Psinet wehrt sich

In einem Interview mit Markus Nussbaum vom Provider Inter.net wurden einige Aussagen gemacht, die bei Psinet auf Widerspruch gestossen sind. Wir drucken hier kommentarlos die Reaktion von Marcel Casserini, GM von Psinet Schweiz ab.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/16

     

«Mit grossem Erstaunen habe ich das Interview mit unserem ehemaligen Mitarbeiter Markus Nussbaum in IT Reseller Nr. 15 zur Kenntnis genommen. Ich kann es nicht unterlassen, an dieser Stelle einiges klar zu stellen.
1. Der Verkauf von Tic und Spin ist ausschliesslich auf persönlichen Wunsch des Schweizer Managements erfolgt. Wir und der (inzwischen leider verstorbene) Geschäftsführer von Tic, Daniel Nussbaum, waren der Überzeugung, dass es für die mittelständischen Kunden besser sei, wenn sie lokal betreut werden. Dieses Vorgehen hat sich als weitsichtig erwiesen. Wir mussten beispielsweise keine solchen drastischen Schritte in Bezug auf Kunden und Mitarbeitende unternehmen, wie es andere internationale ISPs tun mussten. Wir von PSINet Schweiz machten den Vorschlag im Interesse unserer Kunden und nicht etwa wegen angeblichen finanziellen oder Integrationsproblemen.
2. Die Aussage, dass es uns nicht gelungen sei, mit der Betreuung von KMU-Kundschaft gewinnbringend zu arbeiten ist falsch! Die Resultate von Tic und Iprolink waren klar positiv. Aber wir haben mit der Ausrichtung auf Hosting-Geschäfte viele unserer Funktionen europaweit zentralisiert. Deshalb hätten wir das KMU-Geschäft bei normalem Wachstum mittelfristig nicht profitabel halten können. Also war es in unserer vollen Absicht, das KMU-Business abzustossen, solange es noch profitabel war. Die jetzige Entwicklung gibt uns recht.
3. Ich glaube nicht, dass Markus Nussbaum die Übersicht hat, um über unsere technologischen Investitionen zu urteilen. Wir setzen tatsächlich Equipment in unseren POPs ein, das für einen lokalen Provider wie Inter.net vielleicht noch 20 Jahre ausreichen würde. Aber wir als PSINet setzen ausbaufähige Hardware ein, mit der wir mit dem raschen Wachstum unserer Kundschaft sofort mithalten können. Stark skalierende Ausrüstung ist für unsere Kunden wichtig.
4. Die finanziellen Probleme der US-Holding von PSINet haben überhaupt nichts mit Investitionen in Ausrüstung oder Hardware der europäischen POPs zu tun. Ja, es sind einige Management-Fehler in den USA gemacht worden, vor allem wurde zuviel in den internationalen Backbone investiert. Dies aufgrund der falschen, zu optimistischen Prognosen der Marktforscher. Im Nachhinein ist man immer klüger.
5. Ob «Grössenwahn» bei PSINet weltweit geherrscht haben soll oder nicht, sei einmal dahingestellt. Aber es hat sicherlich keinen «Grössenwahn» bei PSINet Schweiz gegeben. Ich finde es verwerflich, dass IT Reseller Personen zu Themen befragt, die sich aufgrund ihrer Rolle in der Firma gar nicht auskennen können.
6. Tatsächlich habe ich – wie viele andere auch – vor einiger Zeit den Auftrag gehabt, möglichst viele ISPs zu übernehmen und so Umsatzwachstum zu generieren. Dies ist in der Schweiz sehr erfolgreich gemacht worden. Wir haben drei ISPs komplett übernommen. Sie waren alle profitabel und mehrheitlich im Business-Bereich tätig. Zusätzlich haben wir noch Business-Kunden (und POPs) von Systemintegratoren übernommen. Wir haben uns durchgesetzt und keine Enduser-ISPs übernommen. Deshalb mussten wir später weder Abteilungen schliessen noch Mitarbeitende entlassen, was doch zeigt, dass die Übernahmen zu diesem Zeitpunkt erfolgreich waren.
7. Die Aussage, dass die übernommenen Provider nicht integriert werden konnten, ist falsch. Eine Integration wäre ohne Probleme möglich gewesen. Eine sofortige Integration hätte aber bedeutet, dass wir Stellen hätten abbauen müssen und einige, lokale Kunden nicht mehr optimal betreut worden wären. Deshalb haben wir die übernommen ISPs als eigenständige Sales-Abteilungen weiterlaufen lassen. Zudem konnten wir einige relevante Bereiche wie Web-Design und Call-Center erfolgreich ausgliedern, ohne Kunden oder Mitarbeitende zu verlieren!
Ich wünsche der Firma Inter.net wirklich viel Erfolg, finde es aber falsch, dass unrichtige Aussagen zur ehemaligen Mutterfirma PSINet gemacht werden.»

Marcel Casserini


Unglückliche Wortwahl

Im Interview mit Markus Nussbaum von Inter.net kamen missverständliche und interpretationswürde Fragestellungen vor. Die Redaktion von IT Reseller bedauert es, falls bei einigen Lesern der Eindruck enstanden sein sollte, bei Psinet Schweiz habe «Grössenwahn» geherrscht oder es sei «Misswirtschaft» vorgekommen. Diese Ausdrücke kann man allenfalls in Zusammenhang mit Tendenzen in der gesamten Provider-Branche zu Zeiten der Internet-Blase gebrauchen.
Sollte durch unsere Wortwahl bei unseren Lesern ein falscher Eindruck entstanden sein, so möchten wir uns in aller Form bei Psinet Schweiz und bei Marcel Casserini persönlich entschuldigen.
Christoph Hugenschmidt,
Chefredaktor IT Reseller


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