Seit September sitzt Erich Gebhardt, der einstige Gründer des Voip-Spezialisten Media Streams, als Leiter Produktmarketing in der Geschäftsleitung von
Swisscom. Gebhardt verkaufte sein Unternehmen an
Microsoft und sorgte für Furore, als er das weltweit dritte Unified-Communications-Entwicklungszentrum des Software-Riesen nach Zürich holte. Dort scheint es ihm zu eng geworden zu sein. Denn nun will er bei Swisscom seine Ideen zu «konkreten Fullservice-Solutions» ausbauen, wie er jüngst an seinem ersten Presseauftritt für Swisscom bei der Kundenveranstaltung Swiss Dialogue Arena erklärte.
Fullservice-Outsourcing
Es geht um nichts weniger, als alle Hard- und Software von den Betriebssystemen, Applikationen und der Kommunikation über die WAN- und LAN-Infrastrukturen, der Mobilfunk- und IP-Telefonie bis hin zu den Servern, Speichern und dem eigentlichen Arbeitsplatz aus einer Hand anzubieten. Damit geht
Swisscom weit über bisherige ICT-Outsourcing-Lösungen hinaus. Denn in den Betrieben müssen dann weder eigenes Know-how noch eine Informatik vorhanden sein.
Erstmals breiter diskutiert hatte ein solches Modell der IT-Guru
Nicholas Carr, der vor zwei Jahren behauptete, dass «in Kürze die Ablösung der unternehmenseigenen IT durch standardisierte Dienstleistungsangebote (Utility Computing) Realität» sein werde. Gebhardt erklärt denn auch die Vorteile der Fullservices damit, dass «die Unternehmen ihre Planungssicherheit ausbauen und sich ganz auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können». Abrechnen werde man die neuen ICT-Dienste über eine einzige Rechnung. Ohne Leistungen zu reduzieren, sollen so die Investitionen der Unternehmen ins Kerngeschäft fliessen. Deshalb übernimmt Swisscom zum Beispiel vorhandene ICT-Komponenten und Lizenzen, womit auch die bisherigen Investitionen abgesichert sind. Definiert wird lediglich noch die ICT-Strategie. Das dazu nötige «Sorglospaket» gibt’s dann im Abo.
Neue Geschäftsfelder
Doch die schöne neue IT-Welt ist noch eine Vision. Weder gibt es konkrete Angebote noch Preisvorstellungen oder Anwendungen. Dennoch betont Swisscom einmal mehr ihr Credo: Neue Geschäftsfelder müssen her. Dass «künftig immer mehr Unternehmen ihre gesamte IT- und Kommunikationsinfrastruktur von einem Fullservice-Provider beziehen», steht für Roger Wüthrich, Verkaufschef bei
Swisscom, heute schon fest. Darum werde man jetzt die vorgelegten Konzepte mit konkreten Inhalten füllen. Neue Applikationen, wie die Verschmelzung der Telefonie mit dem Arbeitsplatzrechner, werde es zuerst geben. Mit Gebhardt ist jedenfalls ein erfolgversprechender Applikations-entwickler an entscheidender Stelle involviert.