jahr hinzukommen. «Die Banken können sich dann voll und ganz auf die Kundenbetreuung und die Entwicklung von neuen Produkten konzentrieren», so Gregor Stücheli. Der Hauptvorteil für die Kunden liegt darin, dass nach Anzahl durchgeführter Transaktionen abgerechnet wird. Dadurch bezahlen sie nur für tatsächlich benötigte Kapazitäten und können die Entwicklungs- und Projektrisiken auf Vonsys abwälzen.

Gesundheit!

Künftig will sich T-Systems vermehrt um den Healthcare-Bereich kümmern. «In zwei bis drei Jahren wollen wir hier ebenso erfolgreich sein wie heute bei den Banken», erklärt Roland Bieri. Dabei setzt man beispielsweise auf die Gesundheitskartenlösung, die T-Systems in Österreich bereits erfolgreich implementieren konnte.
Zwar werkelt die Konkurrenz von Swisscom IT Services an einem ähnlichen Produkt, dennoch ist Gregor Stücheli überzeugt, dank der Erfahrungen der österreichischen Kollegen die Nase vorn zu haben.

Ungesunder Wettbewerb ist Geschichte

Das war nicht immer so. Als die Swiss­com sich einen Teil des lukrati­ven SBB-Outsourcingvertrages unter den Nagel reissen konnte, wurde rundher­um über Dumpingpreise gemunkelt. Deshalb, so Roland Bieri, sei dieser Verlust eher eine persönliche denn eine finanzielle Niederlage gewesen. Die Zeit des «ungesunden Wettbewerbs» sei vorbei, ist Stücheli überzeugt. Trotzdem bleibt der Preisverfall im Outsourcinggeschäft ein Problem: Von bis zu 15 Prozent Preisreduktion pro Jahr sprach beispielsweise Lothar Pauly «über das gesamte Portfolio betrachtet». Dies ist mitunter ein Grund, warum Gregor Stücheli «seine» T-Systems Schweiz wegführen will vom reinen Hardwarebetreiber hin zum Business Process Outsourcer. «Es gibt immer wieder neue Möglichkeiten, Geld zu verdienen», fügt er gelassen hinzu. (mag)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER