+++ will Tochter loswerden+++bleibt dunkelrot+++Chef wirft hin+++stehen vor Katastrophenjahr+++schraubt Prognose runter+++ hofft auf Rettung in letzter Minute+++gibt Marke auf+++Krise trifft hart+++gibt auf+++bricht Verhandlungen ab.
So lauteten die Online-Schlagzeilen allein am 3. Dezember in einem einzigen IT-Medium. Was soll man von dieser Miesepeterei nun halten? Kein Wunder, dass wir alle depressiv werden, die Börsenkurse sinken und ganze Industriezweige einbrechen. Wer die Katastrophe heraufbeschwört, den trifft sie auch. Gut, ganz so einfach ist es nicht, ganz so schwer allerdings auch nicht.
Rund um die Uhr sind wir mit unserer Egopflege beschäftigt und suhlen uns in einer globalen Migräne, die zum gesellschaftlichen Ereignis mutiert. Sauertöpfische Gesichter zelebrieren Burnout-Symptome hinter beschlagenen Büroscheiben. Der Nebel ist drinnen, nicht draussen! Dabei birgt doch jede Krise auch eine Chance. Eine Chance auf eine noch grössere Krise. Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Sinnkrise, Lebenskrise. Im Grunde genommen ist das ganze Leben eine einzige riesige Krise, gelegentlich durch ein paar Stunden Schlaf, die eine oder andere Mahlzeit und ein bisschen Stuhlgang unterbrochen. Im Grunde sollten wir‘s also gewöhnt sein. Trotzdem jammern wir rum wie die Weicheier, Warmduscher, Vorwärtseinparker und haben Angst um unsere Arbeitsplätze, über die wir doch sowieso den ganzen Tag fluchen wie die Galeerensträflinge. Freuen wir uns doch über die Krise, denn Krisen machen durchaus Sinn. Freuen wir uns über abgebrochene Verhandlungen, serbelnde Industrien, losgetretene Töchter und Handtuch werfende Bosse. Wer weg ist, steht uns nicht mehr im Weg. Das wusste Darwin schon, als er die natürliche Auslese erfunden hat. Wer schon einmal Froschlaich gesammelt und beobachtet hat, wie er sich zu Fröschen entwickelt, weiss, dass nicht jedes Ei zu einem ausgewachsenen Frosch heranreift und nicht jeder Frosch zum Prinzen mutiert.
Das ist in der IT-Branche nicht anders. Ist die Krise zu stark, bist du zu schwach. Dann heisst es frei nach Buddha: loslassen, alles (vor allem das Hirn) leeren und das Begehren nach formhaftem Dasein, das Begehren nach formlosem Dasein, Eigendünkel, Zerstreutheit und Verblendung überwinden. Wer das geschafft hat, kommt auch nicht wieder und spart sich die nächste Krise. Und wenn das alles nichts hilft, werden Sie doch Crisis Coach. Gehen Sie gestärkt aus Ihrer ureigenen Krise heraus, und sei es zwischen den kräftigen Armen zweier Psychiatriepfleger. In diesem Sinne Om, Halleluja und ein frohes Fest.
Susann Klossek