«Swiss IT Reseller»: Nach Huawei leiten Sie als General Manager bei Oppo erneut die Schweizer Niederlassung eines chinesischen Handyherstellers. Wo unterscheiden sich die beiden Jobs am stärksten?
Daniel Meier: Ehrlich gesagt ist die Rolle als General Manager eines grossen Technologie-Herstellers, oder vielleicht sogar eines grossen Unternehmens generell, immer recht ähnlich. Es geht darum, die Gesamtverantwortung zu tragen, die gesetzten Ziele zu erreichen und das lokale Team zu führen. Im Operativen gibt es im Vergleich zu meinem Job bei Huawei also keine sehr grossen Unterschiede.
Wo liegen denn die grössten Herausforderungen für Sie als Schweiz-Chef von Oppo?Die grösste Herausforderung bei einer neuen Marke ist es, diese zu etablieren. Man beginnt quasi auf der grünen Wiese, muss den Markt analysieren und dann entscheiden, wie man neue Produkte und eine innovative Marke in diesem Markt positionieren kann. Dabei gilt es verschiedene Komponenten zu beachten, um Erfolg zu haben – produktseitig, aber auch hinsichtlich Marketing oder der Services, die vorhanden sind und die man lokal anbieten möchte.
Ich wage die Behauptung, acht von zehn Schweizern kennt die Marke Oppo nicht beziehungsweise noch nicht. Wie wollen Sie das ändern? Ihre Schätzung ist ein wenig hoch gegriffen, Marktanalysen zeigen, dass die Bekanntheit der Marke Oppo hier in der Schweiz schon um einiges höher ist. Aber natürlich möchten wir sie weiter steigern, und dazu braucht es einerseits Präsenz mit den Produkten, aber auch eine clevere Marketingstrategie, um die Bekanntheit zu steigern. Nicht zu unterschätzen ist das Thema Mund-zu-Mund-Propaganda respektive die Empfehlungen des Verkaufspersonals in den Läden oder auf den Websites der Online-Shops sowie durch zufriedene Oppo-User. Am Ende des Tages muss es uns gelingen, uns einen guten Namen in der Schweiz zu schaffen, was nicht über Nacht zu bewerkstelligen ist, sondern mehrere Jahre Auf- und Ausbauarbeit braucht.
Und wie lautet Ihre Strategie, sich diesen Namen aufzubauen?Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, das Vertrauen der Schweizer Konsumenten und Partner zu gewinnen. Das wird uns ganz unaufgeregt gelingen, indem wir in allen Belangen einen guten Job machen und qualitativ hochwertige und innovative Produkte auf den Markt bringen. Unsere Marketingmassnahmen zielen darauf ab, Vertrauen zu schaffen.
Sie haben Ihren Job bei Huawei 2019 gerade rechtzeitig aufgegeben, bevor die US-Sanktionen Huawei getroffen haben. Wie stark profitiert Oppo in der Schweiz davon, dass Huawei von der US-Regierung ausgebremst wird?Wir konzentrieren uns in erster Linie auf uns selbst und auf unsere innovativen Produkte. Unser Ziel ist es, mit diesen Produkten das annähernde Duopol, dass im Schweizer Smartphone-Markt herrscht, aufzubrechen. Es soll künftig auch in der Schweiz mehrere starke Marken geben, denn mehrere starke Marken sind gesund für den Markt, für die Konsumenten und letztlich auch für unsere Partner.
Wo sehen Sie die Gründe für das von Ihnen angesprochene Duopol, das hierzulande besonders ausgeprägt ist?Das ist eine sehr gute Frage, die man den Schweizern stellen müsste. Nicht bestreiten kann man, dass die beiden dominierenden Marken in der Schweiz in Vergangenheit einen sehr guten Job gemacht haben. Gleichzeitig bin ich sicher, dass ebendiese Kundschaft offen und bereit ist für neue Anbieter, sofern deren Produkte innovativ und qualitativ hochwertig sind. Ein Duopol im Smartphone-Geschäft wird ja nicht nur durch zwei Marken erreicht, sondern auch durch die übrigen Marktteilnehmer zugelassen. Mittelfristig werden wir diesbezüglich ein gewichtiges Wort mitreden.
Ende April hat Oppo bekannt gegeben, ein lokales Contact Center in der Schweiz eröffnet zu haben. Was war der Gedanke bei diesem Schritt?Das lokale Contact Center ist die logische Konsequenz aus unserer Strategie, über die wir eben gesprochen haben. Wir wollen uns auf dem Markt etablieren und Vertrauen schaffen. Dazu gehört in unseren Augen auch, einen Kunden, der eine hohe drei- oder gar eine vierstellige Summe für sein Smartphone ausgibt, bei einem Problem in seiner Muttersprache helfen zu können. Ausserdem hilft uns das lokale Contact Center bei der Differenzierung von unseren Mitbewerbern, denn meines Wissens bietet kein anderer Hersteller einen ähnlichen lokalen Kundendienst an.
Hier könnte man dagegenhalten, dass Apple mit seinen Retail Stores durchaus auch lokal Unterstützung bietet.Wenn der Kunde bereit ist, zum Store zu gehen, dann bekommt er vor Ort Unterstützung, das stimmt natürlich. Ein Schweizer Apple Call Center gibt es, soweit ich informiert bin, aber nicht.
Was ist denn die Idee hinter Ihren Contact Centern? Ist das im Wesentlichen eine Hotline? Eine solche hilft mir bei einem zerbrochenen Display herzlich wenig, da wäre mir mit einem Flagship Store mehr gedient.Ein Flagship Store ist aktuell noch nicht angedacht. Die Helpline ist dazu gedacht, Fragen zum Gebrauch der Geräte oder zu Problemen mit dem Gerät zu beantworten. Sollte nun ein Display kaputt sein, haben wir gleichzeitig mit dem Contact Center auch einen neuen Reparaturprozess eingeführt, der es dem Endkunden möglichst einfach macht, sein Gerät für eine Reparatur anzumelden und das Gerät kostenlos an unser Reparatur-Center zu schicken.
Und dieses Reparatur-Center ist ebenfalls in der Schweiz?Ja, wir arbeiten hier mit Mobiletouch zusammen.
Die Eröffnung des Schweizer Contact Centers war Ihr Entscheid? Oder ist die Lokalpräsenz eine Strategie des Konzerns?Die Entscheidung dazu wurde vom lokalen Team und letztlich von mir gefällt. Weil wir uns abheben wollen vom Mitbewerb und weil wir neue Wege beschreiten wollen, um das Kundenerlebnis zu verbessern.
Stichwort lokales Team: Wie gross ist die Schweizer Präsenz von Oppo?Oppo beschäftigt in der Schweiz zehn Personen. Diese sind primär in den Bereichen Verkauf und Marketing sowie rund um After-Sales-Prozesse tätig. Daneben kümmern wir uns auch aus der Schweiz heraus darum, dass unsere Geräte optimal mit den Schweizer Netzbetreibern zusammenspielen.
Inwieweit profitieren Vertriebspartner von der lokalen Präsenz? Und wie lautet Ihre ganz grundsätzliche Vertriebsstrategie für die Schweiz?Auch hier bin ich überzeugt, dass auch die Vertriebspartner davon profitieren, wenn mehr starke Marken auf einem Markt präsent sind. Unsere Vertriebsstrategie sieht so aus, dass wir in der Distribution mit Alltron und Autronic zusammenarbeiten und damit sehr zufrieden sind. Gemeinsam mit den Distributoren stellen wir sicher, dass
Oppo in der Fläche verfügbar ist, sowohl über die Carrier als auch über alle wichtigen Retailer und Reseller. Gleichzeitig sind wir auch offen für weitere Interessenten bezüglich Vertrieb.
Verfolgt Oppo in der Schweiz auch eine B2B-Strategie?Aktuell liegt der Fokus auf dem Bereich B2C, was aber nicht heisst, dass B2B kein Thema ist bei uns. Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Erfolg im B2C-Bereich auch die Akzeptanz und Begehrlichkeit im B2B-Bereich steigt und Oppo auch für B2B-Projekte in Betracht gezogen wird. Zum Teil ist das bereits heute der Fall, einzelne B2B-Projekte werden bereits bearbeitet.
Wenn nun ein Systemintegrator bei einem Endkunden an einem Projekt dran ist, für das Oppo in Erwägung gezogen wird: Wie soll er vorgehen?Ein solcher potenzieller neuer Partner darf natürlich sehr gerne direkt auf uns zukommen, genauso wie Unternehmenskunden mit Smartphone-Bedarf uns direkt kontaktieren können, damit wir gemeinsam mit unseren bestehenden Partnern die für sie richtigen Produkte auswählen und entsprechende Offerten stellen können.
Oppo ist ja mehr als nur Smartphones, in der Schweiz werden zusätzlich auch Kopfhörer, Smartwatches und Fitnesstracker verkauft. Soll das Line-up auch darüber hinaus erweitert werden, etwa in Richtung Smart TVs, die Oppo ja in China anbietet?Wir werden mit grosser Wahrscheinlichkeit schon sehr bald weitere Produkte ankündigen, die in der Schweiz verfügbar sein werden. Mehr möchte ich dazu allerdings noch nicht verraten.
(mw)
Daniel Meier
Daniel Meier blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung im Schweizer Smartphone-Geschäft zurück und war in dieser Zeit unter anderem für Samsung, LG Electronics und HTC tätig, bevor er 2012 für rund siebeneinhalb Jahre als Vice President Switzerland zu Huaweis Consumer Business Group wechselte. Seit Herbst 2019 kümmert sich der 50-Jährige in der Schweiz um den Aufbau der chinesischen Technologie-Marke Oppo, einer der fünf grössten Smartphone-Marken weltweit.