Was noch bis vor kurzem so hoffnungsvoll aussah, hat einen massiven Dämpfer erhalten: Die IT-Industrie. Die letzten Jahre, insbesondere das vergangene aber auch 2007, waren die wohl besten für die IT-Branche seid dem grossen Zusammenbruch nach dem Platzen der Internetblase. Vor allem IT-Dienstleister, aber auch Hersteller von Consumer-Electronic-Produkten, freuten sich über volle Auftragsbücher. Vallue AddedReseller, technologisch spezialisierte Wiederverkäufer und Systemintegratoren hatten alle Hände voll zu tun und klagten bestenfalls über den ausgetrockneten Arbeitsmarkt.
Im Zuge dieser Entwicklung wurde das Jahr der Informatik lanciert, um die Bedeutung der IT zu akzentuieren und junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen, wieder für IT-Berufe zu motivieren. Doch die Anstrengungen der Verbände und Hochschulen, die die Zusammenarbeit mit der Politik vorantrieben und die Werbetrommel für die IT-Industrie rührten, fanden exakt in dem Jahr statt, in dem sich die bereits vor zwei Jahren angekündigte Finanzkrise in eine globale Wirtschaftsmisere umwandelte. Private und Unternehmen haben in den letzten Monaten begonnen, ihre Käufe zu drosseln, Produktzyklen haben sich verlangsamt und von den global tätigen IT-Unternehmen hagelt es Horrormeldungen bezüglich Entlassungen, die nicht selten mit Rekordgewinnen einhergehen.
Kaum ein Tag vergeht, in dem nicht irgendein IT-Konzern Massenentlassungen bekanntgibt oder wie im Fall von
IBM und
Microsoft Gerüchte zu radikalen Sparmassnahmen kursieren. Bei all dem Aktivismus, der auf dem Buckel der Mitarbeitenden ausgetragen wird, bekommt man den Eindruck, dass hier vor allem Befindlichkeiten der Börse befriedigt oder Management-Fehler vertuscht werden sollen. Sollte es tatsächlich so schlimm kommen, wie gewisse Teilnehmer und Beobachter befürchten, so würde dies ein Desaster für alle Beteiligten bedeuten. Sicher ist, dass die Meldungen der jüngsten Vergangenheit zu einer Unzeit kommen, die den Anstrengungen der Informatica08 schaden. Gottlob ist auch Zuversicht spürbar, wie unsere Konjunkturumfrage zeigt.
Markus Häfliger
Chefredaktor