Systems-Nachfolger wird Social-Event

«Discuss & Discover» heisst das Nachfolgerformat der Münchner Messe Systems, bei dem die Produktschau künftig in den Hintergrund rücken soll.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/22

     

Rund anderthalb Monate nach dem offiziell verkündeten Aus für die IT-Messe Systems hat die Münchner Messegesellschaft nun das mit skeptischer Spannung erwartete Nachfolgerkonzept vorgestellt. Unter dem eher beliebig wirkenden Namen «Discuss & Discover» möchte das Team um Messechef Klaus Dittrich (Bild), wie schon bei der damaligen Abkündigung grob skizziert, ein neuartiges Branchen-Event (dann allerdings nur noch an drei Tagen: 20.-22.10.09, Dienstag bis Donnerstag) mit sechs «Modulen» schaffen, bei dem die klassische Produktschau (Modul 1) konsequent in den Hintergrund rückt.

Lösungen, Strategien und Marken

«Jenseits von Bits und Bytes» (beyond bits and bytes), so die englischsprachige Unterzeile des neuen Messe-Logos, sollen sogenannte Corporate Events (Modul 2), ähnlich den auf der diesjährigen Systems bereits «erfolgreich», so Dittrich, gelaufenen Kongressen von Microsoft und Oracle, das Interesse auf «Lösungen, Strategien, und Marken» lenken. Solche von Firmen durchgeführte Grossveranstaltungen, die quasi neben der Messe herlaufen, empfehlen sich nach den in diesem Jahr gemachten Erfahrungen als besonders zukunftsträchtig, glaubt er.

Konferenzen und Parties

Daneben sollen im neuen Public Forum (Modul 3) Keynotes von «international renommierten Experten» und die «Discuss & Discover conference» (Modul 4), ebenfalls mit «namhaften Experten» bestückt, quasi die grossen Fragen der IT erörtern. Nicht zu vergessen sind in dem neuen Messekonzept die Social Events (Modul 5), also mehr oder minder grosse Messeparties in «attraktiven Locations», so Dittrich, die aber wohl ohne potente Sponsoren nicht durchführbar sein werden. Denn interessanter als Produkte, meint der Münchner Messechef, seien doch Emotionen und das sogenannte «Match-making» (dass es auf der Messe funken soll, war in der Tat schon immer der Herzenswunsch manchen Teilnehmers).
Modul 6 schliesslich bildet die Online-Community zur Veranstaltung mit Weblogs, Webcasts usw., die noch intensiver gepflegt werden soll. Denn das Internet ist womöglich der grösste Feind der klassischen IT-Messe, den es daher zu integrieren gilt.

Zielpublikum Entscheider

Im Ergebnis richtet sich die künftig auf drei Tage verkürzte «Messe», wenn man das geplante Konglomerat aus zugekauften Kongressen, gesponserten Parties und IT-philosophischen Zirkeln denn noch so nennen mag, als dediziertes B2B-Event nun noch ausdrücklicher an die Entscheider, wobei die Konzentration auf den vielumworbenen Mittelstand nicht mehr so im Fadenkreuz steht wie bisher.

Binnen fünf Jahren möchte die Messe München mit dem neuen Konzept nach den Worten ihres Chefs «mehr als 50'000 Teilnehmer» in «mindes­tens fünf Hallen» sowie einem «ausgebuchten ICM», also dem Kongresszentrum erreichen. Beiläufig wurde bekannt, dass die für den kommenden Sommer projektierte, aus der Erbmasse der Systems herausgelöste neue Security-Messe nicht in München, sondern in Nürnberg stattfinden wird.


«Duck & cover», so eine amerikanische Zivilschutzparole aus den 50er-Jahren, ist sicher nicht das Motto der Münchner Messeleitung, die offensiv neue Wege beschreiten will. Ob sie – von allen guten Geistern beraten (oder auch verlassen) - das Richtige tut, wird man im nächsten Jahr sehen. (Ralph Beuth, München)


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