In Orlando fand vom 21. bis zum 24. Mai die
EMC World 2007 statt. Der alljährliche Anlass fasste zum ersten Mal die bis anhin separat abgehaltenen Konferenzen EMC Technology Summit, Momentum und EMC Developer Conference unter einem Dach zusammen. Dementsprechend wurden über 7000 Konferenzteilnehmer mit einem Unternehmen konfrontiert, das sich auf dem Weg zum Anbieter allumfassender Informationsinfrastrukturen befindet. Die «EMC Information Infrastructure» umfasst neben den ursprünglichen Produkten, wie man sie vom Storage-Riesen EMC kennt, Komponenten seiner rund 30 in den letzten Jahren getätigten Akquisitionen.
EMC auf Shopping-Tour
Die von der Fachwelt zum Teil mit Besorgnis beobachteten Einkäufe scheinen sich einer nach dem anderen als wohlüberlegte Investition zu entpuppen. Gemäss Mark Lewis, EMCs Entwicklungsdirigent, wurden 95 Prozent der rund 10 Milliarden Dollar in Software und 5 Prozent in Services investiert. Herausgekommen ist ein Mosaik, das seinesgleichen sucht.
EMC CEO Joseph Tucci (Bild) meinte anlässlich einer Fragerunde, dass höchstens
IBM ein ähnlich komplettes Angebot vorweisen könne. Wer sich jetzt noch an EMC heranwagen will, düfte es schwer haben, zumal die besten Angebote bereits (von EMC) geschluckt wurden. Umgekehrt ist es kein Geheimnis, dass der EMC-Tochter
Vmware noch in diesem Sommer der Börsengang bevorstehen soll. Die Marke VMware wurde nach deren Übernahme nicht wie Avamar, Indigo Stone oder Legato vollends integriert, sondern erhielt ähnlich wie RSA (The Security Division of EMC) den Zusatz «An EMC Company». Dies lässt sich einerseits darauf zurückführen, dass die Marke schon zu bekannt war, um sie einfach verschwinden zu lassen, andererseits bestehen Verträge mit weiteren Storage-Anbietern, die man sicherlich nicht gefährden wollte.
Multiplikationseffekte
Dass IT-Riesen in die Breite wachsen, ist Nichts neues. Entsprechend vermag auch
EMC mit seinen kosmischen Slogans nicht alle Gefolgsleute zum hyperventilieren zu bringen. Zum Teil wird erst auf den zweiten Blick klar, dass diese Form der Diversifikation eigentlich eine Konzentration darstellt. Tucci und seine Crew bauen hier bildlich gesehen an einer Pyramide, an deren Spitze die sichere Verfügbarkeit von Information steht. Endanwender sollen von einem durchgängigen Konzept profitieren, dem es weder an Performance noch an Sicherheit, Compliance und Kosteneffizienz fehlt.
Vertriebspartner werden möglichst auch als Entwicklungspartner eingebunden, indem mittels regelmässiger Focus-Groups-Anstösse für Entwicklungen und Änderungen in die Pyramide geschoben werden. Bis zu 80 Prozent aller Änderungen sollen bereits heute auf das Konto von Partner- und Anwenderinputs gehen. EMC sieht sich als reiner Technologielieferant und nicht als Erbringer von Services beim Kunden respektive beim Endanwender, hierdurch ergeben sich für Vertriebs- und Implementierungspartner grosse Chancen, sich ein Stück vom Erfolg abzuschneiden. Martin Lüthi, CEO des Spreitenbacher Distributors
Datastore, ist überzeugt, dass sich die enge Zusammenarbeit mit EMC lohnt. Lüthi lobte die Qualität der diversen Vorträge an der diesjährigen EMC World und die Möglichkeit, dass seine technischen Mitarbeiter bis zu 90 Prozent ihrer Fragen gleich vor Ort mit den verantwortlichen Ingenieuren klären können.
Multiplikationseffekte sollen ab Juli 2007 auch durch das Setzen lösungsorientierter Partner geschaffen werden. Diese EMC-Partner weisen zusätzliche Kompetenz im Zusammenhang mit Lösungen von
Cisco,
Oracle,
SAP und
Microsoft auf.
Und was läuft mit Dell?
Bestandteil diverser Fragerunden und Interviews im engeren Rahmen war natürlich die Frage nach der Rolle des Hauptvertriebspartners
Dell. Hierzu wollte sich die EMC-Regierung allem Anschein nach nicht wirklich äussern. Auf jeden Fall scheinen weltweit grosse Reseller wie Dell unter den anderen Partnern für Unmut zu sorgen. Sie sind aufgrund kürzerer Vertriebswege in der Lage, mit besseren Konditionen auf dem Markt aufzutreten. Solche Mammut-Partner könnten vor allem in dem von
EMC just angepeilten SMB-Bereich die Hauptrolle spielen, wenn es darum geht, die Marke EMC auch in kleineren Stuben salonfähig zu machen. Partner der lösungsorientierten Sorte werden schwergewichtig wohl eher daran interessiert sein, komplette Lösungen zu verkaufen, als sich mit Boxmoving herumzuschlagen. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass sich auch dieses Dilemma zum Wohlgefallen aller Beteiligten lösen wird.
Plug & Play für Highend-Storage
Der SMB-Bereich ist aber auch Antrieb für die durchgehende Vereinfachung von Arbeitsabläufen. Profitiert haben davon alle EMC-Storage-Plattformen; sie sollen nun innerhalb weniger Minuten betriebsbereit sein. In so kurzer Zeit soll das gesamte Provisioning von der Klassifizierung und vom Tiering bis zur Verschlüsselung der Daten abgedeckt werden können. Darunter fällt auch die ab Juli in Avamar verfügbare de-duplication zur Elimination redundanter Daten. Im Highend-Bereich wird gleichzeitig die Disk Library DL6000 Serie erhältlich sein, die Speicherkapazitäten von bis zu 1,8 Pentabytes ermöglicht. Wegweisendes ist zudem noch diesen Sommer aus der Documentum-Ecke zu erwarten. Das Dokumenten-Management-System wurde einem kompletten Face-Lifting unterzogen und soll Knowledge Management auf praktisch allen Ebenen auf den Punkt bringen. (fb)