Storage- und Datenmanagement-Spezialist Netapp lud im November zur zweiten «Insight» im EMEA-Raum, einem Trainings- und Schulungsevent für die Bereiche Systems Engineering & Professional Services. Nach der Premiere im letzten Jahr in Prag mit rund 750 Teilnehmern folgten dieses Jahr rund 1150 Systemingenieure, Reseller und Channelpartner sowie AlliancePartner aus 49 Ländern der Einladung nach Athen. Unter ihnen waren viele aus der Schweiz, nämlich 56.
Andreas König, General Manager EMEA von
Netapp, zeigte sich hoch erfreut über das grosse Interesse. Es sei ein Indiz dafür, dass man auf gutem Weg sei, das grosse Unternehmensziel zu erreichen: Netapp will bis 2012 im EMEA-Raum die Nummer 1 im Storage- und Datenmanagement-Markt sein. Aktuell belege man in Deutschland bereits die Spitzenposition, in Frankreich und Grossbritannien, den zwei weiteren, wichtigen EMEA-Märkten, sei man auf Platz zwei. Wachsen wolle man vor allem durch bestehende und neue Partnerschaften. Rund 80 Prozent des Umsatzes erzielt Netapp heute durch den Channel, und es dürfe durchaus auch noch mehr werden, meinte König.
Clouds und ihre Auswirkungen
Auch Stuart Gilks, EMEA Senior Director bei
Netapp, blickte in die Zukunft. Laut ihm befindet sich die IT derzeit in einem grossen Wandel, der viele Chancen biete. Netapp wolle Unternehmen bei aktuellen Herausforderungen wie Storage-Effizienz, Virtualisation und Cloud Computing helfen. Besonders die Cloud hat es dem Storage-Spezialisten angetan: Interne und externe «Wolken» seien kein
Hype mehr, sondern da, und böten viele Möglichkeiten, stellte Rob Salmon, Executive Vice President von Netapp fest. Natürlich komme die Cloud nicht für jedes Unternehmen in Frage, deshalb wolle man vor allem in eine grosse Auswahl aus allen möglichen Lösungswegen investieren.
Neue Technologien wie das Cloud Computing bringen natürlich nicht nur für Netapp und die Kunden, sondern auch für die Netapp-Partner neue Herausforderungen und Veränderungen mit sich. Julie Parrish, Vice President Global Channel Sales bei
Netapp, erklärte, dass sie ihre Rolle überdenken müssen. Traditionelle Integratoren sollten sich mehr und mehr auch zu einem Service-Anbieter entwickeln, sei dies durch den Aufbau einer eigenen Kompetenz oder dann durch eine Partnerschaft mit einem Provider oder Hoster. Das Ziel sei, dem Kunden in jedem Fall die besten Optionen anbieten zu können. Netapp selber wird übrigens keine Cloud Services anbieten, betonte Parrish.
Swiss IT Reseller hatte im Rahmen der Netapp Insight die Möglichkeit, sich mit Julie Parrish, Vice President von Netapp und verantwortlich für den weltweiten Channel, noch etwas mehr über die Cloud Services, aber auch über einige andere interessante Themen aus dem Channel zu unterhalten. Mehr dazu im Interview auf der folgenden Seite.
Interview mit Julie Parrish
Swiss IT Reseller: Frau Parrish, Sie sind nun seit fast genau einem Jahr bei
Netapp. Zeit für einen kurzen Rückblick. Haben Sie Ihre Ziele erreicht?Julie Parrish: In meinem ersten Jahr gab es einige spannende Aufgaben. Zum einen bin ich viel gereist, um die ganze Welt, um die Partner in unseren wichtigsten Märkten kennenzulernen und zu erfahren, wie die Zusammenarbeit funktioniert. Ich musste feststellen, dass sie sehr gerne mit uns arbeiten und ziemlich glücklich sind, auch mit den Gewinnmargen. Dann haben wir ein Programm zur Förderung des Geschäfts mit mittelgrossen Unternehmen (MSE) gestartet, einem Segment, das heute 20 bis 30 Prozent unseres Umsatzes ausmacht und weiter wächst. Das war für uns und unsere Partner nicht einfach, mussten doch spezielle MSE-Angebote erstellt werden. Last but not least gab es auch im «System Integration Business» einige Veränderungen und Wechsel. Unter anderem haben wir neue Partnerschaften mit
Accenture und CSC aufgebaut.
Sie haben erwähnt, dass Sie in den letzten zwölf Monaten Partner auf der ganzen Welt besucht haben. Führte Ihr Weg dabei auch in die Schweiz?
Ich war im letzten Jahr tatsächlich in der Schweiz, und zwar mit unserem General Manager EMEA Andreas
König, an einer Veranstaltung der IMD Lausanne. Partner habe ich in der Schweiz jedoch noch keine besucht, ich habe das aber bald vor.
Welche Bedeutung hat die Schweiz für Netapp?
Eine sehr grosse. Die Schweiz ist eines der grössten «Netapp»-Länder in Europa und kommt gleich nach den grossen drei (Deutschland, UK, Frankreich). Unser Marktanteil beträgt hier um die 40 Prozent, ausserdem ist die Schweiz ein stark wachsender Markt. Sicher auch dank Remo Rossi, dem ehemaligen Netapp-Schweiz-Chef und aktuellen Regional Director Russia, Austria, Switzerland, Eastern Europe and Nordics, sowie dem aktuellen Länderchef Daniel Bachofner.
Mittelgrosse Unternehmen, in die Sie bei Netapp derzeit stark investieren, sind in der Schweiz seltener als kleine oder grosse. Was tun Sie für die?
Der MSE-Bereich wurde bis vor kurzem nicht speziell behandelt, das wollten wir mit dem MSE-Programm ändern und auch Firmen aus diesem Segment besser ansprechen. Natürlich bleibt unser Fokus weiterhin auch auf den beiden anderen Kundensegmenten. Auch hier werden wir weitere Innovationen und Angebote bringen.
Spüren die Netapp-Partner die Wirtschaftskrise? Was haben Sie aus den vielen Gesprächen in den letzten Monaten so herausgehört?
Als ich im November 2008 bei
Netapp begann, gab es einige Befürchtungen und Ängste. Wir führten einen Channel Health Check durch und mussten annehmen, dass einige Partner verschwinden werden. Das war aber nicht der Fall, entgegen unseren Erwartungen traf es nur sehr wenige.
Aktuell höre ich nicht mehr viel von der Krise, ich denke die Erholung hat bereits eingesetzt. Unser Glück ist natürlich, dass das Datenwachstum in Firmen immer weiter gehen wird und man also nicht um mehr Storage und geeignete Lösungen herumkommt.
An der Insight wurde viel über die Cloud gesprochen. Ist das in Unternehmen wirklich schon ein Thema?
Ja, die Cloud ist bereits ein grosses Thema. Wir hören von vielen Partnern, dass sie von ihren Kunden darauf angesprochen werden und mehr darüber wissen möchten.
Was heisst das für Netapp und die Partner?
Natürlich wird nicht alles in die Cloud gehen. Wir beziehungsweise unsere Partner müssen Kunden also zeigen können, was das Beste für sie ist, von der On-Premise-Lösung bis hin zu einer aus der Public Cloud. Weiter müssen die Partner sich selber überprüfen und festlegen, ob sie Cloud Services selber anbieten wollen oder sich einen Partner dazu suchen. Nicht jeder Reseller hat die selben Voraussetzungen und Möglichkeiten.
Haben Sie bei Partnern bereits Hosting-Partnerschaften für das Anbieten von Cloud Services angetroffen?
Sie sind tatsächlich noch selten. Ich denke aber, dass solche Hosting-Partnerschaften bald häufiger und in Zukunft natürlicher werden. In den USA gibt es ein Beispiel dafür: Datalink suchte eine Hosting-Plattform und ging dazu eine Partnerschaft mit
Accenture ein. Bisher sind es aber wie erwähnt noch Einzelfälle, meist getrieben durch ein Grossprojekt eines einzelnen, grossen Kunden.
Besten Dank für das Gespräch!