Vorvergangene Woche präsentierte Claudio Cisullo im Zürcher Flughafen im Beisein des Verwaltungsrates seiner CC-Trust und seines Freundes, dem deutschen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der teilweise sogar aus Deutschland angereisten Medienvertreter seine neueste Geschäftsidee: Boxin, ein vollautomatisiertes Verkaufsterminal für Luxusgüter soll von der Schweiz aus zunächst Europa und schliesslich die ganze Welt erobern.
IT Reseller: Herr Cisullo, wie kamen Sie auf die Idee, diese Maschine überhaupt zu erfinden?
Cisullo: Eine meiner Töchter brauchte an einem Sonntag eine Tintenpatrone, um eine Schularbeit auszudrucken. Als guter Vater und Inhaber einer Firma, die im Druckergeschäft tätig ist, machte ich mich selbstverständlich auf den Weg, im Lager der
Panatronic die gewünschte Tintenpatrone zu suchen. Aber wo, so fragte ich mich, könnte ich sonst an einem Sonntag die gewünschte Patrone kaufen? Weitere Überlegungen brachten zutage, dass es noch ganz viele Produkte des täglichen Bedarfs gibt, die man nach Ladenschluss nicht kaufen kann. So entstand nach und nach die Idee von Boxin, einem Verkaufsautomaten, an dem Luxus- und Souvenir-Produkte wie iPods, Handys, Computerzubehör, aber auch Souvernirs und dergleichen bezogen werden können.
Von der Idee bis zur Fertigstellung war es aber ein langer Weg. Welche waren die wichtigsten Stationen?
Ich fand zwei «Daniel Düsentrieb», die den Automaten für mich entwickelten. Im inneren der Boxin befindet sich ein kleines Hochregallager, das von einem selbstentwickelten Roboter gesteuert wird. Dieser scannt ständig das chaotische Aufbewahrungssystem nach den Barcodes der sich in der Box befindlichen Produkten ab. Das System ist so angelegt, dass der Roboter bereits an der richtigen Stelle ist, das Produkt zu greifen, noch bevor der Kunde einen Kaufprozess abgeschlossen hat.
Das alles klingt nach einer grossen Investition, haben Sie keine Angst vor Nachahmern?
Nein, denn Sie können sich vorstellen, dass wir uns sehr genau auf dem Markt umgeschaut haben. Wir haben erstens nichts gefunden, dass unserem System das Wasser reichen kann. Ausserdem haben wir unsere Entwicklungen respektive Teile des Systems patentieren lassen. Wenn jemand das System nachbauen wollte, bekäme er also sehr schnell grössere Probleme.
Die Box funktioniert über eine via Internet gesteuerte Management-Software, die Sie auch entwickelt haben.
Um genau zu sein, ist das Inventarisierungs-, Bestell- und Rückmeldesystem eine Weiterentwicklung von «OM+», unserer bereits vor ein paar Jahren selbstenwickelten Monitoring-Software für Druckerumgebungen. Dabei haben wir Software an die diversen Bedürfnisse der Hersteller und Retailer, die die Verkaufspunkte selber bewirtschaften können, und an die der Endkunden, die Produktabfragen und -reservationen über Internet vornehmen können, angepasst. In der nächsten Version wird Boxin im Bedarfsfall sogar eine Verbindung zu Beratern in einem Callcenter herstellen können.
CC-Trust stellt das System her und vermietet respektive wartet es. Wie geht es weiter?
André Dosé zum Beispiel ist für die Herstellung der Kontakte auf internationaler Ebene zuständig, denn Boxin ist besonders geeignet, um an Flughäfen oder Tankstellen Herstellern zusätzliche Verkaufspunkte zu schaffen. Die Post hat am 1. September auf dem Jungfraujoch und am Flughafen Zürich in einem Pilotprojekt die ersten zwei Automaten aufgestellt. Doch das ist erst der Anfang. Wir rechnen bis in vier Jahren allein in Europa mit der Installation von 8000 Geräten. Ich habe in der Vergangenheit 600 Einzelgespräche geführt und weiss aus Erfahrung, dass Hersteller für direkte Vertriebswege sehr offen sind.
Interview: Markus Häfliger