IT-PORTRAIT - Der Tausendsassa - Eric Hubacher, Esag

Eric Hubacher, der Geschäftsführer des Wädenswiler Servicecenters Esag, ist ein vielbeschäftigter Mann. Seine Freizeit ist äusserst knapp bemessen und sein Unternehmen platzt bald aus allen Nähten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/16

     

«Es ist nur so eine bohnenlose Frechheit aus dem Automaten», sagt Eric Hubacher, Geschäftsführer von Esag, und reicht einen Kaffee im Plastikbecher rüber. Hubacher ist gerade angekommen und muss auch bald wieder gehen. «Ich erzähle Ihnen schnell etwas zu unserem Unternehmen, meine Person ist ja nicht so wichtig», sagt er. Es werden dann doch zwei Stunden, während denen Hubacher begeistert über sein berufliches Engagement erzählt.

Erstes Computermagazin

Eric Hubacher hat schon so viel gemacht, dass man gar nicht weiss, wo anfangen mit Erzählen. Der diplomierte Elektronikingenieur HTL besitzt ein Nachdiplom in Unternehmensführung, ein Lehrmeister-Diplom, ist Journalist, Auditor und seine Nebenämter passen kaum auf ein Blatt Papier. Hubacher startete seine Laufbahn als wissenschaftlicher Mitarbeiter am physikalisch-chemischen Institut der Uni Zürich. Damals begann er, sich auf digitale Schaltungen zu konzentrieren, und schrieb denn auch seine Diplomarbeit über den Intel-Prozessor 4004. «Ein 4-Bit-System», lacht Hubacher. Danach war er Geschäftsleiter einer Computerfirma und übernahm gleichzeitig 1979 die Chefredaktion im M+K-Verlag. Der Verlag gab das erste Schweizer Computermagazin überhaupt heraus. «Wir haben damals alles selbst gemacht, vom Schreiben übers Layouten bis zum Druck. Und Sonntagabend haben wir das Zeug von Hand geklebt. Das waren noch Zeiten», kommt Hubacher ins Schwärmen und blättert in den vergilbten Erstausgaben von «Mikro- und Kleincomputer» herum. Das Chefredaktorenamt hatte er zehn Jahre inne, während er bereits Entwicklungsleiter bei Tegimenta, der Keimzelle der heutigen Roche Instrument, und später Leiter Operations bei Landis & Gyr Energiemanagement war.

Zwei Geburtshelfer

Seit nahezu fünf Jahren ist Hubacher nun Geschäftsleiter der Wädenswiler Esag. Das Unternehmen ist aus dem einstigen Service-Bereich von Excom hervorgegangen und wurde von Hubacher und seinen Partnern Sasa Stanisic und Ueli Knutti 2003 mit damals 23 Mitarbeitenden übernommen. Die drei Partner halten 70 Prozent am Unternehmen, das heute 42 Mitarbeiter beschäftigt. Die restlichen 30 Prozent gehören dem IT-Urgestein und ehemaligem Excom-Chef Beni Götti. Esag ist das Aftersales-Servicecenter für die Marken 4-POS, Christie, Eizo, Epson, IBM, Lenovo, Kodak, NEC, Psion-Teklogix, Projectiondesign sowie Samsung. «Wenn uns Epson und Eizo damals nicht geholfen hätten, gäbe es uns heute nicht», gibt Hubacher zu. Damals war das Reparatur-Volumen zu gering. Epson habe deshalb bewusst darauf verzichtet, seine Reparaturen nach Deutschland oder Ungarn zu geben. «Bei Epson haben wir viel über Drucker, Kassensysteme und Multimedia-Projektoren gelernt», erklärt Hubacher. «Eizo, die im eigenen Werk medizinische Monitore herstellen, haben uns den Einstieg in dieses Segment eröffnet. Die beiden waren also quasi unsere Geburtshelfer.»

Nicht einfach Reparaturcenter

Esag erledigt längst nicht nur Reparaturen für seine Hersteller, sondern den gesamten Aftersales-Prozess, angefangen vom Engineering über Rollout, Installation, Investitionsschutz und Kundenunterstützung. «Eine Firma, die ihren Aftersales-Service nicht richtig macht, die gibt’s nicht lange», ist Hubacher sicher. Die beiden letztgenannten Bereiche haben sich mittlerweile zu Esags Kernfähigkeiten gemausert. Darin enthalten sind vorbeugende Wartung, Fernwartung, Reinigung und Reparatur, Austausch, Modifikation, Revision. Esag schliesst heute individuelle Wartungsverträge und bietet weiterführende Garantie-Dienstleistungen. Das Unternehmen generiert ein Drittel des Umsatzes mit kostenpflichtigen Reparaturen, ein Drittel mit Garantieleistungen und ein Drittel mit Verkauf, wie mit den erwähnten Zusatzgarantien, die Esag an seine Händler weiterverkauft. Die Durchlaufzeit bei Esag grenzt an einen Rekordwert. Im Schnitt verlassen sämtliche reparierten Geräte die Werkstatt nach spätestens zwei Tagen. Vergleichbare Firmen bräuchten dafür zwischen drei und sechs Tage, sagt Hubacher und streicht schnell die Namen und Länder der Konkurrenz auf der Statistik durch. «Wenn wir etwas versprechen, halten wir das auch ein», sagt er und lehnt sich zufrieden im Sessel zurück. Um die kurzen Durchlaufzeiten einhalten zu können, beherbergt das Lagersystem Waren im Wert von 1,4 Mio. Franken. Es wird auch schon mal ein teurer Kino-Grossprojektor als Austauschgerät an den Kunden geliefert, bis sein eigenes wieder repariert ist. «So verliert der Kunde in der Zwischenzeit kein Geld», sagt Hubacher. «Und bei einer Kasse können Sie auch nicht drei ­Wochen warten, bis sie geflickt ist.»

Sehr gut ausgelastet

«Wir fahren nicht gegen unsere Hersteller, wir wollen deren Partner sein», erklärt Hubacher. «Unten hinein» wolle Esag auch nicht, sprich nicht ins Billigsegment. «Wir setzen aufs gehobene Segment der digitalen Elektronik.» Was die Marken betrifft, ist Esags Portfolio relativ voll: «Wir prüfen die Aufnahme neuer Marken sehr genau. Wir wollen nicht, dass sie sich gegenseitig zu stark konkurrenzieren.» Die Konkurrenz für Esag lauert im Ausland. Als schweizerisches Reparaturcenter stehe Esag insbesondere in direkter Konkurrenz zu osteuropäischen Centern, wodurch sich die Reparaturpauschalen in den letzten Jahren konstant verringert hätten. «Wir versuchen diese Ertragsminderung durch ständige Produktivitätssteigerung aufzufangen, sind jedoch durch die begrenzte Grösse der Schweiz auf ein mittleres Volumen beschränkt.» (sk)

Eric Hubacher

Eric Hubacher, Jahrgang 1948, lebt in Greppen/LU, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Wenn er Zeit hat, segelt der Hochseesegelschein-Besitzer gern oder unterrichtet die Jugend+Sport-Junioren in dieser Sportart. Aber Zeit hat Hubacher eigentlich nie. Denn seine nebenamtlichen Tätigkeiten sind kaum zu zählen. Unterer anderem ist er Verwaltungsratspräsident des Leiterplatten-Herstellers Vario Print und aktives Mitglied in der Kommission Umwelt des Swico. «Das sind meine wahren Hobbys», sagt er. ­Zudem ist er gemeinsam mit einem seiner Zwillinge Mitglied im Schweizer Oldtimer-Club. In seiner Garage stehen ein Mercedes 220 Cabrio und ein 30 Jahre alter Triumph. «Das war das erste Auto, das ich selbst gekauft und bezahlt habe», sagt Hubacher mit strahlenden Augen. Einen Traum würde er sich gern noch erfüllen: Ein halbes Jahr mit dem Segelschiff von Griechenland bis hoch in den Norden nach Dänemark oder Schweden. «Aber es ist noch unklar, ob das je stattfinden wird. Denn ich habe ja nie Zeit und meine Frau wird da wahrscheinlich auch nicht mitmachen.» Vielleicht erfüllt sich der Traum, wenn er sich bei Esag mal zur Ruhe setzt. Hubacher arbeitet schon an der Nachfolgeregelung. Bis es soweit ist, wird er sich aber weiterhin voll ins Zeugs legen. (sk)


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