Angesichts der sich in den Medien häufenden Negativmeldungen zur wirtschaftlichen Situation in der Welt und auch hierzulande, könnte man meinen, auch die IT-Industrie würde in einer totalen Krise stecken. Es stimmt schon: Viele grosse IT-Hersteller melden Massenentlassungen, führen im grossen Stil Reorganisationen durch, streichen Verantwortlichkeiten zusammen oder gar ganz weg und kappen die Marketing-Budgets.
Letzteres bekommen neben den Medien und Werbeagenturen auch die Messeveranstalter zu spüren. Entsprechend ist an der am vorletzten Sonntag zu Ende gegangenen grössten IT-Messe Cebit in Hannover die Anzahl der Aussteller um ein Viertel auf 4300 geschrumpft; die kleineren Stände buchten mit 400'000 über 100'000 Besucher weniger, sie als letztes Jahr angezogen haben (s. Seite 10). Auch unsere Schweizer IT-Leitmesse, die Orbit, kämpft um die Existenzberechtigung, können doch die erfreulichen Neuzugänge die Abgänge nicht wettmachen (s. Seite 9).
Es ist nicht mehr wegzudiskutieren, dass der Schweizer Gesamtmarkt für Geschäfts-IT weniger stark wächst als prognostiziert, dass die Aussichten alle paar Monate nach unten geschraubt werden und das Gesamtwachstum der Null-Prozent-Grenze nicht mehr fern ist (s. Seite 8). Tatsache ist aber auch, dass es immer noch Gewinner gibt; dazu gehören beispielsweise IP-Telefonie und Sicherheitsthemen mit anständigen Wachstumsraten. Dienstleister jeglicher Couleur, vom Systemintegrator bis zum ERP-Berater, haben sich die letzten Jahre vor Aufträgen nicht retten können und klagten über mangelnde Ressourcen.
Der Branche geht es also längst nicht so schlecht, wie man von aussen auf den ersten Blick denken könnte. Dennoch hört man da und dort ein Jammern auf hohem Niveau: Die Kunden würden sich mit der Evaluation länger Zeit lassen und Projekte auch gern mal nach hinten schieben, weil sie angesichts der Wirtschaftslage ihre Budgets aus Vorsicht kürzen. Doch genau das tun ihre IT-Lieferanten ja auch. Sie blasen beim ersten Anzeichen einer eventuell etwas kühlen Brise ihre Marketingaktivitäten ab.
Markus Häfliger
Chefredaktor