Trotz globaler Finanz-und Wirtschaftskrise gibt sich die Schweizer CE-Branche geschlossen zufrieden mit den Geschäftsergebnissen des laufenden Jahres. «Die Finanzkrise spüren wir im Moment nicht», sagt Malte Polzin, Leiter Marketing beim Mägenwiler Distributor
Alltron. «Dieses CE-Jahr ist für uns sehr gut verlaufen und hat all unsere Erwartungen übertroffen.»
Auch Daniel Bodmer vom Broadliner
Also gibt sich zufrieden: «Mit einem Wachstum von über 50 Prozent ist unsere Strategie, im CE-Umfeld Fuss zu fassen, vollumfänglich aufgegangen», so der Chef Marketing und CE Distribution. Aufgrund dieses Wachstums und stets steigender Logistik-Bedürfnisse sowie elektronischer Anbindungen des Retails und der Webshops kann er bei Also momentan keinen Einfluss der Finanzkrise feststellen. «Es ist eine deutliche Verlagerung der Händlerbestellungen festzustellen», so Bodmer.
Bald keine Lehrlinge mehr
Auch Beat Sidler, Geschäftsführer des Zürcher CE/UE-Fachgeschäfts Zollinger will nicht wirklich etwas von der wirtschaftlich schwierigen Situation spüren: «Qualität wird in schwierigen Zeiten wieder wichtig», sagt er. Allerdings relativiert Sidler. Zwar seien die Umsätze «ok», der unnötige Preiszerfall mache seiner Firma aber durchaus zu schaffen. «Die Leidtragenden werden die Lehrstellensuchenden und Mitarbeiter sein, die wir uns bald nicht mehr leisten können», so Sidler. Schuld gibt er den Konsumenten, die gar nicht wüssten, was sie anrichten, wenn sie im Internet ohne Dienstleistungen zum billigsten Preis einkaufen.
Der Retail gibt sich verhalten euphorisch, was die Geschäftsergebnisse 2008 betrifft. «Zufriedenstellend, Ende November ganz leicht über dem Vorjahr, die Umsätze entsprechen unseren Erwartungen», fasst Monika Weibel, Corporate Communications Migros-Genossenschaftsbund, das Jahr zusammen. «Interdiscount hatte ein starkes Jahr und ist durchaus zufrieden», sagt Joos Sutter, CEO
Interdiscount, gegenüber IT Reseller. Die Umsätze hätten sich wie erwartet entwickelt, Interdiscount sei auf Kurs und spüre die Krise bis jetzt noch nicht. Auch Fust ist «mit dem Gesamtjahr zufrieden», wie Sabine Weber, Assistentin des Unternehmensleiters, verlauten lässt. «Wir waren positiv überrascht vom starken Fussball-EM-Geschäft», sagt Weber. Allerdings habe man im zweiten Halbjahr nicht mit so einem deutlichen Preiszerfall gerechnet. Als Anbieter von Serviceleistungen sei man von der Finanzkrise weniger betroffen und habe 2008 mehr TVs und deutlich mehr Computer als vor einem Jahr verkauft. Am besten liefen über alle Anbieter hinweg, wie zu erwarten, LCD-HDTVs. Auch Spielkonsolen gingen weg wie warme Semmeln und in der zweiten Jahreshälfte Notebooks. Aber auch neue Vertriebswege wie über Telecom-Shops seien mindestens genauso wichtig geworden, sagt Bodmer von
Also. Trends hin zur Vernetzung von UE-Produkten seien zwar ersichtlich, schlagen sich aber nach wie vor nicht im Umsatz nieder. Hingegen steige die Nachfrage nach Ausbildung stetig.
TV-Glotzer und Spieler im Visier
Im Weihnachtsgeschäft setzt die CE-Branche, auch dank rekordtiefer Preise, vornehmlich auf TV-Verkäufe sowie Spielkonsolen und zum Teil auf Notebooks, DVD- und MP3-Player sowie Sat-TV-Ausrüstungen. Entwicklungspotential sei auch bei Foto-Hardware zu spüren, sagt Monika Weibel von der Migros. Besonders Spiegelreflexkameras werden ein Renner sein, tönt es von
Interdiscount. «Wir erwarten einen überdurchschnittlichen Dezember.» «Wer jetzt nicht zupackt, ist selber schuld», ist Weber von Fust überzeugt. «Gewinner sind Marken und Lieferanten, die uns im Preiskampf mit kreativen Marketing-Konzepten und Investitionen bei unseren Verkaufsförderungsmassnahmen unterstützen und so für starke Abverkäufe sorgen», so Weber.
Uneinigkeit zur Preisentwicklung
Was die Preise betrifft, sind sich nicht alle einig. Während die einen glauben, dass die Preise und Margen stabil bleiben oder sich analog der letzten sechs Monate entwickeln, gehen andere davon aus, dass sie zur Freude der Konsumenten noch weiter sinken werden. Bodmer von
Also dazu: «Die Preise werden sich dieses Jahr nicht mehr gross verändern, sind allerdings momentan durch eine sonderbare Preispolitik der klassischen Einkaufsverbände künstlich hochgehalten und werden daher durch den Graumarkt unterboten.» Ab Neujahr rechnet Bodmer mit erneutem Preiszerfall bei TVs. Beat Sidler gibt sich wenig optimistisch: «Die meisten Lieferanten müssen Ende des Jahres Marktanteile vorweisen, damit die Manager grosse Boni bekommen. Die sind leider zu allem fähig!»
Engpässe bei Konsolen
Die Spielfreude von Herrn und Frau Schweizer war noch nie so gross und ungetrübt wie in diesem Jahr. Allein im dritten Quartal 2008 wurden in der Schweiz 100’000 Konsolen verkauft, so viele wie noch nie in einem Quartal (siehe Seite 28). So wird es denn auch bei Spielkonsolen Lieferengpässe geben, sind sich die Player aus dem CE-Channel einig. Mit Lieferengpässen für andere Gerätegruppen, wie es im Weihnachtsgeschäft 2007 noch teilweise der Fall war, rechnet heuer keiner. (Susann Klossek)