Transtec schluckt Datacomp

Distributionszweig als Test und Ressourcensicherung

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/16

     

Wie bereits im letzten ITR kurz gemeldet, hat die deutsche Transtec den Dietiker PC-, Peripherie und Storage-Spezialisten Datacomp geschluckt. Gemäss dem Newsletter «IT Europa», soll für den Handel zwischen 10 und 12 Millionen DM bezahlt worden sein. Transtec hat seinen Hauptsitz in Tübingen und unterhält Verkaufsbüros in acht europäischen Ländern. In der Schweiz besteht mit dem Standort Bülach nicht nur ein Verkaufsbüro, sondern es wird auch produziert.
Transtec hat sich auf Highend-Produkte für Geschäftskunden und Behörden/
Organisationen spezialisiert und liefert vom Business-PC für ca. 800 Franken bis zu Mehrfach-Unix-Servern, Peripherie und Storage-Produkten, alles was Geschäfte verspricht. Besonders stolz sind die Tübinger auf ihren Konfigurator im Web, wo sich der professionelle Kunde seine Systeme zusammen stellen kann. Der interaktive Konfigurator hat eine Oracle-Datenbank im Hintergrund und ist ins Transtec-System eingebunden. In einem nächsten Schritt will der Vorstandsvorsitzende Bernhard Bruscha seinen Kunden die Anbindung des Konfigurators an eigene ERP-Lösungen erleichtern. E-Business sei noch auf einem sehr primitiven Stand, so Bruscha, denn noch sind in den wenigsten Fällen Lieferant und Kunde ganz in den Prozess eingebunden.

Zusammenlegung auf den 1.1. 2001

Die neue Firma hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Man will in der Schweiz Marktführer bei Storage-Systemen und bis 2002 eine führende Stellung bei Built-to-Order-Highend-Systemen einnehmen. Besonders von der eigenen Notebook-Produktion – bisher eine Schwäche von Transtec – bei Datacomp erhofft sich die Tübinger Gruppe ein neues, starkes Standbein. Die neue Schweizer Gruppe wird mit ca. 100 Millionen Franken Umsatz immerhin unter die ersten 50 IT-Firmen hierzulande vorstossen.
Bis Ende Jahr sollen die Warenwirtschaftssysteme und das Produktesortiment der beiden Firmen zusammengelegt werden und an der Orbit tritt man bereits gemeinsam auf. Auf Anfang 2001 sollen die zwei Firmen dann endgültig an einem gemeinsamen, neuen Standort verschmelzen und als Transtec-Datacomp am Markt auftreten. Der Datacomp-Geschäftsführer und ehemalige Hauptaktionär Ulrich Bachmann betont, dass es bei der Übernahme keine Entlassungen geben soll. Er glaubt, mit diesem Schritt das weitere Wachstum und die Zukunft von Datacomp gesichert zu haben.

Datacomp Distribution ein Waisenkind?

Der Kauf der Dietiker Datacomp durch die deutsche Transtec wirft aber auch Fragen auf. Die neu formierte Datacomp Distribution AG wird innerhalb des Transtec-Konzerns ein Unikum bleiben. Die Transtec-Leute geben denn auch zu, dass sie noch nicht genau wissen, was langfristig mit dem Distributionsgeschäft werden soll. Vorerst will Transtec mit dem Distributionszweig Erfahrungen sammeln und innerhalb der Nische (Periepherie wie Harddisks, Backup-Software von Veritas, Vaio-Notebooks von Sony) weiter wachsen. Transtec war bereits bisher Kunde von Datacomp-Distribution und man erhofft sich die Sicherung der Lieferungen durch den eigenen Distributor. Der Leiter des Disti-Armes, Guido Meier, ist auf jeden Fall nicht beunruhigt. Er meint zum IT-Reseller: «Wir haben uns einerseits gewisse Garantien geben lassen. Andererseits gibt es in der IT-Branche sowieso nie 100-prozentige Sicherheit. Unsere Gespräche mit den Transtec-Leuten waren sehr offen und ich bin überzeugt, dass sie es ehrlich meinen.»

(Fast immer) «direct only»


Die Tübinger betonen noch und noch, man wolle sich strikte aus dem Massenmarkt heraushalten und mit guter Logistik und Service Profis bei Geschäftskunden und Institutionen beliefern. Man sei eine «direct only» Firma. Doch ganz so einfach ist es nicht. Transtec zählt auch einige Wiederverkäufer zu seinen Kunden, wenn der Bereich auch nicht besonders gefördert wird. Man ist durchaus daran interessiert, zum Beispiel Lösungsanbieter mit Hardware und Netzwerkprodukten zum Wiederverkauf zu beliefern. Transtec-Chef Bruscha dazu: «Wenn ein VAR die Maschinen im Rahmen von Projekten verkauft, kann das sowohl für uns, wie für den VAR ein gutes Geschäft sein. Wenn der VAR die Maschinen aber einfach ohne eigene Leistung weiterverkauft, kann sie der Kunde genau so gut direkt bei uns beziehen.» Laut Transtec-Schweiz-Chef Dietiker biete man einem Lösungsanbieter auch durchaus attraktive Konditionen.


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