Um sich künftig ein breiter abgestütztes Segment des unsteten Speicherkuchens abschneiden zu können, werkelt Qimonda an einer Neulancierung der Marke Aeneon. Damit will der deutsche Konzern zukünftig den Channel- und Retail-Markt beliefern. Qimonda, das bisher ausschliesslich den OEM-Markt beliefert hat, will damit lukratives Neuland betreten. Gemäss Jörg Strughold, Qimondas Managing Director für den Bereich Europa, wird die Marke Aeneon mit einer entsprechenden Service-Organisation sowohl für den B2B- als auch für den B2C-Markt eingesetzt, während die Marke Qimonda aus dem Handel verschwinden und eine verstärkte Ausrichtung auf Tier-1-OEMs erfahren wird. Qimonda war im ersten Quartal dieses Jahres gemäss einer Studie von Gartner mit 13,3 Prozent Marktanteil der weltweit drittgrösste DRAM-Hersteller nach
Samsung mit 25,5 Prozent und der aus Hyundai hervorgegangenen Hynix mit 22,9 Prozent Marktanteil. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass sich diese Zahlen auf den Umsatz beziehen und dass der weltweite DRAM-Markt in der gleichen Periode einem Preiszerfall von rund 24 Prozent ausgesetzt war. Was die Stückzahlenumsätze angeht, werden grundsätzlich keine Zahlen genannt.
Aufbau von Logistik und Marketing
Das Aeneon-Produktportfolio wird sämtliche DDR-, DDR2- und DDR3-Module für Desktop-, Notebook- und Serveranwendungen, hochgetaktete Module für Highend-Anwendungen (Aeneon XTUNE) sowie Flash-basierte Produkte umfassen. Hinzu kommt neben neuen Verpackungen und Marketingstrategien eine Channel-spezifische Logistik, die auch für kleinere Abnehmer einen flexiblen und garantierten Nachschub sicherstellen soll. Aeneon verspricht zudem Channel-konforme Konditionen, umfangreichen technischen Support und kompetitive Garantieleistungen.
Was den lokalen Markt angeht, hofft Strughold auf Grund der europäischen Herkunft seiner Produkte auf einen Marktvorteil. Der Hauptsitz des Konzerns befindet sich in München, während der Grossteil der Entwicklung in Dresden angesiedelt ist.
Preis- und Technologiekampf
Speicherproduzenten liefern sich seit je her ein erbittertes Kopf-an-Kopf-Rennen, was sich deutlich in Form einer ständig nach unten oszillierenden Preisentwicklung äussert. Um sich von diesem konjunkturabhängigem Geschäft zu lösen, reagierte der deutsche Halbleiter-Spezialist
Infineon im Mai 2006 mit der Ausgliederung seiner Speichersparte und im August 2006 schliesslich mit dem Börsengang von Qimonda. Die sukzessive Loslösung der Speicherchip-Aktivitäten scheint Infineon jedoch nicht wie geplant zu gelingen. Mehr als ein Jahr nach dem Börsengang hält Infineon immer noch rund dreiviertel der Aktien seiner Tochter. Im vierten Quartal des letzten Jahres erwies sich dies allerdings als Glücksfall. Ausgerechnet Qimonda war es aufgrund eines momentanen DRAM-Preishochs zu verdanken, dass die von Sonderbelastungen gezeichnete Infineon nicht in den roten Zahlen landete. Für das Jahr 2006 konnte Qimonda schliesslich auch einen Gewinn von 74 Millionen Euro ausweisen. 2007 hat sich das Blatt allerdings gewendet und Quimoda dem Speicherkonzern gemäss dem kürzlich publizierten Jahresbericht einen Verlust von 249 Millionen Euro beschert. Daran lässt sich der volatile Charakter des DRAM-Business sehr gut erkennen. Hinzu kommt, dass die Speicherproduktion enorm kapitalintensiv ist. Bis Entwicklungen Produktionsreife erlangt haben, sind sie de facto bereits wieder veraltet. Demgegenüber steht die Tatsache, dass es sich kein Hersteller leisten kann, eine Entwicklungsgeneration auszulassen respektive zu überspringen. Zu Buche schlagen dabei vor allem die Investitionen in die Anpassungen der Produktionsanlagen, was schnell einmal im Bau neuer Fabriken endet. (fb)