Speichervirtualisierung ist nicht neu und gehört insbesondere in der Mainframe-Welt schon seit geraumer Zeit zur Standardausstattung. Dass die Verbreitung der Technologie noch nicht weiter fortgeschritten ist, hängt einerseits mit den unterschiedlichen Varianten zusammen (host-, array- oder fabricbasiert, In- oder Out-Of-Band), welche die Auswahl, der für die eigenen Herausforderungen richtigen Lösung erschweren, andererseits aber auch mit in der Tendenz veralteten Vorurteilen zu hoher Einstiegskosten. Mittlerweile haben die Hersteller reagiert und Produkte auf den Markt gebracht, die für kleine und mittlere Unternehmen geeignet und auch erschwinglich sind.
IBM bringt SVC für KMU
So hat beispielsweise IBM im November seine Virtualisierungslösung San Volume Controller (SVC), eine Software zur blockbasierten Virtualisierung, auch in einer Mittelstands-Version lanciert. Unter dem Namen SVC Entry Edition wird das Produkt vorkonfiguriert und mit, laut
IBM, kostengünstiger Hardware ausgeliefert. Sie virtualisiert wie ihr grosser Bruder im San-Netzwerk und ist als Out-Of-Band-Appliance implementiert. Speziell ist das Lizenzmodell: Die Kosten richten sich dabei nach der Anzahl der virtualisierten Festplatten anstatt nach Terabyte Datenvolumen. Was den Funktionsumfang betrifft, steht die Lösung der «grossen» SVC in nichts nach und kann zu einem späteren Zeitpunkt in ein grösseres Lizenzmodell überführt werden. IBM streicht insbesondere auch die Möglichkeit der Integration von Konkurrenzprodukten, die sich einbinden und zentral verwalten lassen.
HP virtualisiert nur sich selbst
Etwas länger als
IBM fischt
HP im KMU-Teich, auch wenn die Betonung eher auf «M» als auf «K» liegt. Mit dem Modell Storageworks 4400 Enterprise Virtual Array (kurz und liebevoll EVA4400 genannt) lockt nicht die verbotene Frucht, sondern der Einstieg in die Speichervirtualisierung ab 25'000 Franken. Allerdings setzt HP im Gegensatz zu IBM auf Disk-Arrays mit integrierter Virtualisierung und verzichtet dabei bewusst auf die Interoperabilität mit Geräten anderer Hersteller, da dies einen zu grossen Aufwand bei den Schnittstellen und der Lizenzierung erfordere, der die Preise in die Höhe treiben würde.
Die Lösung soll dank Smart-Start-Funktion innert 15 Minuten betriebsbereit sein und neben den Virtualisierungs- auch weitgehend automatisierte Management-Funktionen enthalten, die das Produkt insbesondere für Firmen mit knappem Personalbestand attraktiv machen. Mit einer Skalierbarkeit bis auf 96 Terabyte und der Anschlussmöglichkeit von bis zu 256 Server im Dual-Path-Modus bleibt zudem genug Raum zum Wachsen.
Hitachi extrem skalierbar
Auch
Hitachi Data Systems hat seine array-basierte Virtualisierungslösung herunterskaliert. Anders als
HP können mit der Universal-Storage-Plattform VM (USP VM) auch Arrays unterschiedlicher Hersteller integriert werden. Im Gegensatz zur Enterprise-Variante USP V reicht dem neuen System ein 220-Volt-Anschluss und kann dennoch bis zu 96 Petabyte adressieren, wobei die USP selber maximal 72 Terabyte fasst. Damit kleinere Unternehmen von den Virtualisierungs- und Management-Funktionen profitieren können, ohne dabei die Kapazitäten zu erweitern, ist auch eine Version ohne Disks erhältlich. Ausserdem eignet sich die USP VM auch für Virtual-Tape und NAS-Systeme, so dass Speicherinseln vermieden werden können. Die Verwaltung erfolgt über eine einzige Oberfläche mithilfe der «Hitachi Storage Management Suite».
Onstor mit NAS-Gateways
Der Speicherspezialist Onstor hat den Mittelstand ebenfalls für sich entdeckt und will ausgewählte Funktionen der Enterprise-Serie Cougar 6000 mit der neuen 3000er-Serie für KMU erschliessen. Die NAS-Gateways basieren auf der gleichen Architektur und können ebenso heterogene Speicher virtualisieren. Die ersten beiden Gateways der Serie, die Cougar 3310 und 3510 können beide bis zu vier Petabyte Speicher verwalten und erreichen laut Hersteller Durchsatzraten von 285 beziehungsweise 370 Megabyte beim Lesen und 240 beziehungsweise 300 Megabyte pro Sekunde beim Schreiben. Beide Modelle sind bereits verfügbar und schlagen mit 32'000 Dollar und 55'000 Dollar zu Buche.
Symantec auf den Server
Symantec setzt als reiner Softwarehersteller standesgemäss auf eine reine Softwarelösung. Mit «Veritas Storage Foundation» hat der Hersteller eine host-basierte Management- und Virtualisierungslösung im Portfolio und verzichtet damit auf zusätzliche Hardware. Der Nachteil dieser Lösung besteht darin, dass sie auf die Server-Ressourcen zugreift und damit mit anderen Applikationen um die Ressourcen des Rechners konkurriert. Die software-basierte Virtualisierung des Speichers sei flexibler als hardware-basierende Methoden auf den Disksubsystemen oder im San, sagt
Symantec. Auch mit dieser Lösung lassen sich heterogene Landschaften zusammenführen. Ausserdem habe Symantecs Methode den Vorteil, dass sämtliche Aktionen Online durchgeführt werden können. Wie kein anderer hat dieser Hersteller die Einstiegshürde extrem tief angesetzt und bietet die Lösung auf kleinen Systemen gleich kostenlos an.
EMC bleibt weiter oben
Der Speicherriese
EMC setzt dagegen auf Virtualisierung im Netzwerk und erweitert die San-Switches mit einer kombinierten Hard- und Softwarelösung namens Invista um Virtualisierungsfunktionen. Die Lösung lässt sich auf den hauseigenen Connectrix-Switches, als auch auf San-Switches von Drittherstellern betreiben. Während Invista das Highend-Segment anpeilt, ist die auf die Virtualisierung von NAS-Geräten ausgelegte Softwarelösung Rainfinity auch für den Mittelstand erschwinglich. Die Appliance setzt auf eine Kombination von Out- und Inband-Techniken. Während sie nach der Installation Outband arbeitet, setzt sie sich bei der späteren Dateivirtualisierung in den Datenpfad. Dazu muss ein virtuelles Lan eingerichtet werden, damit Rainfinity in den Datenpfad gelangen kann. Die Lösung unterscheidet sich von Konkurrenzprodukten dadurch, dass der Anwender kein eigenes globales Dateisystem definieren muss.
Inbound-Lösungen als Einstiegshilfe
Für kleine und mittlere Unternehmen stellen auch die günstigeren Inband-Lösungen eine gute Einstiegsmöglichkeit dar. Hier kommt beispielsweise die Lösung IPStor von
Falconstor oder Lösungen von Anbietern wie
Datacore zum Zug.
Die Lösung von Falconstor bietet wie umfassendes Storage-Management von Business Continuity und Disaster Recovery bis zur virtuellen Tape Library. Die eigentliche Virtualisierungsfunktion nennt sich Network Storage Server (NSS) und wird im KMU oder Zweigstellen üblicherweise als vorinstallierte Appliance eingesetzt, die bereits intern SATA-basierte Speicherkapazität bietet. Für den Einsatz im grösseren Data Center ist die Variante NSS Enterprise vorgesehen. Im Gegensatz zur Einstiegs-Appliance, die iSCSI und Fibre-Channel in Standardgeschwindigkeit unterstützt, bietet die Enterprise-Appliance auch Support für die San-Anbindung via High-Speed-Fibre-Channel und Infiniband. Neu ist die gesamte IPStore-Plattform auch in Form einer virtuellen Appliance erhältlich, die in einer virtuellen Maschine unter
Vmware ESX läuft und die auf dem ESX-Host installierten oder direkt an den Host angeschlossenen Speichereinheiten in ein virtuelles San mit gemeinsam nutzbarem Storage-Pool verwandelt.
Datacor mit Tiefpreisangebot
Die Virtualisierung durch
Datacore ist netzwerkbasiert und erfolgt In-Band. Die Software läuft also auf Rechnern zwischen den Applikationsservern und dem Speicher.
Mit der Lösung «San Melody» hat Datacor ein auf den ersten Blick äusserst günstiges Einstiegsangebot im Portfolio. Knapp 1000 Dollar soll die billigste Variante kosten. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass im Lieferumfang lediglich die Software enthalten ist und damit zusätzliche Kosten für Hardware und Lizenzen anfallen. Die Software kann auf Servern, Bladeservern und virtuellen Maschinen installiert werden. Die Basisversion verwaltet bis zu drei Terabyte Speicherkapazität und beinhaltet alle gängigen Virtualisierungstechnologien wie Thin Provisioning, Auto-Failover und Chaching bietet.
Die Profi-Version von Datacore wurde auf den Namen «San Symphony» getauft und ist ab 25'000 Dollar zu haben. Symphony wurde als zentrale Management-Schnittstelle für die durchgängige Virtualisierung von Speichersystemen und Infrastrukturen konzipiert. Die Plattform ermöglicht neben den gewohnten Funktionen für Datenspiegelung, Hochverfügbarkeit, Disaster-Recovery und Geschäftskontinuität eine vollständige Integration von iSCSI- und Fibre-Channel-Umgebungen mit identischem Funktionsumfang. (Markus Gross)