In der Brust von Roman Schmid, Leiter Commercial Sales bei
Cisco Schweiz, schlägt ein Verkäuferherz. Bereits während seiner Lehre zum Maschinenzeichner – «ich wollte damals im Dorf bleiben, wo ich aufgewachsen bin, weil ich da stark verankert war» – war für ihn klar, dass er niemals in diesem Beruf arbeiten wird. Angetan vom guten Auftreten und dem Redetalent der Verkäufer im Lehrbetrieb und geprägt vom Vater, der auch als Verkäufer unterwegs war, wurde ihm bereits in der Lehre klar: «Ich will in den Verkauf.»
Trotzdem entschied er sich nach Lehrabschluss für ein Informatikstudium – das er dann auch anfing, nicht aber abschloss. «Nach einigen Monaten musste ich einsehen, dass das nicht meine Welt ist. Die Materie gefiel mir, aber das Studium war mir zu technisch, ich wollte mit Menschen arbeiten.» Und so entschied sich Schmid – auch wenn die Eltern wenig begeistert waren –, einen Job in der IT-Branche zu suchen. Lucien Tschachtli, Chef bei einem Systemintegrator, gab ihm schliesslich die Chance, als Engineer den Berufseinstieg zu finden. «Er glaubte an mich und war danach noch lange Jahre mein Mentor – auch, als ich schon lange nicht mehr dort arbeitete», so Schmid. Generell sei seine Karriere gezeichnet von vielen spannenden, unterstützenden Menschen. «Es war mir immer wichtig, mit wem ich zusammenarbeite. Ich war immer sehr stark verbunden mit Leuten und wollte von Führungspersönlichkeiten lernen.»
Kalkuliertes Risiko
Nach einem Jahr erhielt Schmid schliesslich die Chance, sein Können als Verkäufer unter Beweis zu stellen. Danach gefragt, ob er lieber für bestehende Kunden oder im Neukunden-Bereich arbeiten wolle, entschied er sich für die Neukunden – ganz zum Erstaunen seines Chefs: «So etwas hatte er noch nie gehört. Normalerweise wollen Verkäufer ein bestehendes Portfolio übernehmen und dieses ausbauen.» Schmid hingegen ist überzeugt: «Es macht mehr Spass, wenn man etwas noch nie gemacht und dann Erfolg hat. Man muss es einfach probieren, ohne Angst vor Misserfolg.» Diese Haltung kommt aus seiner Kindheit, in der er zu den Top-5-Junioren im Skispringen gehörte. «Skispringen braucht einen gewissen Mut und kalkuliertes Risiko. Denn Mut ohne Respekt ist Dummheit.» Er sei am stärksten, wenn er unsicher sei, denn dann müsse er am meisten an sich arbeiten, um überzeugen zu können.
Aufbruchsstimmung bei Compaq
Nach vier Jahren war es für ihn an der Zeit, die Firma zu wechseln. «Ich habe in jedem Job einen Zeithorizont von vier bis fünf Jahren. Denn man muss drei Jahre im Job sein, um Spuren zu hinterlassen. Gerade das Verkaufsgeschäft im Investitionsgütermarkt ist ein People-Geschäft, da braucht es mehr als Glück, da braucht es Kontinuität.»
Auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber schrieb Schmid die vier Personen an, die ihn in den letzten Jahren am meisten beeindruckt hatten, und landete schliesslich bei AST Research unter der Leitung des späteren Apple-Schweiz-Chefs Eric Meier-Ruegg. «Das war eine Lebensschule, auch wenn es nur eineinhalb Jahre dauerte, bis das Unternehmen an Samsung verkauft wurde», so Schmid, der im Anschluss als Partner Account Manager zu Compaq wechselte. «Dort hatte ich vermutlich die tollste Zeit meines Lebens. Es herrschte absolute Aufbruchsstimmung Mitte der 90er Jahre: junge Branche, junge Mitarbeiter, junge Kunden, junge Partner. Da war eine Stimmung, die muss man erlebt haben.»
Dennoch war es nach ein paar Jahren Zeit für den nächsten Schritt. «Im Herbst 1999 habe ich eine Woche frei genommen, um herauszufinden, was ich machen möchte. Auf dem Höhenweg unterwegs mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau kam ein Anruf von
Cisco.» Und so kam es, dass Schmid seit Januar 2000 – also seit 20 Jahren – für Cisco tätig ist. Angefangen als Account Manager im Telco-Markt, war Schmid während 13 Jahren in Verkaufs- und Management-Positionen tätig, bevor er drei Jahren für Innovationsprojekte arbeitete. Und seit rund vier Jahren ist er nun wieder in der Schweizer Organisation tätig, verantwortete den Channel und das Engineering und amtet seit Mitte November 2019 als Leiter Commercial Sales, wobei er sich um die Schweizer KMU kümmert. Er sieht hier noch viel Potenzial für den Infrastrukturausrüster.
Der Berg ruft
Die Wochen sind jobbedingt durchgetaktet und auch an den Wochenenden unternimmt Schmid viel. «Ich habe Pläne für jedes Wochenende, das ist mein Ausgleich. Das heisst nicht, dass 24 Stunden pro Tag etwas laufen muss.» Es gebe durchaus auch ruhige Momente, die er sich bewusst rausnehme und Zeit nur für sich verbringe. «Aber wenn ich am Montag zur Arbeit fahre, will ich wissen, was ich am Wochenende gemacht habe.» Im Sommer ist es die Gartenarbeit, die den 50-Jährigen begeistert.
Eine weitere Leidenschaft ist die Innenarchitektur. «Ich beschäftige mich stark mit Einrichtungen und designe selbst Möbel. Ich habe schon Lampen, Betten, Tische, Fernsehmöbel und Gartenhäuser entwickelt.» Zudem interessiert ihn die Welt der Extremsportler. «Ich schaue entsprechende Serien, lese Bücher oder unterhalte mich mit Sportlern.» Zu sehen, wie diese in Extremsituationen reagieren, relativiere für ihn viel. «Es erdet mich. Wenn man manchmal das Gefühl hat, was für eine tolle Person man ist, dann wird einem durch diese Extremsportler wieder klar, was für eine kleine Person man eigentlich ist.»
Aktuell findet man Schmid bis Ende April jedes Wochenende mit seiner Frau und den zwei Söhnen in den Bergen auf den Ski. «Wir sind eine Freerider-Familie. Dabei fasziniert uns, dass man viel Abstimmung und Kommunikation braucht. Man muss das Risiko abwägen und kann nicht einfach frei fahren. Es ist fast wie eine Herde, die runterfährt, und definitiv kein Einzelsport ? wie das Business auch.». Vieles sei Teamarbeit – und das Durchsetzen von technologischen Innovationen ein kalkuliertes Risiko. «Es gibt durchaus Parallelen zwischen meinen sportlichen Hobbys und den Themen von
Cisco, die ich betreue.»
Für seine Zukunft wünscht sich Schmid, noch mehr Zeit in den Bergen zu verbringen und vieles in der Schweiz und in Europa zu sehen. «Ich möchte noch viele schöne Erlebnisse mit meiner Familie haben, denn wir sind eine Familie, die von Geschichten lebt. Es gibt so viele Orte und Momente, die wir mit einem Spruch oder einem Erlebnis verbinden.»
Roman Schmid
Aufgewachsen ist Roman Schmid im solothurnischen Mümliswil. Nach einer Lehre als Maschinenzeichner und einem abgebrochenen Informatikstudium fand Schmid den Einstieg in die IT-Branche bei einem Systemintegrator, bevor er zu AST Research wechselte. Nach einem Zwischenhalt bei Compaq landete Schmid bei
Cisco, wo er seit zwanzig Jahren in diversen Positionen tätig ist – aktuell als Leiter Commercial Sales. Der 50-Jährige lebt mit seiner Frau und den zwei Söhnen (16 und 18) im aargauischen Küttigen.
(abr)