Microsoft will den Handel umgehen

In den USA will Microsoft seine Saas-Produkte künftig dem Endkunden direkt verrechnen. Das sorgt in Amerika für Wirbel, hier noch nicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/05

     

Eine Aussage von Shannon Day, Director von Microsofts Saas-Programm Software Plus Services, hat in amerikanischen Channel-Medien für einigen Wirbel gesorgt. Am Sonntag sagte Day an der Veranstaltung X-Change Solution Provider 09 in New Orleans, dass Microsoft-Reseller in Kürze ihren Kunden von Online Business Applications selber Rechnung stellen dürften. Microsoft hat sich nun in einem E-Mail an das amerikanische Reseller-Medium Channelweb von Days Aussage distanziert. Es handle sich dabei um ein Missverständnis.

Microsoft will die Rechnungsstellung

Stattdessen wolle man in den USA ab dem zweiten Quartal für Online-Applikationen ein Partnerprogramm anbieten, das «auf den Kunden zugeschnittene Angebote» erlaube. Reseller können sich dann per Web für den Deal registrieren lassen. Laut offizieller Microsoft-Aussage wolle man weiterhin, dass der Partner die Kundenbeziehungen «besitzt und verwaltet». Die Rechnungsstellung hingegen soll über Microsoft laufen.
Diese Ankündigung ist eine Enttäuschung für viele Microsoft-Partner, die aufgrund von Days Aussage hofften, auch bei den Saas-Produkten die volle Kontrolle über ihre Kundenbeziehungen zu behalten.


Microsoft hat im Juli im Rahmen seines Saas-Programms «Software plus Service» die Business Productivity Online Suite (BPOS) angekündigt. Diese beinhaltet Hosted Exchange, Sharepoint, Office Communications Server und Live Meeting und soll pro Benutzer 15 Dollar monatlich kosten.
Wiederverkäufer sollen 12 Prozent des Erstjahres-Umsatzes und 6 Prozent des Umsatzes der Folgejahre erhalten. Viele Microsoft-Händler befürchten jedoch, dass Microsoft die über lange Zeit aufgebauten Kundenbeziehungen abzügeln will. Die Redmonder halten hingegen an der Aussage fest, dass dies nicht die Absicht sei, Wiederverkäufer könnten weiterhin mit Integration, Anpassung und Auslieferung gutes Geld verdienen.

Schweizer Handel bleibt ruhig

Wenig beunruhigt gibt sich der Schweizer Fachhandel in einer Blitzumfrage von IT Reseller. Nunzio Pantò, Mitglied der Geschäftsleitung beim Systemintegrator und Microsoft Gold Certified Partner Axept sagt dazu: «Wir Partner müssen uns damit abfinden, dass in der Branche neue Kanäle von den Herstellern erschlossen werden.» Bei gewissen Produkten von Microsoft aber auch bei anderen Herstellern habe sich diese Praxis ohnehin bereits durchgesetzt. Man sehe das aber noch nicht als Bedrohung, sondern sei derselben Ansicht wie Microsoft: «Wichtig ist, dass wir die Beziehung zum Kunden pflegen und ihm einen Mehrwert schaffen - dies ist nur mit Beratung und professionellen Dienstleistungen möglich.» (Claudio De Boni)


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