Im April hat der Internet Service Provider
Green die Fusion mit The Internet Company (TIC) bekanntgegeben. Danach wurde es lange Zeit ruhig, einzig die neu eingegangene Sponsoring-Partnerschaft mit dem aktuellen Schweizer Fussball-Nationalcoach Ottmar Hitzfeld wirbelte anfangs September noch mal etwas Staub auf. Danach herrschte wieder Ruhe, sogar zu viel Ruhe. Zum Beispiel in der Redaktion von IT Reseller: Unsere E-Mails bezogen wir über ein Hosted-Exchange-Abonnement von der ehemaligen TIC. Anfangs November häuften sich die Probleme damit, die Mails tropften oft nur noch spärlich rein, manchmal war die Redaktion stundenlang nicht per Mail zu erreichen, konnte auch nicht nach aussen kommunizieren. Wir begannen also die Ohren zu spitzen: Sind wir allein mit dem Problem? Waren wir nicht. Auf Anhieb liessen sich zwei weitere Organisationen finden, die ähnliche Probleme hatten und deren Support-Tickets unbeantwortet blieben. Gute Gründe, dem per Ende Jahr abtretenden Green-CEO Franz Grüter ein paar unbequeme Fragen zu stellen.
IT Reseller: Herr Grüter, die Zuverlässigkeit des Hosted-Exchange-Angebots von ehemaligen TIC-Kunden war in den letzten Wochen miserabel. Wie gross sind die Probleme bei der technischen Zusammenführung der Green-Infrastruktur mit der TIC-Infrastruktur?
Franz Grüter: Es ist richtig, dass in den letzten Wochen beim Hosted-Exchange-Angebot von ehemaligen TIC-Kunden die Erreichbarkeit eingeschränkt war und wir zeitweise technische Schwierigkeiten hatten. Der grösste Teil der Green-Kunden war allerdings in keiner Weise von diesen Problemen betroffen. Zudem standen die Probleme nicht direkt im Zusammenhang mit der Fusion von TIC und
Green.
Sie haben zahlreiche Hosted-Exchange-Kunden unangekündigt im Regen stehen lassen, ohne dafür eine Begründung zu liefern.Die Situation war folgende: Wir haben die Plattformen von TIC mit Green verschmolzen, was bei der TIC-Plattform zeitweise zu Ressourcenknappheit führte. Konkret heisst das: Wir hatten zu wenig Speicher und die Nachinstallation verlief nicht immer nahtlos.
Das kann sich ein ISP doch nicht leisten. Hosted Exchange ist eine geschäftskritische Applikation. Funktioniert sie nicht, hat das negative Auswirkungen auf das gesamte Netzwerk des Kunden.
Wir haben die Neuanmeldungen unterschätzt. Monatlich schalten wir etwa 800 neue Accounts auf. Jeder davon benötigt mindestens 1 Gigabyte Speicher. Da haben wir Spitzen erreicht, auf die wir nicht vorbereitet waren. Ich kann Sie aber beruhigen, alles läuft wieder einwandfrei.
Sind so viele Kunden abgesprungen, dass Sie jetzt wieder genügend Kapazitäten haben?Im Gegenteil, wir haben erst gerade eine halbe Million Franken in den Speicherausbau investiert, unser Kundenstamm wächst kontinuierlich. Wir wissen aus sehr verlässlichen Quellen, dass wir mit 20’000 Accounts mittlerweile der grösste Anbieter von Hosted Exchange in der Schweiz sind, grösser als
Swisscom.
Auch der Support war in letzter Zeit kaum erreichbar. Sind Sie personell zu schwach besetzt? Nach der Fusion sind einige Leute abgesprungen, die den Arbeitsweg an den neuen Standort Brugg nicht auf sich nehmen wollten. Wir sind jetzt aber wieder 90 Mitarbeitende. Wegen des angepeilten organischen Wachstums werden wir in nächster Zeit voraussichtlich fünf bis dreissig weitere Leute anstellen.
Sie treten per Ende Jahr als CEO zurück. Ist die Fusion dann vollständig abgeschlossen?
Ich denke, dass es im ersten Quartal 2009 soweit sein wird. Ich freue mich übrigens sehr auf die Stabsübergabe an den jetzigen BT-Schweiz-CEO Adrian Schlund, den ich schon länger persönlich kenne. Er hat seine Kompetenzen bei seiner jetzigen Stelle unter Beweis gestellt. BT geht es in der Schweiz blendend.
Sie werden weiterhin als Verwaltungsrat tätig sein. Was sind Ihre Schwerpunkte?Ich bin überzeugt, dass es im Schweizer ISP-Markt eine weitere Konsolidierung braucht. Als Verwaltungsrat werde ich genügend Zeit haben, die Fühler auszustrecken. Die Fusion mit TIC ist eigentlich wunderbar einfach verlaufen. Das wollen wir wiederholen.
Haben Sie konkrete Übernahmepläne?Keine, die ich jetzt schon bekanntgeben könnte. Aber das kann sich schnell ändern, vielleicht schon nächstes Jahr. (Interview Claudio De Boni)